Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Spaziergang die Gasse hinab machen«, seufzte Nalesean. »Falls eine dieser Frauen beschließt, über die Gartenmauer zu klettern.« Die schmale Lücke zwischen dem Haus und der Färberei war auf voller Länge gut einsehbar, aber hinter den Läden und Häusern verlief eine weitere Gasse. »Mat, sagt mir noch einmal, warum wir dies tun, anstatt Karten zu spielen.«
»Ich übernehme das«, sagte Mat. Vielleicht würde er hinter der Gartenmauer herausfinden, wie das Ta’veren wirkte. Er ging und fand nichts heraus.
Bis die Dämmerung die Straße zu vereinnahmen begann und Harnan mit einem kahlköpfigen Andoraner mit schmalen Augen namens Wat zurückkam, war die einzige mögliche Wirkung des Ta’veren , die er bemerkt hatte, diejenige, dass der Tavernenwirt eine frische Kanne Tee braute. Er schmeckte fast genauso schlecht wie der alte.
Wieder in seine Räume im Palast zurückgekehrt, fand er eine Art Einladung vor, die geschmackvoll auf dickem weißen Papier geschrieben war und wie ein Blumengarten duftete.
Mein kleiner Rammler, ich erwarte dich heute Abend zum Essen in meinen Räumen.
Keine Unterschrift, aber die war auch nicht nötig. Licht! Die Frau besaß überhaupt kein Schamgefühl! An der Tür zum Gang befand sich ein rot bemaltes Eisenschloss. Er fand den Schlüssel und schloss es ab. Dann verhakte er vorsichtshalber noch einen Stuhl unter der Klinke der Tür zu Nerims Raum. Er konnte gut auf das Essen verzichten. Als er gerade zu Bett gehen wollte, rüttelte jemand an dem Schloss. Draußen im Gang lachte eine Frau, als sie die Tür gesichert vorfand.
Danach hätte er tief schlafen müssen, aber er lag aus einem unbestimmten Grund wach und lauschte seinem knurrenden Magen. Warum tat sie das? Nun, er wusste warum, aber warum er? Sicherlich hatte sie nicht allen Anstand über Bord geworfen, nur um mit einem Ta’veren zu schlafen. Wie dem auch sei – er war jetzt in Sicherheit. Tylin würde wohl nicht die Tür einschlagen. Oder? Und durch den schmiedeeisernen Sichtschutz des Balkons kämen nicht einmal Vögel herein. Außerdem würde sie eine lange Leiter brauchen, um zu dieser Höhe zu gelangen. Und Männer, welche die Leiter trugen. Es sei denn, sie kletterte an einem Seil vom Dach herab. Oder sie könnte … Die Nacht verging, sein Magen knurrte, die Sonne stieg auf, und er hatte kein einziges Mal die Augen geschlossen oder einen vernünftigen Gedanken gehegt. Aber er hatte eine Entscheidung getroffen. Ihm schwebte eine Nutzungsmöglichkeit des Schmollwinkels vor, denn er schmollte gewiss niemals.
Er schlich sich beim ersten Tageslicht aus seinen Räumen und traf auf einen weiteren, ihm bekannten Diener, ein bereits kahl werdender Bursche namens Madie, mit einer selbstgefälligen Art und einem durchtriebenen Zug um den Mund, der besagte, dass er überhaupt nicht zufrieden war. Ein Mann, den man kaufen konnte. Obwohl der bestürzte Ausdruck, der sich kurz auf seinem kantigen Gesicht zeigte, und das höhnische Grinsen, das er kaum zu verbergen versuchte, besagten, dass er genau wusste, warum Mat ihm Gold in die Hand drückte. Verdammt! Wie viele Leute wussten, was Tylin vorhatte?
Nynaeve und Elayne schienen es, dem Licht sei Dank, nicht zu wissen. Stattdessen schalten sie ihn, weil er das Essen mit der Königin versäumt hatte, wovon sie erfuhren, als Tylin sie fragte, ob er krank sei. Und schlimmer noch …
»Bitte«, sagte Elayne und lächelte fast so, als würde ihr dieses Wort nicht schwerfallen. »Du musst dich mit der Königin vertragen. Sei nicht nervös. Du wirst einen Abend mit ihr genießen.«
»Stoß sie nicht vor den Kopf«, murrte auch Nynaeve. Bei ihr bestand kein Zweifel, dass es ihr schwerfiel, höflich zu sein, Sie zog angestrengt die Brauen zusammen, ihr Kiefer war angespannt, und ihre Hände zitterten, weil sie an ihrem Zopf ziehen wollte. »Sei einmal in deinem Leben entgegenkommend … Ich meine, denk daran, dass sie eine anständige Frau ist, und versuche keine deiner … Licht, du weißt, was ich meine.«
Nervös. Ha! Eine anständige Frau. Ha!
Keine von beiden schien im Mindesten besorgt, dass er einen ganzen Nachmittag verschwendet hatte. Elayne tätschelte ihm mitfühlend die Schulter und bat ihn, es bitte noch einen oder zwei Tage lang zu versuchen. Es war gewiss besser, als in dieser Hitze durch den Rahad zu stapfen. Nynaeve sagte genau das Gleiche, wie Frauen es nun einmal taten, aber ohne seine Schulter zu tätscheln. Sie gaben offen zu, dass sie den Tag damit zu
Weitere Kostenlose Bücher