Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
verstehen? Ich meine nicht nur Aes Sedai, sondern alle Frauen.«
Jasfer brüllte vor Lachen, und als seine Frau ihm einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, lachte er nur noch lauter. Der Blick, den sie dann Mat zuwarf, hätte in seiner Gelassenheit sogar eine Aes Sedai beschämt. »Männer hätten es recht leicht, mein Lord, wenn sie nur richtig sehen oder zuhören könnten. Frauen fällt die schwierigere Aufgabe zu. Wir müssen versuchen, die Männer zu verstehen.« Jasfer hielt sich am Türrahmen fest, während ihm Tränen das dunkle Gesicht hinabliefen. Frau Anan sah ihn von der Seite an, neigte den Kopf, wandte sich dann um, ganz kühle Gelassenheit – und hieb ihm mit der Faust so fest gegen die Rippen, dass seine Knie nachgaben. Sein Gelächter wurde zu einem Keuchen, ohne jedoch aufzuhören. »Es gibt in Ebou Dar ein Sprichwort, mein Lord«, sagte sie über die Schulter zu Mat. »Ein Mann ist ein Labyrinth von Dunkelheit umhüllter Brombeersträucher, und nicht einmal er selbst kennt den Weg.«
Mat schnaubte. Sie war wirklich eine große Hilfe. Nun, Teslyn oder Joline oder sonst jemand – es musste jemand anderer gewesen sein; wenn er nur wüsste, wer – die Weiße Burg war weit entfernt. Mat betrachtete stirnrunzelnd die beiden Leichname. Jaichim Carridin war hier am Ort. Und einhundert andere Schurken ebenfalls. Er würde diese zwei Frauen irgendwie sicher aus Ebou Dar herausbringen. Das Problem war nur, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wie er das bewerkstelligen sollte. Er wünschte, diese verdammten Würfel würden anhalten und es wäre vorbei.
Die Räume, die sich Joline mit Teslyn teilte, waren ziemlich geräumig, einschließlich eines Schlafzimmers für jede von ihnen sowie eines für ihre Mägde und eines weiteren, das sehr gut für Blaeric und Fen geeignet gewesen wäre, wenn Teslyn es hätte ertragen können, ihre Behüter bei sich zu haben. Die Frau sah jeden Mann als möglicherweise tollwütigen Wolf an, und sie duldete keinen Widerspruch, wenn sie etwas wirklich wollte. Sie war genauso unerbittlich wie Elaida und machte alles nieder, was ihr in den Weg geriet. Gewiss waren sie in jeder Beziehung gleichgestellt, aber nicht vielen gelang es, ohne wirklichen Vorteil die Oberhand über Teslyn zu bekommen. Sie saß im Wohnzimmer am Schreibtisch, als Joline eintrat, und ihre Feder verursachte ein schreckliches Kratzen. Sie geizte stets mit der Tinte.
Joline fegte ohne ein Wort an ihr vorbei und auf den Balkon hinaus, ein langer Käfig aus weiß bemaltem Schmiedeeisen. Die Schnörkelverzierungen waren so dicht gearbeitet, dass es den drei Stockwerke tiefer im Garten arbeitenden Männern schwergefallen wäre zu sehen, dass jemand auf dem Balkon war. Normalerweise gediehen Blumen dieser Gegend in der Hitze, wilde Farbtupfer, die das Innere des Palastes überstrahlten, aber dort unten blühte nichts. Gärtner liefen mit Wassereimern die Kieswege entlang, aber fast jedes Blatt war gelb oder braun. Joline hätte es nicht einmal unter Folterqualen zugegeben, aber die Hitze machte ihr Angst. Der Dunkle König berührte die Welt, und ihre einzige Hoffnung war ein junger Mann, der über die Stränge schlug.
»Brot und Wasser?«, fragte Teslyn plötzlich. »Den Cauthon-Jungen in die Burg schicken? Wenn sich an unserem Plan etwas ändert, werdet Ihr es bitte zunächst mir sagen, bevor Ihr andere informiert.«
Joline spürte, wie sie errötete. »Merilille musste ins Vertrauen gezogen werden. Sie hat gelehrt, als ich Novizin war.« Ebenso Teslyn. Sie war eine strenge Lehrerin gewesen, die ihre Klassen in eisernem Griff hatte. Schon ihre Art zu sprechen war eine Mahnung, eine deutliche Warnung, nichts gegen sie zu unternehmen, ob gleichgestellt oder nicht. Merilille stand jedoch niedriger. »Sie ließ uns gewöhnlich vor der Klasse stehen und bohrte wieder und wieder nach der von ihr geforderten Antwort, bis wir dort vor allen anderen vor Anspannung weinten. Sie heuchelte Mitleid, oder vielleicht empfand sie es auch wirklich, aber je mehr sie uns tätschelte und sagte, wir sollten aufhören zu weinen, desto schlimmer wurde es.« Sie brach plötzlich ab. Sie hatte das gar nicht sagen wollen. Es war Teslyns Schuld, die sie immer ansah, als sollte sie wegen eines Flecks auf ihrem Kleid gescholten werden. Aber sie sollte es verstehen. Merilille hatte auch sie unterrichtet.
»Das habt Ihr die ganze Zeit in Erinnerung behalten?« Teslyns Stimme klang völlig ungläubig. »Die Schwestern, die uns unterrichtet
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