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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihrem Gewand. Keuchend schlängelte sie sich beim Geräusch zerreißenden Tuchs das letzte Stück voran.
    Als sie über die Schulter zurückschaute, erbebte sie krampfartig. Wo der Tunneleingang hätte sein sollen, befand sich eine glatte Steinmauer. Vielleicht hatte der Große Herr das alles genau geplant, und vielleicht, wenn sie langsamer gewesen wäre …
    Sie fand sich auf einem Sims über einem schwarz gesprenkelten, roten See aus brodelnder Lava wieder, auf dem menschenhohe Flammen tanzten, erstarben und neu erschienen. Über ihr erhob sich die Höhle ohne obere Begrenzung in einen Himmel, an dem rot und gelb und schwarz gestreifte, drohende Wolken dahinrasten, als strömten sie auf dem Wind der Zeit selbst dahin. Es war nicht der dunkel wolkenverhangene Himmel, den man außerhalb Shayol Ghuls sah und der keinen zweiten Blick verdiente, nicht nur, weil sie ihn schon viele Male gesehen hatte. Der Stollen in den Bereich, wo der Große Herr gefangen gehalten wurde, war hier nicht näher als irgendwo sonst auf der Welt, aber hier konnte sie ihn spüren. Hier konnte sie im strahlenden Glanz des Großen Herrn schwelgen. Die Wahre Macht umströmte sie so stark, dass der Versuch, die Macht zu lenken, sie zu Schlacke verbrennen würde. Nicht, dass sie den Wunsch verspürte, den Preis irgendwo sonst zu bezahlen.
    Sie wollte sich gerade auf die Knie aufrichten, als sie etwas zwischen die Schulterblätter traf, sie fest auf den Steinsims drückte und ihr die Luft aus den Lungen presste. Sie rang benommen nach Atem und blickte dann wieder über die Schulter. Der Myrddraal stand, einen wuchtigen Stiefel fest auf ihrem Rücken, über ihr. Sie hätte fast Saidar umarmt, aber hier ohne ausdrückliche Erlaubnis die Macht zu lenken, käme dem Tod gleich. Die Anmaßung auf den Hängen in der Oberwelt war eine Sache, aber dies …!
    »Wisst Ihr, wer ich bin?«, fragte sie. »Ich bin Moghedien!« Der augenlose Blick beobachtete sie wie vielleicht auch ein Insekt. Sie hatte Myrddraals gewöhnliche Menschen häufig auf diese Art betrachten sehen.
    MOGHEDIEN . Die Stimme in ihrem Kopf verscheuchte alle Gedanken an den Myrddraal. Sie verscheuchte beinahe jeden Gedanken. Neben dieser Empfindung war auch die innigste Umarmung eines menschlichen Geliebten nur wie ein Tropfen im Vergleich zu einem Ozean. WIE SEHR HAST DU GEFEHLT, MOGHEDIEN, DIE AUSERWÄHLTEN SIND STETS DIE STÄRKSTEN, ABER DU LÄSST DICH EINNEHMEN. DU HAST JENE GELEHRT, DIE SICH MIR ENTGEGENSTELLEN WERDEN, MOGHEDIEN.
    Sie kämpfte mit flatternden Augenlidern um Klarheit. »Großer Herr, ich habe sie nur kleine Dinge gelehrt, und ich habe sie so gut bekämpft, wie ich konnte. Ich habe sie einen möglichen Weg gelehrt, einen die Macht lenkenden Mann zu entdecken.« Es gelang ihr zu lachen. »Dies auszuführen, verursacht ihnen solche Kopfschmerzen, dass sie die Macht stundenlang nicht mehr lenken können.« Schweigen. Vielleicht auch gut. Sie hatten den Versuch zu lernen schon lange vor ihrer Rettung aufgegeben, aber das brauchte der Große Herr nicht zu erfahren. »Großer Herr, Ihr wisst, wie ich Euch gedient habe. Ich diene in den Schatten, und Eure Feinde spüren meinen Biss erst, wenn mein Gift wirkt.« Sie wagte nicht zu sagen, sie habe sich freiwillig gefangen nehmen lassen, um von innen zu wirken, aber sie könnte es vorschlagen. »Großer Herr, Ihr wisst, wie viele Eurer Feinde ich im Krieg der Macht zu Fall gebracht habe. Aus den Schatten, ungesehen, oder wenn man mich doch sah, unbeachtet, weil ich nicht als Bedrohung angesehen wurde.« Schweigen. Und dann …
    MEINE AUSERWÄHLTEN SIND STETS DIE STÄRKSTEN. MEINE HAND FÜHRT.
    Die Stimme hallte in ihrem Schädel wider, verwandelte ihre Knochen in brodelnden Honig und setzte ihr Gehirn in Flammen. Der Myrddraal hatte die Hand um ihr Kinn gelegt und zwang ihren Kopf hoch, bevor sich ihre Sicht weit genug geklärt hatte, dass sie das Messer in seiner anderen Hand sehen konnte. Alle ihre Träume endeten hier mit einem Durchschneiden ihrer Kehle, während ihr Körper den Trollocs verfüttert würde. Vielleicht würde Shaidar Haran einen Schnitt für sich selbst bewahren. Vielleicht …
    Nein. Sie wusste, dass sie sterben würde, aber dieser Myrddraal würde keine Faser von ihr verspeisen! Sie streckte sich nach Saidar aus, und ihre Augen traten hervor. Da war nichts. Nichts! Es war, als wenn sie von der Quelle abgetrennt wäre! Sie wusste, dass dem nicht so war – es hieß, dass dies der stärkste Schmerz war, der

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