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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Caddar war fast eine Handbreit größer als Modarra – für einen Feuchtländer, und selbst für einen Aiel, groß –, und die Frau reichte ihm nur bis zur Brust. Sie besaß eine ebenso dunkle Gesichtsfarbe und ebenso dunkles Haar wie er und war von ausreichender Schönheit, dass Sevanna die Lippen zusammenpresste. Sie trug ein hellrotes Seidengewand, das noch mehr von ihrem Busen offenbarte als bei Someryn.
    Als hätte Sevanna sie im Geiste gerufen, rückte Someryn näher an sie heran. »Die Frau besitzt die Gabe«, flüsterte sie, ohne das Paar aus den Augen zu lassen. »Sie webt eine Barriere.« Dann schürzte sie die Lippen und fügte widerwillig hinzu: »Sie ist stark. Sehr stark.« Diese Worte bedeuteten aus ihrem Munde tatsächlich etwas Außergewöhnliches. Sevanna hatte noch nie verstehen können, warum Stärke im Lenken der Macht unter Weisen Frauen nicht zählte – während sie um ihretwillen froh darüber war –, aber Someryn war stolz darauf, noch niemals einer Frau begegnet zu sein, die auch nur annähernd so stark war wie sie. Doch ihrem Tonfall entnahm Sevanna, dass diese Frau stärker war.
    Im Moment kümmerte es sie allerdings nicht, ob die Frau Berge versetzen oder nur eine Kerze entzünden konnte. Sie musste eine Aes Sedai sein. Sie sah nicht wie eine Aes Sedai aus, aber das hatte Sevanna schon früher erlebt. Durch sie musste Caddar Zugriff auf das Ter’angreal bekommen haben. So hatte er sie finden und herkommen können. So bald; so schnell. Möglichkeiten taten sich auf, und Hoffnungen wuchsen. Aber wer von beiden führte?
    »Hört auf, die Macht in den Würfel zu lenken«, befahl sie. Vielleicht verfolgte er noch immer ihr Gespräch.
    Rhiale warf ihr einen fast mitleidigen Blick zu. »Someryn hat bereits aufgehört, Sevanna.«
    Nichts konnte ihr die Stimmung verderben. Sie lächelte und sagte: »Sehr gut. Denkt daran, was ich gesagt habe. Lasst mich reden.« Die meisten der übrigen Frauen nickten. Rhiale schnaubte. Sevanna behielt ihr Lächeln bei. Eine Weise Frau konnte nicht zur Gai’chain gemacht werden, aber es waren bereits so viele überholte Bräuche abgeschafft worden, dass andere vielleicht folgen würden.
    Caddar und die Frau kamen näher, und Someryn flüsterte: »Sie hält die Macht noch immer fest.«
    »Setzt Euch neben mich«, befahl Sevanna ihr eilig. »Berührt mein Bein, wenn sie die Macht lenkt.« Es ärgerte sie maßlos, aber sie musste es wissen.
    Sie setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin, und die anderen folgten ihrem Beispiel, wobei sie eine Lücke für Caddar und die Frau ließen. Someryn saß Sevanna so nahe, dass sich ihre Knie berührten. Sevanna wünschte, sie hätte einen Stuhl.
    »Ich grüße Euch, Caddar«, sagte sie trotz seiner vorherigen Beleidigung förmlich. »Nehmt Platz, Ihr und Eure Frau.«
    Sie wollte sehen, wie die Aes Sedai reagierte, aber sie wölbte nur eine Augenbraue und lächelte träge. Ihre Augen waren genauso schwarz wie seine – so schwarz wie die eines Raben. Die übrigen Weisen Frauen zeigten Kühle. Hätten die Aes Sedai Rand al’Thor nicht bei den Brunnen entkommen lassen, hätten sie gewiss alle getötet oder gefangen genommen. Diese Aes Sedai musste sich dessen bewusst sein, da Caddar eindeutig Bescheid wusste, aber sie wirkte ganz und gar nicht ängstlich.
    »Dies ist Maisia«, sagte Caddar und ließ sich ein kleines Stück abseits von der für ihn freigelassenen Lücke nieder. Er wollte aus einem unbestimmten Grund nicht gern auf Armeslänge herankommen. Vielleicht fürchtete er Dolche. »Ich habe Euch gesagt, Ihr solltet eine einzige Weise Frau heranziehen, Sevanna, nicht sechs. Manche Menschen sind vielleicht misstrauisch.« Er schien aus einem unbestimmten Grund belustigt.
    Die Frau, Maisia, hielt in ihrer Bewegung, ihre Röcke zu glätten, inne, als er ihren Namen nannte, und sah ihn überaus zornig an. Vielleicht hatte sie ihre Identität verborgen halten wollen. Sie sagte jedoch nichts. Kurz darauf setzte sie sich neben ihn, und ihr Lächeln kehrte so schnell zurück, als wäre es niemals verschwunden. Sevanna war nicht zum ersten Mal dankbar dafür, dass Feuchtländern ihre Empfindungen ins Gesicht geschrieben standen.
    »Ihr habt den Gegenstand mitgebracht, mit dem Rand al’Thor kontrolliert werden kann?« Warum sollte sie die Form wahren, wenn er so unhöflich war? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich bei ihrer ersten Begegnung ebenso verhalten hätte. Vielleicht ermutigte ihn die Aes Sedai

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