Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
von Moghedien eine Möglichkeit erfahren, von einem Ort, den man nicht gut genug kannte, zu einem Ort, den man gut kannte, zu reisen. Das Gleiten, das langsamer vonstattenging als das Schnelle Reisen, war keines der verlorenen Talente – niemand hatte jemals davon gehört –, sodass sogar die Bezeichnung Egwene zugeschrieben wurde. Jedermann, der das Schnelle Reisen beherrschte, beherrschte auch das Gleiten, sodass jede Nacht Schwestern nach Salidar Glitten, die die Taubenschläge auf Vögel überprüften, die an den Ort ihrer Geburt zurückgekehrt waren, und dann zurückReisten.
Der Anblick hätte sie erfreuen sollen – die aufrührerischen Aes Sedai hatten Talente errungen, die die Weiße Burg für immer verloren geglaubt hatte, und hatten auch noch neue Talente erlernt, und jene Fähigkeiten würden helfen, Elaida den Amyrlin-Sitz zu nehmen, bevor alles vorüber war –, aber anstatt sich zu freuen, empfand Egwene nur Bitterkeit. Es hatte nicht so sehr damit zu tun, brüskiert worden zu sein. Während sie weiterging, wurden die Feuer seltener und schwanden dann ganz. Alles um sie herum lag in den tiefen Schatten der Wagen, von denen die meisten über Eisenringe gespannte Planen aufwiesen, und die Zelte schimmerten fahl im Mondlicht. Jenseits zogen sich die Lagerfeuer des Heeres überall die umgebenden Hügel hinauf – auf den Boden gebrachte Sterne. Die aus Caemlyn spürbare Stille ließ ihren Magen sich verkrampfen, was auch immer alle anderen dachten.
Am selben Tag, an dem sie Salidar verließen, war eine Nachricht eingetroffen, obwohl Sheriam sich erst vor einigen Tagen die Mühe gemacht hatte, sie ihr zu zeigen, und auch dann nur mit wiederholten Ermahnungen, dass der Inhalt geheim bleiben müsste. Der Saal kannte ihn, aber niemand sonst sollte ihn erfahren. Noch mehr der zehntausend Geheimnisse, die das Lager überschwemmten. Egwene war davon überzeugt, dass sie die Nachricht niemals zu sehen bekommen hätte, wenn sie nicht ständig weiter von Rand gesprochen hätte. Sie konnte sich an jedes sorgfältig gewählte Wort erinnern, das in kleiner Schrift auf sehr dünnem Papier festgehalten war.
Wir sind in dem Gasthaus, von dem wir gesprochen haben, gut untergebracht, und wir haben uns mit dem Tuchhändler getroffen. Er ist ein sehr bemerkenswerter junger Mann – genau, wie Nynaeve uns erzählt hat. Dennoch war er höflich. Ich glaube, er hat ein wenig Angst vor uns, was nur nützlich ist. Es wird gut gehen!
Ihr habt vielleicht Gerüchte über Männer gehört, die sich hier aufhalten, einschließlich eines Burschen aus Saldaea. Ich fürchte, die Gerüchte sind alle nur zu wahr, aber wir sind bisher keinem von ihnen begegnet und werden dies nach Möglichkeit auch vermeiden. Wenn man zwei Hasen verfolgt, werden beide entkommen.
Verin und Alanna sind hier, mit einer Anzahl junger Frauen aus der gleichen Gegend, aus der der Tuchhändler kommt. Ich werde versuchen, sie zur Ausbildung zu Euch zu schicken. Alanna hat eine gewisse Zuneigung zu dem Händler entwickelt, was sich als nützlich erweisen könnte, obwohl es auch besorgt macht. Aber alles wird gut werden, dessen bin ich gewiss.
Merana
Sheriam betonte die ihrer Meinung nach guten Nachrichten. Merana, eine erfahrene Unterhändlerin, hatte Caemlyn erreicht und wurde von Rand, dem ›Tuchhändler‹ gut aufgenommen. Wundervolle Nachrichten – für Sheriam. Und Verin und Alanna würden Mädchen von den Zwei Flüssen als Novizinnen herbringen. Sheriam war überzeugt, dass sie dieselbe Straße entlangkommen müssten, die sie selbst bereisten. Sie schien zu glauben, Egwene müsste von der Vorstellung, Gesichter von zu Hause zu sehen, vollkommen begeistert sein. Merana würde alles regeln. Merana wusste, was sie tat.
»Das ist ein Eimer voller Pferdeschweiß«, murrte Egwene in die Nacht. Ein Bursche mit Zahnlücken, der einen großen Holzeimer trug, zuckte zusammen und starrte sie so verblüfft an, dass er sich zu verbeugen vergaß.
Rand … höflich? Sie hatte seine erste Begegnung mit Coiran Saeldain, Elaidas Abgesandter, erlebt. ›Anmaßend‹ traf es genauer. Warum sollte er sich Merana gegenüber anders verhalten? Merana dachte, er habe Angst, obwohl das gut war. Rand hatte selbst dann selten Angst, wenn er sie haben sollte, und wenn er sie jetzt hatte, sollte Merana daran denken, dass Angst selbst den sanftmütigsten Mann gefährlich machen konnte und dass Rand allein schon dadurch gefährlich war, dass er war, wer er war. Und was sollte es
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