Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
glauben …«
»Tut, was ich Euch gesagt habe!«, fauchte sie und lenkte die Macht, um ihn hochzuheben und gegen die Mauer zu schleudern. Arnin prallte mit dem Kopf dagegen, aber das konnte ihm sicherlich nicht schaden.
Nad eilte zum Tisch und stammelte: »Ja, Herrin. Wie Ihr befehlt, Herrin.« Als sie Arnin losließ, stolperte er ohne weitere Einwände zum Tisch und half, den Leichnam wie Unrat aufzuheben und hinauszutragen. Nun, jetzt war er so gut wie Unrat. Sie bedauerte ihren Ausbruch. Es war unvernünftig, dem Temperament die Zügel schießen zu lassen, obwohl es manchmal nützlich zu sein schien. Das überraschte sie nach all diesen Jahren noch immer.
»Moghedien – das wird ihr nicht gefallen«, sagte Ispan, sobald die Männer fort waren. Die blauen und grünen, in ihre vielen dünnen schwarzen Zöpfe geflochtenen Perlen klapperten, als sie den Kopf schüttelte. Sie war die ganze Zeit über in den Schatten geblieben, in einer Ecke, mit einem Schild abgeschirmt, damit sie nichts hörte.
Falion konnte sich nur mühsam beherrschen, sie nicht anzustarren. Ispan war die letzte Begleiterin, die sie für sich auserwählt hätte. Sie war eine Blaue, oder war es gewesen. Vielleicht war sie es auch noch immer. Falion fühlte sich der Weißen Ajah keinesfalls unterlegen, nur weil sie sich der Schwarzen Ajah angeschlossen hatte. Blaue waren zu leidenschaftlich, hüllten alles in Empfindungen, was äußerst leidenschaftslos betrachtet werden sollte. Sie hätte Rianna, eine weitere Weiße, erwählt, obwohl die Frau mitunter seltsame, unvernünftige Vorstellungen hatte. »Moghedien hat uns vergessen, Ispan. Oder habt Ihr ein persönliches Wort von ihr erhalten? Ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass es dieses Versteck nicht gibt.«
»Moghedien sagt, es existiert.« Ispan sprach zunächst nur entschlossen, aber dann wurde ihre Stimme schnell hitzig. »Ein Lager von Angrealen , Sa’angrealen und Ter’angrealen . Wir werden einen Teil davon bekommen. Unsere eigenen Angreale , Falion. Vielleicht sogar Sa’angreale . Sie hat es versprochen.«
»Moghedien hat sich geirrt.« Falion sah, wie sich Ispans Augen entsetzt weiteten. Die Auserwählten waren ein seltsames Volk. Es hatte auch Falion bestürzt, diese Lektion lernen zu müssen, aber einige weigerten sich zu begreifen. Die Auserwählten waren weitaus stärker, erheblich intelligenter, und es war durchaus möglich, dass sie die Belohnung der Unsterblichkeit bereits erhalten hatten, aber allem Anschein nach bekämpften sie einander dennoch unerbittlich.
Ispans Entsetzen verwandelte sich rasch in Verärgerung. »Auch andere suchen danach. Würden sie alle nach nichts Ausschau halten? Schattenfreunde suchen danach, die von anderen Auserwählten darauf angesetzt worden sein müssen. Und wenn die Auserwählten danach suchen – könnt Ihr dann immer noch behaupten, es existiere nichts?« Sie wollte es nicht sehen. Wenn etwas nicht gefunden werden konnte, war der wahrscheinlichste Grund dafür, dass es nicht existierte.
Falion wartete. Ispan war nicht dumm, sondern nur von Ehrfurcht ergriffen, und Falion glaubte daran, Menschen lehren zu müssen, selbst zu erkennen, was ihnen bereits bewusst sein sollte. Träge Geister mussten geschult werden.
Ispan schritt auf und ab, ließ ihre Röcke rascheln und blickte stirnrunzelnd auf Staub und alte Spinnweben. »Dieser Ort stinkt. Und er ist schmutzig!« Sie erschauderte, als eine große schwarze Schabe die Wand hinauflief. Einen Moment umgab Ispan das Schimmern. Ein Strang zerquetschte die Schabe mit einem Knall. Ispan verzog das Gesicht und wischte sich die Hände an ihren Röcken ab, als hätte sie sie statt der Macht gebraucht. Sie hatte einen empfindlichen Magen, obwohl das glücklicherweise nicht galt, wenn sie von tatsächlichem Handeln Abstand nehmen konnte. »Ich werde keiner der Auserwählten von dem Versagen berichten, Falion. Sie würden uns Liandrin beneiden lassen.«
Falion unterdrückte ein Schaudern. Sie durchschritt den Raum und goss sich einen Becher gewürzten Pflaumenwein ein. Die Pflaumen waren überreif gewesen, und der gewürzte Wein war zu süß, aber ihre Hände blieben ruhig. Moghediens Angst war durchaus spürbar, aber nicht das Beugen vor der Angst. Vielleicht war die Frau tot. Gewiss hätte sie sie inzwischen gerufen oder sie erneut im Schlaf in Tel’aran’rhiod heimgesucht, um sie zu fragen, warum sie ihre Befehle noch nicht ausgeführt hatten. Bis sie jedoch einen Leichnam sah, war die
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