Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
waren.
Ein hagerer junger Mann mit einer zerrissenen Weste ging, nichts Gutes im Schilde führend, pfeifend die Straße hinab und hielt inne, als er ihn auf dem Fass sitzen sah. Sein Mantel und sein Platz in den Schatten – und auch alles Übrige an ihm, wie er reuig zugab – wirkte wahrscheinlich verführerisch. Er griff unter den Mantel. Seine Hände hatten nicht mehr die Kraft oder Beweglichkeit, mit dem Schwert umgehen zu können, aber die beiden langen Dolche, die er seit über dreißig Jahren bei sich trug, hatten schon mehr als einen Schwertkämpfer überrascht. Vielleicht zeigte sich etwas in seinen Augen, denn der hagere junge Mann überlegte es sich anders und ging pfeifend weiter.
Das zum Stall des Goldschmieds führende Tor neben dem Haus schwang auf, und zwei kräftige Männer erschienen, die einen hoch mit schmutzigem Stroh und Mist gefüllten Karren schoben. Was hatten sie vor? Arnin und Nad waren kaum die Burschen, die Ställe ausmisteten.
Er beschloss, dass er bis zur Dunkelheit hierbleiben und dann sehen würde, ob er Carridins hübsche kleine Mörderin wiederfinden konnte.
Er nahm erneut die Hand vom Kopf. Früher oder später würde er sich erinnern. Er hatte nicht mehr viel Zeit, aber sie war alles, was er hatte. So weit erinnerte er sich.
KAPITEL 18
Wie der Pflug die Erde aufbricht
R and ergriff Saidin ausreichend lange, um das Gewebe zu lösen, das er in einer Ecke des Vorraums gewoben hatte, hob seinen kleinen, silbern eingefassten Becher an und sagte: »Noch mehr Tee.« Lews Therin murrte in seinem Hinterkopf verärgert.
Verzierte und vergoldete Sessel standen jeweils paarweise aufgereiht zu beiden Seiten einer aufgehenden goldenen Sonne, die, zwei Schritte breit, in den glänzenden Steinboden eingelassen war, und ein weiterer Sessel, der fast vollkommen aus Gold zu bestehen schien, stand auf einem kleinen Podest, das genauso sorgfältig gearbeitet war, aber Rand saß mit gekreuzten Beinen auf einem für diese Gelegenheit ausgelegten Teppich mit einem tairenischen Wirrwarr in Grün und Gold und Blau. Den drei Clanhäuptlingen, die ihm gegenübersaßen, hätte es nicht gefallen, wenn er sie von einem Sessel aus empfangen hätte, selbst wenn sie selbst Sessel angeboten bekommen hätten. Sie waren ein weiteres Wirrwarr, das vorsichtig behandelt werden musste. Rand trug die Ärmel seines Hemds hochgeschoben, sodass die rot-goldenen Drachen sichtbar wurden, die sich um beide Unterarme wanden und metallisch glitzerten. Die Clanhäuptlinge trugen die Cadin’sors der Aiel-Männer, die ihre nur auf dem linken Arm befindlichen Drachen verbargen. Vielleicht war die Mahnung an das, was er war – dass auch er in Rhuidean gewesen war, obwohl die Reise für die meisten Menschen, die es betraten, den Tod bedeutete – unnötig. Vielleicht.
Die drei Gesichter verrieten wenig, als sie Merana aus der Ecke herannahen sahen, wo sie abgeschirmt gewesen war. Janwins runzliges Gesicht hätte aus altem Holz geschnitzt sein können, aber so wirkte es immer, und wenn seine blaugrauen Augen stürmisch dreinblickten, so war dies auch immer so. Selbst sein Haar wirkte wie Sturmwolken. Er war jedoch ein ausgeglichener Mensch. Indirian und der einäugige Mandelain hätten an etwas anderes denken können, nur dass ihre unbewegten Blicke Merana folgten. Lews Therin wurde plötzlich still, als beobachte auch er durch Rands Augen.
Meranas alterslose Züge offenbarten noch weniger als die Gesichter der Clanhäuptlinge. Sie glättete ihre hellgrauen Röcke, kniete sich neben Rand und nahm die Teekanne hoch. Sie brauchte für die Kanne, die eine große Kugel aus goldüberzogenem Silber war, mit Leoparden als Füße und Henkel und einem weiteren auf dem Deckel kauernden Leoparden, beide Hände, und sie zitterte ein wenig, als sie Rands Becher vorsichtig füllte. Wie sie es tat, schien zu besagen, dass sie es tun wollte, aus ihren eigenen Gründen, die niemand von ihnen auch nur andeutungsweise verstehen konnte. Wie sie es tat, kennzeichnete sie weitaus deutlicher als Aes Sedai als ihr Gesicht. War dies nützlich, oder schadete es eher?
»Ich lasse sie die Macht nicht ohne Erlaubnis lenken«, sagte Rand. Die Clanhäuptlinge schwiegen. Merana erhob sich und kniete sich dann neben die Häuptlinge. Mandelain bedeckte seinen Becher mit einer breiten Hand, um anzuzeigen, dass er keinen Tee mehr wollte. Die anderen beiden hielten ihr die Becher hin, während blaugraue und grüne Augen sie gleichermaßen beobachteten. Was
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