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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zorngerötetes Gesicht verbarg. Sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, als das letzte Wort bewusst zu sagen, aber es war ihr entschlüpft, bevor sie es verhindern konnte. Sie fuhr mit festerer Stimme fort. »Ihr werdet hierbleiben und Eure Königin beschützen, wie es Eure Aufgabe ist.«
    Sie konnte sein Gesicht in dem schwachen Licht sehen, und seine Verbeugung schien recht angemessen, aber sie hätte ihre letzte Münze verwettet, dass er verärgert war. »Ich bin in Eurem Vorraum.« Nun, seine Stimme ließ keinen Zweifel. Aber dieses eine Mal kümmerte es sie nicht, wie zornig er war und wie wenig er es verbarg. Es war durchaus möglich, dass sie diesen starrsinnigen Mann mit ihren eigenen Händen tötete, aber er würde nicht heute Nacht sterben, von Soldaten niedergemetzelt, ohne dass man feststellen könnte, auf welcher Seite er stand.
    Es gab jetzt keine Hoffnung mehr auf Schlaf, selbst wenn sie hatte schlafen können. Sie wusch sich das Gesicht und putzte sich die Zähne, ohne Licht zu entzünden. Breane und Lini halfen ihr, sich in blaue Seide mit grünen Schlitzen zu kleiden, die schneeweiße Spitze an den Handgelenken und unter dem Kinn aufwies. Dieses Gewand wäre überaus geeignet, Aes Sedai zu empfangen. Saidar wütete in der Nacht. Es mussten Aes Sedai sein. Wer sonst?
    Als sie sich den Männern im Vorraum zugesellte, saßen sie bis auf das durch die Fenster hereinfallende Mondlicht und das gelegentliche Aufflammen von mit der Macht geschaffenem Feuer in Dunkelheit. Selbst eine Kerze mochte ungewollte Aufmerksamkeit erregen. Lamgwin und Meister Gill sprangen respektvoll von ihren Stühlen auf. Tallanvor erhob sich zögerlicher, und sie brauchte kein Licht, um zu wissen, dass er sie mit mürrischem Stirnrunzeln betrachtete. Wütend, dass sie ihn ignorieren musste – sie war seine Königin! –, und kaum in der Lage, diese Wut aus ihrer Stimme zu verbannen, befahl sie Lamgwin, noch mehr der hohen Holzstühle von den Fenstern abzurücken. Dann saßen sie schweigend da und warteten. Zumindest war es auf ihrer Seite still. Draußen krachte Donner und hallte Brüllen wider, Hörner erklangen und Männer schrien, und durch dies alles spürte sie Saidar an- und abschwellen und dann erneut anschwellen.
    Der Kampf nahm schließlich nach über einer Stunde ab und erstarb. Stimmen riefen noch immer unverständliche Befehle, Verwundete schrien, und manchmal erklangen diese seltsamen, heiseren Hörner erneut, aber kein Stahl klang mehr auf Stahl. Saidar verblasste. Sie war sich sicher, dass Frauen in der Festung es noch immer umarmten, aber sie glaubte nicht, dass jetzt noch eine Frau die Macht lenkte. Alles schien nach dem Lärm und der Aufregung fast friedlich.
    Tallanvor regte sich, aber sie bedeutete ihm mit einer Handbewegung, Ruhe zu bewahren, bevor er sich erheben konnte. Einen Moment lang dachte sie, er würde nicht gehorchen. Die Nacht wich der Morgendämmerung, dann kroch das Sonnenlicht durch die Fenster herein und schimmerte auf Tallanvors finsterem Gesicht. Sie hielt die Hände noch immer im Schoß. Geduld war nur eine der Tugenden, die junge Männer lernen mussten. Geduld kam als edle Tugend direkt nach Mut. Die Sonne stieg höher. Lini und Breane begannen zunehmend besorgt miteinander zu flüstern und warfen Blicke in Morgases Richtung. Tallanvor runzelte die Stirn, die dunklen Augen glühten, und er saß in diesem dunkelblauen Mantel, der ihm so gut passte, kerzengerade. Meister Gill war nervös, fuhr sich zunächst mit der einen, dann mit der anderen Hand durch sein angegrautes Haar und wischte sich mit einem Taschentuch über die geröteten Wangen. Lamgwin saß nachlässig auf seinem Stuhl, und die schweren Lider des einstigen Straßenschlägers ließen vermuten, dass er halbwegs schlief, aber als er Breane ansah, zog ein flüchtiges Lächeln über sein vernarbtes Gesicht mit der einst gebrochenen Nase. Morgase konzentrierte sich auf ihre Atmung, fast wie bei den Übungen, die sie während ihrer Zeit in der Burg durchgeführt hatte. Geduld. Wenn nicht bald jemand käme, würde sie einiges zu sagen haben, ob es um Aes Sedai ging oder nicht!
    Sie sprang bei einem jähen Pochen an der Tür zum Gang wider Willen auf. Bevor sie Breane auffordern konnte nachzusehen, wer es wäre, schwang die Tür auf und prallte gegen die Wand. Morgase starrte den eintretenden Mann an.
    Ein großer, dunkler Krieger mit einer Hakennase erwiderte ihren Blick kalt. Das lange Heft eines Schwertes ragte über seiner

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