Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
wenige hatten sich daran gewöhnen können, dass Frauen wie die Männer Waffen trugen, und außerdem waren sie Aiel, und jeder wusste, dass die Aiel genauso unberechenbar waren wie Verrückte.
    Der Lärm reichte nicht aus, um alles zu übertönen, was die Töchter hinter Rand sagten.
    »Er hat einen feinen Sinn für Humor. Wer ist das?« Das kam von Enaila.
    »Er heißt Leiran«, antwortete Somara. »Einer der Cosaida Chareen. Du glaubst, er habe Humor, weil er deinen Scherz für besser hielt als seinen eigenen? Er sieht aber tatsächlich so aus, als habe er kräftige Hände.« Mehrere der Töchter glucksten vor Vergnügen.
    »Habt Ihr Enaila nicht auch prachtvoll gefunden, Rand al’Thor?« Sulin schritt neben ihm einher. »Ihr habt nicht gelacht. Ihr lacht überhaupt niemals. Manchmal glaube ich, Ihr habt überhaupt keinen Sinn für Humor.«
    Rand blieb auf dem Fleck stehen und fuhr sie derart plötzlich an, dass mehrere zu ihren Schleiern griffen und sich umblickten, was ihn so erschreckt habe. »Ein jähzorniger alter Bauer namens Hu entdeckte eines Morgens, dass sein bester Hahn in einen hohen Baum gleich neben seinem Ententeich geflogen war und nicht mehr herunterkommen wollte. So ging er zu seinem Nachbarn Wil und bat ihn um Hilfe. Die Männer hatten sich noch nie vertragen, aber Wil war endlich doch einverstanden, und so gingen die beiden Männer zum Teich und begannen, auf den Baum zu klettern, Hu zuerst. Sie hatten vor, den Hahn zu erschrecken, damit er herausflog, doch der Vogel flog stattdessen immer höher, von Ast zu Ast. Dann, als Hu und der Hahn beinahe die Baumkrone erreicht hatten, mit Wil dicht auf den Fersen, gab es einen lauten Knacks, der Ast unter Hus Füßen brach, und er klatschte hinunter in den Teich. Wasser und Schlamm spritzten nach allen Seiten. Wil kletterte hinunter, so schnell er konnte, und reichte Hu vom Ufer aus seine Hand, aber Hu lag einfach auf dem Rücken im Wasser und sank immer tiefer in den Schlamm, bis nur noch seine Nase aus dem Wasser ragte. Ein anderer Bauer hatte gesehen, was geschehen war, und er rannte herbei und zog Hu aus dem Teich. ›Warum hast du Wils Hand nicht ergriffen?‹, fragte er Hu. ›Du hättest ertrinken können.‹ – ›Warum sollte ich seine Hand nehmen?‹, grollte Hu. ›Ich bin vor einem Moment erst bei hellem Tageslicht an ihm vorbeigekommen, und er hat kein Wort mit mir gesprochen.‹« Er schwieg erwartungsvoll.
    Die Töchter tauschten verständnislose Blicke. Schließlich sagte Somara: »Was ist mit dem Teich passiert? Sicher liegt die Pointe dieser Geschichte doch im Wasser begründet?«
    Rand hob ergeben die Hände und ging weiter zu dem Zeltpavillon mit den rot gestreiften Seiten. Er hörte, wie hinter ihm Liah sagte: »Ich glaube, das sollte ein Scherz oder so etwas sein.«
    »Wie können wir lachen, wenn er überhaupt nicht weiß, was mit dem Wasser geschehen ist?«, sagte Maira.
    »Es war der Hahn«, warf Enaila ein. »Der Humor dieser Feuchtländer ist schon eigenartig. Ich glaube, es muss etwas mit dem Hahn gewesen sein.«
    Er bemühte sich, einfach nicht mehr hinzuhören.
    Die Verteidiger des Steins standen noch strammer, als er näher kam, falls das überhaupt möglich war, und die beiden, die vor den goldumrandeten Zeltklappen standen, glitten zur Seite und zogen den Eingang auf. Ihre Blicke waren starr auf irgendeinen Punkt hinter den Aielfrauen gerichtet.
    Rand hatte die Verteidiger des Steins bereits einmal in den Kampf geführt, und zwar in einen verzweifelten Kampf gegen Myrddraal und Trollocs in den Sälen und Gängen des Steins von Tear selbst. In jener Nacht hätten sie jedem gehorcht, der vortrat, um sie anzuführen, aber er war eben derjenige gewesen, der das tat.
    »Der Stein steht noch«, sagte er mit gedämpfter Stimme. Das war damals ihr Schlachtruf gewesen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über einige jener Gesichter, bevor sie wieder zu hölzernen Masken erstarrten. In Tear lächelte ein einfacher Mann nicht über das, was ein Lord sagte, es sei denn, er war absolut sicher, dass der Lord wünschte, ihn lächeln zu sehen.
    Die meisten der Töchter hockten sich entspannt vor das Zelt, die Speere über die Knie gelegt. Diese Position konnten sie stundenlang beibehalten, ohne einen Muskel zu rühren. Nur Sulin folgte Rand zusammen mit Liah, Enaila und Jalani nach drinnen. Und wären diese Verteidiger des Steins auch alle Rands Jugendfreunde gewesen, hätten die Töchter doch genauso misstrauisch aufgepasst. Die

Weitere Kostenlose Bücher