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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Blick schnell ab, obwohl er wahrscheinlich nicht mehr als das Bett selbst hatte ausmachen können. Meister Gill war noch breiter als Lamgwin, aber nicht annähernd so groß. »Vergebt mir, meine Königin. Ich wollte nicht …« Er räusperte sich heftig, und seine Stiefel schabten über den Boden, als er sich unruhig bewegte. Hätte er eine Mütze dabeigehabt, hätte er sie in den Händen gedreht oder nervös geknetet. »Ich war im Langen Gang, auf meinem Weg zu … zu …« Zum Ingwerschnaps war er unterwegs gewesen, was er ihr nicht einzugestehen wagte. »Wie dem auch sei, ich schaute aus einem der Fenster und sah einen … einen großen Vogel, glaube ich … auf den Südkasernen landen.«
    »Einen Vogel!« Linis dünne Stimme veranlasste Meister Gill, den Eingang hastig freizugeben. Oder vielleicht war auch ein heftiger Rippenstoß der Grund. Lini nutzte normalerweise jeden Vorteil, den ihr graues Haar bot. Sie stolzierte an ihm vorbei, während sie noch mit dem Gürten ihres Nachtgewands beschäftigt war. »Narren! Trottel mit Spatzenhirnen! Ihr habt mein Ki…!« Sie hielt heftig hustend inne. Lini vergaß niemals, dass sie Morgases Amme gewesen war, und die ihrer Mutter ebenfalls, aber sie vergaß sich niemals vor anderen. Sie ärgerte sich, dass sie es jetzt getan hatte, was man an ihrer Stimme merkte. »Ihr habt Eure Königin wegen eines Vogels geweckt!« Sie tastete nach ihrem Haarnetz und stopfte mechanisch einige Strähnen darunter, die sich im Schlaf gelöst hatten. »Habt Ihr getrunken, Meister Gill?« Das fragte sich Morgase auch.
    »Ich weiß nicht, ob es ein Vogel war«, protestierte Meister Gill. »Es sah nicht aus wie ein Vogel, aber was könnte es sonst gewesen sein? Der Vogel war groß. Männer stiegen von seinem Rücken, und einer saß noch auf seinem Nacken, als er wieder davonflog. Während ich mir ins Gesicht schlug, um wach zu werden, landete ein weiteres dieser … dieser Wesen, und weitere Männer stiegen herab, und dann kam noch eines, und ich beschloss, es sei an der Zeit, Lord Tallanvor zu benachrichtigen.« Lini schwieg, aber Morgase konnte ihren starren Blick fast spüren, und er war nicht auf sie gerichtet. Der Mann, der sein Wirtshaus im Stich gelassen hatte, um ihr zu folgen, spürte es gewiss. »Des Lichtes eigene Wahrheit, meine Königin«, beharrte er.
    »Licht!«, verkündete Tallanvor wie ein Echo. »Etwas … etwas ist gerade auf den Nordkasernen gelandet.« Morgase hatte ihn noch nie zuvor so erschüttert erlebt. Sie wollte nur, dass sie alle gingen und sie in ihrem Elend allein ließen, aber es bestand wohl keine Hoffnung darauf. Tallanvor war auf vielerlei Art noch schlimmer als Breane. Viel schlimmer.
    »Mein Gewand«, sagte sie, und dieses eine Mal reagierte Breane schnell. Meister Gill wandte hastig das Gesicht zur Wand, während sie aus dem Bett stieg und sich ankleidete.
    Sie schritt zum Fenster, während sie die Schärpe schloss. Die langen Nordkasernen ragten über dem breiten Hof auf, vier hohe Stockwerke aus dunklem Stein mit einem Flachdach. Es war weder dort noch sonst irgendwo in der Festung Licht zu sehen. Alles war ruhig und still. »Ich sehe nichts, Tallanvor.«
    Er zog sie zurück. »Schaut nur«, sagte er.
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie es bedauert, dass er seine Hand wieder von ihrer Schulter nahm, und wäre sowohl über ihr Bedauern als auch über seinen Tonfall verärgert gewesen. Jetzt, nach Valda, war sie eher erleichtert. Gleichwohl war sie sowohl über die Erleichterung als auch über seinen Tonfall verärgert. Er war viel zu respektlos, viel zu eigensinnig, zu jung. Nicht viel älter als Galad.
    Schatten bewegten sich so langsam, wie der Mond höher stieg, aber sonst regte sich nichts. In der Stadt Amador bellte ein Hund, dem weitere antworteten. Dann, als Morgase den Mund öffnete, um Tallanvor und alle anderen zu entlassen, krümmte sich ein Schatten auf den wuchtigen Kasernen und stürzte sich vom Dach.
    Ein Wesen, hatte Tallanvor es genannt, und ihr fiel keine bessere Bezeichnung ein. Der Eindruck eines Körpers, der dicker schien, als ein Mann groß war; breite, gerippte Schwingen wie die einer Fledermaus, die gesenkt wurden, als das Wesen auf den Hof hinabsank; eine Gestalt, ein Mann, der unmittelbar hinter einem gewundenen Hals saß. Und dann schlug es heftig mit den Schwingen und das … Wesen … schwang sich empor und schirmte das Mondlicht ab, als es über ihren Kopf hinwegflog und einen langen, dünnen Schwanz nach sich

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