Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
dass selbst erwachsene Menschen, die Euch wie einen Schwamm zerdrücken könnten, schwitzten, wenn sie ihn hörten. Ihr werdet Eure Zunge in meiner Gegenwart hüten!«
Er griff in den geöffneten Ausschnitt seines Hemdes, und ihr versagte die Stimme. Sie heftete ihren Blick auf den kleinen Käfig aus Golddraht mit dem blutroten Kristall, den er an einer Schnur baumelnd hervorgezogen hatte. Sie bemerkte flüchtig, dass er einen zweiten, ebensolchen Käfig wieder in den Hemdenausschnitt zurückgesteckt hatte, aber sie hatte nur Augen für ihren eigenen Käfig. Es war eindeutig ihrer. Er strich mit dem Daumen darüber, und sie spürte in ihrem Geist, ihrer Seele Zärtlichkeit. Es erforderte nicht viel mehr Druck, als er erzeugte, eine Geistfalle zu zerbrechen. Sie könnte sich auf der anderen Seite der Welt oder noch weiter entfernt befinden, und es wäre vollkommen unwichtig. Der Teil von ihr, der sie war, würde abgetrennt werden. Sie würde noch immer mit ihren Augen sehen und mit ihren Ohren hören, schmecken, was auf ihrer Zunge lag und spüren, was sie berührte, aber sie wäre innerhalb dieses roboterartigen Körpers, der demjenigen bedingungslosen Gehorsam schuldete, der den Cour’souvra besaß, hilflos. Ungeachtet des Umstands, ob es eine Möglichkeit gab, sich daraus zu befreien oder nicht, war eine Geistfalle genau das, was der Name besagte. Sie konnte spüren, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich.
»Versteht Ihr jetzt?«, fragte er. »Ihr dient noch immer dem Großen Herrn, aber jetzt werdet Ihr meinen Befehlen gehorchen.«
»Ich verstehe, Mia’cova «, sagte sie mechanisch.
Er lachte erneut, ein tiefes, kräftiges Lachen, das ihrer spottete, während er die Geistfalle wieder unter seinem Hemd verbarg. »Wir brauchen sie jetzt nicht, da Ihr Eure Lektion gelernt habt. Ich werde Euch Moghedien nennen, und Ihr werdet mich Moridin nennen. Ihr seid noch immer eine der Auserwählten. Wer könnte Euch ersetzen?«
»Ja, natürlich, Moridin«, sagte sie tonlos. Was auch immer er sagte, sie wusste, dass er sie besaß.
KAPITEL 26
Unwiderrufliche Worte
M orgase lag wach, starrte durch die monderleuchtete Düsternis an die Decke und versuchte, an ihre Tochter zu denken. Ein einziges helles Leintuch bedeckte sie, aber sie schwitzte in ihrem dicken, bis zum Hals geschlossenen Nachtgewand. Doch das war unwichtig. Ungeachtet des Umstands, wie häufig sie badete, ungeachtet dessen, wie heiß das Wasser war, fühlte sie sich nicht sauber. Elayne musste wohlbehalten in die Weiße Burg gelangt sein. Manchmal schien es ihr Jahre her, seit sie sich dazu bringen konnte, einer Aes Sedai zu trauen, aber welche Widersprüche auch immer aufkamen – die Burg war gewiss der sicherste Platz für Elayne. Sie versuchte, an Gawyn zu denken – er würde bei seiner Schwester in Tar Valon sein, voller Stolz auf sie und aufrichtig bemüht, sie zu beschützen, wenn sie Schutz brauchte. Und an Galad – warum durfte sie ihn nicht sehen? Sie liebte ihn so sehr, als hätte sie ihn selbst geboren, und er brauchte diese Liebe auf vielerlei Arten mehr als die beiden anderen. Sie bemühte sich, an sie zu denken. Es war schwierig, an irgendetwas anderes zu denken als … Sie starrte mit geweiteten, vor unvergessenen Tränen schimmernden Augen in die Dunkelheit.
Sie hatte stets geglaubt, sie sei ausreichend tapfer zu tun, was auch immer getan werden müsste, und sich dem zu stellen, was auch immer auf sie zukäme. Sie hatte stets geglaubt, sie könnte sich wieder aufraffen und weiterkämpfen. Rhadam Asunawa hatte sie in einer endlos scheinenden Stunde eines Besseren belehrt, ohne mehr als nur wenige blaue Flecke zu hinterlassen, die bereits verblassten. Eamon Valda hatte ihre Ausbildung mit einer Frage vollendet. Der blaue Fleck, den ihre Antwort auf ihrem Herzen hinterlassen hatte, war nicht verblasst. Sie hätte zu Asunawa zurückgehen und ihm sagen sollen, dass er machen könnte, was er wollte. Sie hatte … Sie betete darum, dass Elayne in Sicherheit war. Vielleicht war es ungerecht, für Elayne mehr zu erhoffen als für Galad oder Gawyn, aber Elayne wäre die nächste Königin von Andor. Die Burg würde die Gelegenheit nicht versäumen, eine Aes Sedai auf den Löwenthron zu bringen. Wenn sie Elayne nur noch einmal sehen könnte, wenn sie alle ihre Kinder nur noch einmal sehen könnte.
Etwas raschelte in dem dunklen Schlafraum, und sie hielt den Atem an und bekämpfte ein Zittern. Sie konnte im schwachen Mondlicht kaum die Bettpfosten
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