Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Leben der Menschen aufbrechen, wie der Pflug die Erde aufbricht, und alles, was gewesen ist, soll von der Glut seiner Augen vereinnahmt werden. Die Kriegsposaunen sollen ihm nachklingen, die Raben sollen sich an seiner Stimme nähren, und er soll eine Krone aus Schwertern tragen. Die Prophezeiungen des Drachen ließen wenig Hoffnung auf etwas anderes als den Sieg über den Dunklen König. Die Prophezeiung von Rhuidean, die Aiel-Prophezeiung, besagte, dass er sie vernichten würde. Wegen ihm vereinnahmte die Öde die Clans, und uralte Bräuche wurden zerstört. Selbst ohne die Aes Sedai war es kein Wunder, wenn die Häuptlinge darüber nachdachten, ob es richtig war, Rand al’Thor zu folgen, ob er Drachen auf den Armen aufwies oder nicht. »Ich hoffe es.«
»Möget Ihr stets Wasser und Schatten finden, Rand al’Thor«, sagte Indirian.
Nachdem sie gegangen waren, saß Rand stirnrunzelnd in seinen Becher blickend da, fand aber in dem dunklen Tee keine Antworten. Schließlich stellte er ihn neben das Tablett und zog seine Ärmel herunter. Meranas Blick ruhte angespannt auf ihm, als wollte sie ihm seine Gedanken entziehen. Sie schien ebenfalls Ungeduld auszustrahlen. Er hatte ihr gesagt, sie solle in der Ecke bleiben, solange sie keine Stimmen hören konnte. Merana aber sah zweifellos keinen Grund, warum sie nicht hervorkommen sollte, da die Clanhäuptlinge gegangen waren. Hervorkommen und herausfinden sollte, was gesagt worden war.
»Denkt Ihr, sie glauben, dass ich an den Fäden der Aes Sedai tanze?«, fragte er.
Der junge Narishma zuckte zusammen. Er war in Wahrheit kaum älter als Rand, aber er hatte den Blick eines fünf oder sechs Jahre jüngeren Mannes. Er sah Merana an, als wüsste sie die Antwort, und bewegte unbehaglich die Schultern. »Ich … weiß es nicht, mein Lord Drache.«
Dashiva blinzelte und hörte auf, vor sich hin zu murmeln. Er neigte den Kopf wie ein Vogel und sah Rand von der Seite an. »Ist es wichtig, solange sie gehorchen?«
»Es ist wichtig«, sagte Rand. Dashiva zuckte die Achseln, und Narishma runzelte nachdenklich die Stirn. Sie schienen beide nicht zu verstehen, aber vielleicht könnte man Narishma darauf hinführen.
Hinter dem Podest des Throns übersäten Landkarten den Steinboden, zusammengerollt oder gefaltet oder ausgebreitet, wo Rand sie liegengelassen hatte. Er verschob einige mit seiner Stiefelspitze. Er musste sich um so vieles gleichzeitig kümmern. Um das nördliche Cairhien und die Brudermörders Dolch genannten Berge sowie die Region rund um die Stadt. Um Illian und die Ebenen von Maredo bis zu Far Madding. Um die Insel Tar Valon und alle umgebenden Städte und Dörfer. Um Ghealdan und einen Teil von Amadicia. In seinem Kopf war Bewegung und Farbe. Lews Therin stöhnte und lachte in der Ferne, schwaches, wahnsinniges Gemurmel darüber, die Asha’man zu töten, die Verlorenen zu töten. Ihn selbst zu töten. Alanna hörte auf zu weinen, schneidende Qual – unter einer dünnen Schicht Zorn gebändigt. Rand fuhr sich mit den Händen durchs Haar und drückte sie dann fest gegen die Schläfen. Wie war es gewesen, als er noch allein in seinem Schädel war? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
Eine der großen Türen öffnete sich, und eine der Töchter des Speers, die im Gang Wache standen, kam herein. Riallin, mit lebhaft rotblondem Haar und unentwegt grinsend, wirkte in der Tat rundlich – jedenfalls für eine Tochter des Speers. »Berelain sur Paendrag und Annoura Larisen möchten den Car’a’carn sehen«, verkündete sie. Ihre Stimme klang beim ersten Namen warm und freundlich, aber beim zweiten Namen kalt und tonlos, ohne dass ihr Grinsen schwand.
Rand seufzte und öffnete den Mund, um sie hereinzubeordern, aber Berelain wartete nicht. Sie stürmte herein, eine etwas ruhigere Annoura dichtauf. Die Aes Sedai scheute beim Anblick Dashivas und Narishmas leicht zurück und musterte neugierig Merana in ihrer Ecke. Nicht so Berelain.
»Was hat das zu bedeuten, mein Lord Drache?«, forderte sie zu wissen und schwang den Brief, den er ihr am Morgen hatte zukommen lassen. Sie schritt heran und hielt ihm den Brief unter die Nase. »Warum soll ich nach Mayene zurückkehren? Ich habe hier in Eurem Namen gut regiert, und das wisst Ihr. Ich konnte es nicht verhindern, dass Colavaere sich selbst krönen ließ, aber zumindest habe ich sie daran gehindert, die von Euch erlassenen Gesetze zu ändern. Warum soll ich fortgeschickt werden? Und warum erfahre ich das brieflich? Nicht
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