Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
ersten Mal.
Elayne schwebte durch das Lenken der Macht zu einem der hohen Lehnstühle, setzte sich hin und richtete ihre Röcke. »Ihr dürft Euch setzen, Merilille.« Sie sprach noch immer im Befehlston – anscheinend war dies die einzige Möglichkeit, sie zum Zuhören zu bewegen –, aber sie war bestürzt, als Merilille tatsächlich wieder auf ihren Stuhl sank und sie anstarrte.
Elayne blieb äußerlich ruhig und kühl, aber innerlich brodelte der Zorn. Nein, er kochte . Geheimnisse. Sie hatte schon immer gedacht, die Aes Sedai bewahrten zu viele Geheimnisse, selbst voreinander. Besonders voreinander. Tatsächlich bewahrte sie auch selbst welche, aber nur, wenn es nötig war und nicht vor jenen, die davon wissen mussten. Und diese Frauen hatten erwogen, sie zu bestrafen! »Ihr habt Eure Amtsgewalt vom Saal der Burg erhalten, Merilille. Nynaeve und ich haben sie vom Amyrlin-Sitz erhalten. Unsere Amtsgewalt hebt Eure auf. Von jetzt an werdet Ihr Eure Anweisungen von Nynaeve oder mir erhalten. Natürlich werden wir sorgfältig jedem Rat lauschen, den Ihr uns vielleicht erteilen wollt.« Sie hatte schon vorher gedacht, Merililles Augen seien hervorgetreten …
»Unmöglich!«, platzte die Graue heraus. »Ihr seid …«
»Merilille!«, sagte Elayne streng und beugte sich vor. »Verleugnet Ihr die Autorität Eurer Amyrlin noch immer? Wagt Ihr es noch immer?« Merilille bewegte lautlos die Lippen. Sie schüttelte heftig den Kopf. Elayne verspürte einen Schauder des Frohlockens. All das Gerede über Merilille und dass sie angewiesen würde, war natürlich Unsinn, aber Merilille würde sie anerkennen. Thom und ihre Mutter hatten beide gesagt, man müsse viel fordern, um wenig zu bekommen. Dennoch genügte es nicht, ihren Zorn zu dämpfen. Sie erwog halbwegs, selbst Schläge auszuteilen und auszuprobieren, wie weit sie dies weitertreiben konnte. Aber das würde alles verderben. Sie würden sich dann nur zu schnell ihres Alters erinnern und daran, vor wie kurzer Zeit Elayne erst ihr Novizinnengewand abgelegt hatte. Sie könnten sie sogar als törichtes Kind einschätzen. Dieser Gedanke nährte ihren Zorn erneut. Aber sie begnügte sich mit den Worten: »Während Ihr in Ruhe darüber nachdenkt, was Ihr mir als Aes Sedai noch erzählen solltet, Merilille, werden Adeleas und Vandene mich in dieses Geheimnis einweihen, das ich gefährdet habe. Wollt Ihr mir erzählen, die Burg habe die ganze Zeit von diesen Kusinen, wie Ihr sie nennt, gewusst?« Die arme Reanne und ihre Hoffnungen, der Aufmerksamkeit der Aes Sedai zu entgehen.
»Vermutlich in dem Grad, wie sie sich dazu überwinden konnten, sich Schwestern zu nähern«, erwiderte Vandene vorsichtig. Sie betrachtete Elayne so aufmerksam, wie auch ihre Schwester es jetzt tat. Obwohl sie eine Grüne war, verhielt sie sich in vielerlei Hinsicht genauso wie Adeleas. Careane und Sareitha wirkten benommen und ließen ungläubige Blicke von einer stummen, mit geröteten Wangen dasitzenden Merilille zu Elayne und zurück wandern.
»Selbst während der Trolloc-Kriege haben Frauen die Prüfungen nicht bestanden; ihnen fehlte die Stärke oder sie wurden aus einem der üblichen Gründe aus der Burg verwiesen.« Adeleas hatte einen belehrenden Tonfall angenommen. Das taten Braune häufig, wenn sie etwas erklärten. »Es ist unter den gegebenen Umständen kaum überraschend, dass einige von ihnen sich fürchteten, allein in die Welt hinauszugehen. Immerhin blieb ihnen noch die Möglichkeit, nach Barashta zu flüchten, wie die damals hier bestehende Stadt genannt wurde. Obwohl sich der Hauptteil Barashtas natürlich dort befand, wo jetzt der Rahad ist. Kein Stein von Barashta ist geblieben. Die Trolloc-Kriege haben Eharon bis vor Kurzem nicht wirklich betroffen, aber letztendlich fiel Barashta genauso vollständig wie Barsine oder Shaemal oder …«
»Die Kusinen«, unterbrach Vandene sie sanft. Adeleas blinzelte ihr zu und nickte dann. »Die Kusinen blieben auch nach dem Fall Barashtas genauso bestehen wie zuvor und nahm Wilde und aus der Burg verwiesene Frauen auf.« Elayne runzelte die Stirn. Frau Anan hatte gesagt, die Kusinen würden auch Wilde aufnehmen, aber Reannes größte Sorge war anscheinend gewesen, ihr und Nynaeve zu beweisen, dass sie es nicht täten.
»Keine Frau blieb jemals lange«, fügte Adeleas hinzu. »Fünf Jahre, vielleicht zehn, damals vermutlich genauso wie heute. Wenn sie erst erkennen, dass ihre kleine Gruppe kein Ersatz für die Weiße Burg ist, gehen
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