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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zog.
    Morgase schloss langsam den Mund. Sie konnte nur denken: Schattengezücht. Trolloc und Myrddraal waren nicht die einzigen vom Schatten verkehrten Wesen in der Großen Fäule. Sie hatte niemals etwas hierüber erfahren, aber ihre Lehrer in der Burg hatten gesagt, dass dort Wesen lebten, die niemand jemals deutlich gesehen oder aber deren Anblick überlebt hätte, um sie zu beschreiben. Wie konnte dieses Wesen jedoch so weit in den Süden gelangt sein?
    Plötzlich flammte in Richtung der Haupttore ein von einem gewaltigen Donnern begleiteter Lichtblitz auf, und dann erneut an zwei weiteren Stellen der Außenmauer. Auch dort befanden sich Tore.
    »Was, im Krater des Verderbens, war das?«, murrte Tallanvor in einem Moment des Schweigens, bevor Alarm geschlagen wurde. Rufe und Schreie und Pferdewiehern hallten durch die Dunkelheit. Feuer brach mit Donnerkrachen an mehreren Stellen aus.
    »Die Eine Macht«, keuchte Morgase. Sie konnte die Macht vielleicht so gut wie gar nicht lenken, aber sie erkannte sie. Die Vorstellung von Schattengezücht schwand. »Es … es müssen Aes Sedai sein.« Sie hörte jemanden hinter sich nach Atem ringen. Lini oder Breane. Basel Gill murmelte erregt: »Aes Sedai«, und Lamgwin flüsterte eine Erwiderung, die Morgase nicht verstand. In der Dunkelheit schlug Metall auf Metall, Feuer brüllte und Blitze zuckten vom wolkenlosen Himmel. Auch die Alarmglocken der Stadt klangen schließlich schwach durch den Lärm, aber eigenartig wenige.
    »Aes Sedai.« Tallanvor klang zweifelnd. »Warum jetzt? Um Euch zu retten, Morgase? Ich dachte, sie könnten die Eine Macht nicht gegen Menschen lenken, sondern nur gegen Schattengezücht. Übrigens – wenn dieses Flugwesen kein Schattengezücht war, dann habe ich noch niemals welches gesehen.«
    »Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht!«, fauchte sie und wandte sich ihm heftig zu. »Ihr …!« Ein Armbrustpfeil prallte gegen den Fensterrahmen und löste einen Steinsplitterschauer aus. Sie spürte eine Luftbewegung, als der Pfeil zwischen ihnen abprallte und in einem der Bettpfosten stecken blieb. Nur eine Handbreit weiter rechts – und alle ihre Sorgen waren beendet gewesen.
    Sie regte sich nicht, aber Tallanvor zog sie mit einem Fluch vom Fenster fort. Selbst beim Mondlicht konnte sie sein Stirnrunzeln erkennen, während er sie forschend betrachtete. Einen Moment dachte sie, er würde vielleicht ihr Gesicht berühren. Wenn er es täte, wusste sie nicht, ob sie weinen oder schreien oder ihm befehlen würde, sie für immer zu verlassen, oder …
    Stattdessen sagte er: »Ich glaube eher, dass es einige von diesen Männern sind, diesen Shamin oder wie auch immer sie sich nennen.« Er bestand darauf, die seltsamen, unmöglichen Geschichten zu glauben, die ihren Weg sogar in die Festung gefunden hatten. »Ich denke, ich kann Euch jetzt sofort hinausbringen. Alles wird im Chaos versinken. Kommt mit mir.«
    Sie widersprach ihm nicht. Nur wenige Menschen wussten etwas über die Eine Macht und noch viel weniger über die Unterschiede zwischen Saidar und Saidin . Sein Vorschlag hatte einen gewissen Reiz. Sie könnten im Tumult eines Kampfes vielleicht wirklich entkommen.
    »Sie dort hinausbringen!«, kreischte Lini. Flammendes Licht fiel durch das Fenster. Krachen und Donnern erstickten den Lärm der Männer und Schwerter. »Ich hätte Euch mehr Verstand zugetraut, Martyn Tallanvor. ›Nur Narren küssen Hornissen oder beißen ins Feuer.‹ Ihr habt sie sagen hören, es seien Aes Sedai. Glaubt Ihr, sie weiß es nicht? Glaubt Ihr das?«
    »Mein Lord, wenn es Aes Sedai sind …« Meister Gill brach ab.
    Tallanvor ließ sie los, und er brummte leise und wünschte, er hätte ein Schwert. Pedron Niall hatte ihm gestattet, seine Klinge zu behalten. Eamon Valda war nicht so vertrauensvoll.
    Sie empfand einen Anflug von Enttäuschung. Wenn er nur beharrlich geblieben wäre, wenn er sie fortgezerrt hätte … Was war los mit ihr? Hätte er sie aus irgendeinem Grund fortgezerrt, hätte sie ihm die Haut abgezogen. Sie musste sich zusammenreißen. Valda hatte ihr Vertrauen beeinträchtigt – nein, er hatte es tatsächlich zerstört –, aber sie musste die Überreste wieder zusammenfügen. Irgendwie. Wenn es das noch wert war.
    »Ich kann zumindest herauszufinden versuchen, was vor sich geht«, grollte Tallanvor und schritt zur Tür. »Wenn es nicht Eure Aes Sedai sind …«
    »Nein! Ihr werdet hierbleiben. Bitte.« Sie war sehr froh, dass die fahle Dunkelheit ihr

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