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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht zurückhalten. Der einzige Grund, warum jemand eine Vakuole betreten wollte, bestand darin, dass die Zeit dort anders verging – manchmal langsamer, manchmal schneller. Manchmal viel schneller. Sie wäre nicht allzu überrascht gewesen zu erfahren, dass der Große Herr sie tatsächlich einhundert Jahre lang gefangen gehalten hatte, oder eintausend, um sie wieder in eine Welt zu entlassen, die ihm bereits gehörte, um sie dahinsiechend ihren Weg gehen zu lassen, während die anderen Auserwählten die Oberhand hatten. Sie war noch immer eine der Auserwählten, zumindest in ihrer Vorstellung. Bis der Große Herr selbst sagte, dass sie es nicht mehr sei. Sie hatte niemals von jemandem gehört, der freigelassen wurde, wenn erst eine Geistfalle errichtet war, aber sie würde eine Möglichkeit finden. Es gab immer einen Weg für diejenigen, die vorsichtig waren, während jene, die versagten, Vorsicht Feigheit nannten. Sie hatte selbst einige dieser sogenannten Tapferen nach Shayol Ghul gebracht, damit sie mit dem Cour’souvra ausgestattet wurden.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass dieser Bursche für einen Schattenfreund viel wusste, besonders für jemanden, der nicht viel älter als zwanzig sein konnte. Er schwang ein Bein über eine Armlehne und rekelte sich anmaßend unter ihrem forschenden Blick. Nur ein zu stark ausgeprägtes Kinn verhinderte, dass er gut aussah. Aber sie glaubte nicht, dass sie jemals dermaßen blaue Augen gesehen hatte. Durch seine anmaßende Haltung und durch das, was sie gerade durch Shaidar Harans Hände erduldet hatte, durch den Ruf der Quelle und die Abwesenheit des Myrddraal erwog sie, diesem jungen Schattenfreund eine strenge Lektion zu erteilen. Der Umstand, dass ihre Kleidung verschmutzt war, trug ihren Teil zu dieser Erwägung bei. Sie roch leicht nach dem Parfüm des Waschwassers, aber sie hatte keine Möglichkeit gehabt, das raue Gewand zu säubern, in dem sie Egwene al’Vere entflohen war, oder die Risse von ihrer Reise zum Krater zu beseitigen. Die Vernunft gewann mühsam die Oberhand, denn dieser Raum musste sich in der Nähe Shayol Ghuls befinden.
    »Wie heißt Ihr?«, fragte sie. »Habt Ihr eine Ahnung, mit wem Ihr sprecht?«
    »Ja, Moghedien. Ihr könnt mich Moridin nennen.«
    Moghedien keuchte, aber nicht wegen des Namens. Jeder Narr konnte sich Tod nennen. Aber ein winziger schwarzer Fleck, gerade ausreichend groß, dass man ihn sehen konnte, zog gerade über eines dieser blauen Augen und dann auf gleicher Höhe über das andere. Dieser Moridin hatte häufiger als einmal die Wahre Macht berührt. Weitaus häufiger. Sie wusste, dass einige Menschen, welche die Macht lenken konnten, abgesehen von al’Thor, in dieser Zeit überlebt hatten – dieser Bursche hatte ungefähr die gleiche Größe wie al’Thor –, aber sie hatte nicht erwartet, dass der Große Herr jemandem diese besondere Ehre zuteilwerden ließe. Eine Ehre mit Widerhaken, wie jeder Auserwählte wusste. Auf lange Sicht gesehen war die Wahre Macht weitaus suchterzeugender als die Eine Macht. Ein starker Wille konnte das Verlangen, mehr Saidar oder Saidin heranzuziehen, bezwingen, aber sie glaubte nicht, dass man einen ausreichend starken Willen haben konnte, der Wahren Macht zu widerstehen, wenn erst der Saa in die Augen trat. Der letztendlich zu zahlende Preis war unterschiedlich, aber in jedem Fall furchtbar.
    »Euch wurde weitaus mehr Ehre gewährt, als Euch bewusst ist«, belehrte sie ihn. Als sei ihr Gewand aus edelstem Streith, ließ sie sich auf dem Lehnstuhl ihm gegenüber nieder. »Bringt mir etwas von diesem Wein, und ich werde es Euch erklären. Nur neunundzwanzig anderen wurde jemals gewährt …«
    Zu ihrem Entsetzen lachte er. »Ihr befindet Euch im Irrtum, Moghedien. Ihr dient noch immer dem Großen Herrn, aber nicht ganz so wie einst. Die Zeit für Eure eigenen Spiele ist vorüber. Wenn Ihr nicht zufällig einiges von Nutzen bewirkt hättet, wärt Ihr jetzt tot.«
    »Ich bin eine der Auserwählten, Junge«, sagte sie, während Zorn ihre Vorsicht vereinnahmte. Sie richtete sich gerade auf und sah ihn mit alldem Wissen eines Zeitalters an, das seines unwichtig erscheinen ließ. Sie besaß ohnehin und in bestimmten, die Eine Macht betreffenden Gebieten so viel Wissen, dass niemand sie überflügeln konnte. Sie hätte, ungeachtet der Nähe Shayol Ghuls, fast die Quelle umarmt. »Eure Mutter hat Euch wahrscheinlich vor noch nicht allzu langer Zeit mit meinem Namen erschreckt, und Ihr müsst wissen,

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