Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
wunderschöne Augen?«, fragte Olver und strahlte die junge Frau mit den großen Augen an, der Mat begegnet war, als er das letzte Mal in den Palast gekommen war. Sie strahlte ebenfalls und zerzauste dem Jungen die Haare. »Oh, aber Alis und Loya sind auch so lieb, dass ich mich niemals entscheiden könnte.« Eine mollige Frau in fast mittlerem Alter blickte von ihrer Tätigkeit auf, Olvers Satteltaschen auszupacken, um ihm ein breites Lächeln zu gönnen, und ein schlankes Mädchen mit vollen Lippen klopfte auf das Handtuch, das sie gerade auf seinen Waschtisch gelegt hatte, warf sich dann aufs Bett und kitzelte Olver an den Rippen, bis er hilflos lachend umfiel.
Mat schnaubte. Harnan und die anderen waren schon schlimm genug, aber jetzt ermutigten diese Frauen auch noch den Jungen! Wie sollte er so jemals lernen, sich zu benehmen? Olver sollte auf der Straße spielen wie jeder andere Zehnjährige. Über ihn fielen in seinem Zimmer keine Schenkmädchen her. Er hegte keinen Zweifel, dass Tylin dafür gesorgt hatte.
Er hatte Zeit, nach Olver zu sehen, bei Harnan und den anderen Rotwaffen vorbeizuschauen, die sich einen langen, von Betten gesäumten Raum nicht weit von den Ställen entfernt teilten, und in die Küchen hinabzuschlendern, um etwas Brot und Fleisch zu essen – die Getreideflocken im Gasthaus hatte er nicht hinunterbringen können. Nynaeve und Elayne waren noch immer nicht zurückgekehrt. Schließlich blätterte er in den Büchern in seinem Wohnraum und begann Die Reisen des Jain Fernstreicher zu lesen, obwohl er vor Sorge kaum ein Wort aufnahm. Thom und Juilin kamen in dem Moment herein, als die endlich eingetroffenen Frauen gerade damit beschäftigt waren, sich zu ereifern, dass sie ihn erst hier vorfanden, als dächten sie, er würde sein Wort nicht halten.
Er schloss das Buch ruhig und legte es ebenso ruhig auf den Tisch neben seinem Stuhl. »Wo wart ihr?«
»Wir sind spazieren gegangen«, sagte Elayne strahlend, die blauen Augen noch weiter geöffnet, als er sie je gesehen zu haben glaubte. Thom runzelte die Stirn und zog einen Dolch aus seinem Ärmel, den er in den Händen hin und her rollen ließ. Er sah Elayne bewusst nicht einmal an.
»Wir haben mit einigen Frauen Tee getrunken, die mit der Wirtin befreundet sind«, sagte Nynaeve. »Aber ich will dich nicht mit Gesprächen über Handarbeiten langweilen.« Juilin wollte den Kopf schütteln, hielt aber dann inne, bevor sie es bemerkte.
»Nein, bitte, ihr langweilt mich wirklich nicht«, sagte Matt trocken. Er nahm an, dass sie ein Ende einer Nadel vom anderen unterscheiden konnte, aber er vermutete, dass sie sich genauso bereitwillig eine Nadel durch die Zunge stechen wie über Näharbeiten sprechen würde. Keine der Frauen bemühte sich um Höflichkeit, und damit bestätigten sie seine schlimmsten Befürchtungen. »Ich habe zwei Männer für jede von euch abgestellt, die heute Nachmittag mit euch hinausgehen. Und morgen und jeden weiteren Tag werden es noch zwei Männer mehr sein. Wenn Ihr euch nicht innerhalb des Palastes oder in meiner unmittelbaren Nähe befindet, werdet ihr Leibwächter mitnehmen. Sie kennen ihren Dienstplan bereits. Sie werden ständig bei euch bleiben – ständig –, und ihr werdet mich wissen lassen, wo ihr hingeht. Ihr werdet mich nicht mehr in Sorge versetzen, bis mir die Haare ausfallen.«
Er erwartete Empörung und Streit und rechnete damit, dass sie sich aus dem, was sie versprochen oder nicht versprochen hatten, herauszuwinden versuchen würden. Er erwartete, dass seine zahlreichen Forderungen ihm am Ende noch mehr Schwierigkeiten einbringen würden. Nynaeve sah Elayne an. Elayne sah Nynaeve an.
»Nun, Leibwächter sind eine wunderbare Idee, Mat«, rief Elayne aus und lächelte. »Du hattest vermutlich recht damit. Und es ist sehr klug von dir, dass du die Männer bereits eingeteilt hast.«
»Es ist eine wunderbare Idee«, sagte Nynaeve und nickte begeistert. »Und sehr klug von dir, Mat.«
Thom ließ den Dolch mit einem unterdrückten Fluch fallen, sog an einem Schnitt im Finger und starrte die Frauen an.
Mat seufzte. Schwierigkeiten. Er hatte es gewusst. Und das war, bevor sie ihm sagten, er solle den Rahad im Moment vergessen.
Wodurch er sich auf einer Bank vor einer billigen Taverne nicht weit vom Hafenviertel wiederfand, die sich Die Rose von Elbar nannte, und aus einem der verbeulten Blechbecher trank, die an die Bank gebunden waren. Zumindest spülten sie die Becher für jeden neuen Gast aus.
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