Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Der Gestank einer Färberei auf der anderen Straßenseite erhob die Rose nur noch – nicht, dass es wirklich eine heruntergekommene Nachbarschaft war, obwohl die Straßen zu schmal für Kutschen waren. Aber eine ansehnliche Anzahl Sänften schwankten durch die Menge. Wenn auch weitaus mehr Passanten Tuche und vielleicht die Weste einer Gilde anstatt Seide trugen, so waren die Tuche doch genauso häufig gut geschnitten wie abgetragen. Die Häuser und Läden waren die übliche Abfolge an weiß verputzten Fassaden, und auch wenn die meisten klein und sogar heruntergekommen waren, stand an einer Ecke zu seiner Rechten doch das große Haus eines wohlhabenden Kaufmanns und zur Linken ein sehr kleiner Palast – zumindest kleiner als das Haus des Kaufmanns – mit einer einzigen, grün gestreiften Kuppel. Zwei Tavernen und ein Gasthaus in seinem Blickfeld wirkten kühl und einladend. Leider war die Rose das Einzige, bei dem man draußen sitzen konnte, das Einzige am genau richtigen Fleck. Leider.
»Ich glaube, ich habe noch niemals solch prächtige Fliegen gesehen«, grollte Nalesean, während er mehrere auserlesene Exemplare von seinem Becher vertrieb. »Was tun wir hier schon wieder?«
»Ihr schwitzt wie ein Ochse«, murrte Mat und zog seinen Hut tiefer über die Augen. »Und ich bin Ta’veren .« Er schaute zu dem verfallenen Haus zwischen der Färberei und dem Laden eines Webers, das zu beobachten er gebeten worden war. Nicht gebeten – befohlen traf es eher, ungeachtet dessen, wie sie es nannten und sich um Versprechen herumwanden. Oh, sie ließen es durchaus wie eine Bitte klingen, was er glauben würde, wenn Hunde tanzten, denn er erkannte es, wenn er eingeschüchtert werden sollte. »Seid einfach Ta’veren , Mat.« Nalesean griff seine Bemerkung auf. »Ich weiß, dass Ihr einfach erkennen werdet, was zu tun ist. Pah!« Vielleicht wusste es Elayne, die verdammte Tochter-Erbin mit ihrem verdammten Grübchen, oder Nynaeve mit ihren verdammten Händen, die ständig zu ihrem verdammten Zopf zuckten, aber er wollte verflucht sein, wenn er es wusste. »Wenn sich die verflixte Schale im Rahad befindet – wie soll ich sie dann auf dieser Seite des verdammten Flusses finden?«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass sie darüber gesprochen haben«, bemerkte Juilin trocken und nahm einen großen Schluck seines Getränks, das aus gelben, in diesem Gebiet angebauten Früchten gewonnen wurde. »Diese Frage hast du schon mindestens fünfzigmal gestellt.« Er behauptete, das helle Getränk erfrische ihn in der Hitze, aber Mat hatte einmal in eine dieser Zitronen hineingebissen, und er würde nichts hinunterschlucken, was daraus gemacht war. Er hatte noch immer leichte Kopfschmerzen und trank Tee, der schmeckte, als hätte der Tavernenwirt, ein hagerer Bursche mit glänzenden, misstrauischen Augen, dem Getränk vom jeweiligen Vortag seit der Gründung der Stadt nur stets frische Blätter und Wasser hinzugefügt. Der Geschmack passte zu seiner Stimmung.
»Ich würde gerne wissen«, murmelte Thom über seine aneinandergelegten Finger hinweg, »warum sie so viele Fragen über deine Gastwirtin gestellt haben.« Er schien nicht sehr aufgebracht darüber, dass die Frauen noch immer Geheimnisse bewahrten. Er war manchmal entschieden eigenartig. »Was haben Setalle Anan und diese Frauen mit der Schale zu tun?«
Frauen kamen und gingen in dem verfallenen Haus. Ein beständiger Strom von Frauen, einige gut gekleidet, wenn auch nicht in Seide, aber kein einziger Mann. Drei oder vier trugen den roten Gürtel einer Heilerin. Mat hatte erwogen, einigen von ihnen zu folgen, wenn sie wieder gingen, aber es erschien ihm zu geplant. Er wusste nicht, wie das Ta’veren wirkte – er hatte noch nie einen Hinweis darauf an sich entdeckt –, aber er hatte stets am meisten Glück, wenn alles zufällig geschah. Wie beim Würfeln, während er die meisten der kleinen, eisernen Geduldsspiele in Tavernen allerdings nicht schaffte, auch wenn er ein gutes Gefühl dabei hatte.
Er ging nicht auf Thoms Frage ein. Thom hatte sie mindestens genauso häufig gestellt, wie Mat gefragt hatte, wie er hier die Schale finden sollte. Nynaeve hatte ihm ins Gesicht gesagt, dass sie nicht versprochen hatte, ihm absolut alles zu sagen, was sie wusste. Sie sagte, sie würde ihm erzählen, was immer er wissen müsste … Sie zu beobachten, wie sie fast daran erstickte, ihn nicht beschimpfen zu dürfen, war nicht annähernd genug Rache.
»Ich sollte einmal einen
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