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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einem Menschen widerfahren konnte, jenseits jeglicher Macht zu töten – aber …!
    In jenen benommenen Momenten zwang der Myrddraal ihren Mund auf, strich mit der Klinge ihre Zunge entlang und kerbte dann ihr Ohr ein. Und als er sich mit ihrem Blut und Speichel aufrichtete, wusste sie es, noch bevor er einen kleinen, zerbrechlichen Käfig aus Golddraht mit einem Kristall hervorbrachte. Einige Dinge konnten nur hier getan werden, einige nur jenen angetan werden, welche die Macht lenken konnten. Sie selbst hatte zahlreiche Männer und Frauen genau zu diesem Zweck hierhergebracht.
    »Nein«, keuchte sie. Sie konnte den Blick nicht von dem Cour’souvra abwenden. »Nein, nicht ich! NICHT ICH! «
    Shaidar Haran ignorierte sie und strich Blut und Speichel vom Messer auf den Cour’souvra . Der Kristall wurde milchig rot, der erste Schritt. Mit einem Schwung des Handgelenks warf er die Geistfalle zum zweiten Schritt über den geschmolzenen Felsen hinaus. Der goldene Käfig mit dem Kristall wölbte sich hoch in die Luft und hielt plötzlich inne, schwebte genau an der Stelle, wo sich anscheinend der Stollen befand, der Ort, an dem das Muster am dünnsten war.
    Moghedien vergaß den Myrddraal. Sie streckte die Hände nach dem Stollen aus. »Gnade, Großer Herr!« Sie hatte niemals erlebt, dass der Große Herr der Dunkelheit Erbarmen walten ließ, aber auch wenn sie mit rasenden Wölfen in einer Zelle angekettet gewesen wäre, hätte sie um dasselbe gebeten. Unter den richtigen Umständen bat man auch um das Unmögliche. Der Cour’souvra schwebte in der Luft und wandte sich im Licht der auflodernden Flammen langsam um. »Ich habe Euch mit ganzem Herzen gedient, Großer Herr. Ich bitte um Gnade. Ich bitte darum, GNADEEEEEEE! «
    DU KANNST MIR NOCH IMMER DIENEN.
    Die Stimme versetzte sie in unvorstellbare Verzückung, aber gleichzeitig glühte die funkelnde Geistfalle plötzlich wie die Sonne auf, und sie erfuhr in ihrer Entzückung einen Schmerz, als sei sie in den Feuersee, eingetaucht. Sie verschmolz damit, heulte und schlug wie wahnsinnig um sich, schlug in endlosem Schmerz um sich, bis sie nach Jahrhunderten, nachdem nichts als Todesqual und die Erinnerung an den Schmerz geblieben war, von der Gnade der Dunkelheit vereinnahmt wurde.
    Moghedien regte sich auf ihrem Lager. Nicht wieder. Bitte!
    Sie erkannte die Frau kaum, die das Zelt betrat, in dem sie gefangen gehalten wurde.
    Bitte, schrie sie in den Tiefen ihres Geistes.
    Die Frau lenkte die Macht, um ein Licht zu entzünden, und Moghedien sah nur das Licht.
    Sie erschauderte tief im Schlaf und zitterte von Kopf bis Fuß. Bitte!
    Die Frau nannte sich Aran’gar und kannte Moghediens Namen. Sie rief zum Krater des Verderbens und …
    »Wacht auf, Frau«, sagte eine raue Stimme, und Moghedien öffnete ruckartig die Augen. Sie wünschte fast, der Traum kehrte wieder.
    Keine Tür und kein Fenster durchbrach die nichtssagenden Steinmauern ihres kleinen Gefängnisses, und es gab auch keine Lampen, aber dennoch kam von irgendwoher Licht. Sie wusste nicht, wie viele Tage sie schon hier war, nur dass in unregelmäßigen Abständen fades Essen gebracht wurde, dass der einzige Eimer als sanitäre Einrichtung noch unregelmäßiger geleert wurde und Seife und ein Eimer mit parfümiertem Wasser irgendwo für sie bereitstanden, damit sie sich waschen konnte. Sie war sich nicht sicher, ob das eine Gnade war oder nicht. Die freudige Erregung beim Anblick eines Eimers Wasser hatte ihr verdeutlicht, wie tief sie gesunken war. Shaidar Haran war jetzt bei ihr in der Zelle.
    Sie rollte sich eilig von ihrem Lager, kniete sich hin und führte ihr Gesicht zum bloßen Steinboden. Sie hatte stets getan, was auch immer nötig war, um zu überleben, und der Myrddraal hatte es sie auch nur zu gern gelehrt. »Ich grüße Euch bereitwillig, Mia’cova .« Der zusammengezogene Titel brannte auf ihrer Zunge. Er bedeutete ›Einer, der mich besitzt‹ oder einfach ›Mein Besitzer‹. Der seltsame Schild, den Shaidar Haran bei ihr verwandt hatte – Myrddraal konnten dies nicht tun, aber er tat es – war nicht ersichtlich, aber sie erwog dennoch nicht die Macht zu lenken. Die Wahre Macht war ihr natürlich verwehrt – sie konnte nur mit dem Segen des Großen Herrn herangezogen werden –, aber die Quelle marterte sie, obwohl das gerade außer Sicht befindliche Schimmern irgendwie seltsam schien. Sie erwog es noch immer nicht. Jedes Mal, wenn der Myrddraal sie aufsuchte, zeigte er ihr die

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