Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
der Hand an die Stirn und lachte. »Ihr denkt, ich wäre böse. Verzeiht, aber ich vergesse stets, dass Ihr ein Fremder seid. Mat, sie ist meine Mutter, nicht meine Frau. Vater starb vor zehn Jahren, und sie hat immer behauptet, zu beschäftigt zu sein. Ich bin einfach froh, dass sie sich jemanden erwählt hat, den ich mag. Wohin geht Ihr?«
Mat hatte nicht bemerkt, dass er aufgestanden war, bis Beslan es erwähnte. »Ich wollte … ich muss einfach einen klaren Kopf bekommen.«
»Aber Ihr trinkt doch Tee, Mat.«
Eine grüne Sänfte wurde vorbeigetragen, und er sah undeutlich, dass sich die Tür des Hauses öffnete und eine Frau mit einem mit blauen Federn besetzten Umhang über dem Kleid hinausschlüpfte. Ohne nachzudenken – sein Kopf war zu wirr, um klar denken zu können – folgte er ihr. Beslan wuss te es! Er billigte es! Seine eigene Mutter, und er …
»Mat?«, rief Nalesean hinter ihm. »Wohin geht Ihr?«
»Wenn ich bis morgen nicht zurück bin«, rief Mat wie abwesend über die Schulter, »dann sagt ihnen, sie müssen sie selbst finden!« Er ging wie benommen hinter der Frau her und hörte nicht, ob Nalesean oder Beslan noch etwas riefen. Der Bursche wuss te es! Er erinnerte sich daran, dass er einmal geglaubt hatte, Beslan und seine Mutter wären beide verrückt. Es war weit schlimmer! Ganz Ebou Dar war verrückt! Er war sich kaum der Würfel bewusst, die in seinem Kopf noch immer umherrollten.
Reanne beobachtete von einem Fenster im Versammlungsraum aus, wie Solain die Straße hinabverschwand, die zum Fluss führte. Ein Bursche in einem bronzefarbenen Mantel folgte ihr auf dem Fuße, aber wenn er sie aufzuhalten versuchte, würde er bald herausfinden, dass Solain keine Zeit für Männer hatte.
Reanne war sich nicht sicher, warum der Drang heute so übermächtig geworden war. Seit Tagen begann er schon am Morgen und verging erst bei Sonnenuntergang, und sie hatte ihn tagelang bekämpft – infolge der strengen Regeln zögerten sie, sich auf das Recht zu berufen, dass der Befehl erst bei Halbmond ausgegeben würde, in sechs Nächten –, aber heute … Sie hatte den Befehl ausgesprochen, bevor sie nachgedacht hatte, und hatte sich nicht dazu bringen können, ihn bis zur gegebenen Zeit zurückzunehmen. Es würde gut gehen. Niemand hatte irgendwo in der Stadt ein Zeichen von den beiden jungen Närrinnen gesehen, die sich Elayne und Nynaeve nannten. Es hatte keine Notwendigkeit bestanden, unnötige Risiken einzugehen.
Sie wandte sich seufzend wieder zu den anderen um, die warteten, bis sie ihren Platz eingenommen hatte, bevor sie sich selbst setzten. Alles würde gut gehen, wie es immer gewesen war. Geheimnisse würden bewahrt werden, wie sie seit jeher bewahrt worden waren. Aber dennoch … Sie konnte nicht Weissagen oder Ähnliches, aber dieser Drang hatte ihr vielleicht dennoch etwas vermittelt. Zwölf Frauen betrachteten sie erwartungsvoll. »Ich denke, wir sollten erwägen, jedermann, der nicht den Gürtel trägt, eine Weile auf die Farm zu schicken.« Es gab kaum Widerspruch. Sie waren die Älteren, aber sie war die Älteste. Zumindest darin schadete es nicht, sich wie Aes Sedai zu verhalten.
KAPITEL 30
Der erste Becher
I ch verstehe das nicht«, protestierte Elayne. Man hatte ihr keinen Stuhl angeboten. Tatsächlich hatte man ihr, als sie sich hinsetzen wollte, kurz beschieden, sie solle stehen bleiben. Fünf Augenpaare waren auf sie gerichtet, fünf Frauen mit angespannten, grimmigen Gesichtern. »Ihr verhaltet Euch, als hätten wir etwas Schreckliches getan, obwohl wir die Schale der Winde gefunden haben!« Zumindest stand dies unmittelbar bevor, wie sie hoffte. Die Nachricht, mit der Nalesean eilig zurückgekehrt war, war nicht allzu eindeutig. Mat hatte verkündet, er hatte sie gefunden. Oder etwas sehr Ähnliches, hatte Nalesean eingeräumt. Je länger er sprach, desto stärker schwankte er zwischen vollkommener Gewissheit und Zweifeln. Birgitte war zur Beobachtung von Reannes Haus zurückgeblieben. Sie schwitzte anscheinend und langweilte sich. Auf jeden Fall waren die Dinge in Bewegung geraten. Elayne fragte sich, wie Nynaeve vorankam. Hoffentlich besser als sie selbst. Dies hatte sie sicherlich niemals erwartet, wenn sie ihren Erfolg verkündete.
»Ihr habt ein Geheimnis gefährdet, das seit über zweitausend Jahren von jeder Frau, welche die Stola trägt, streng bewahrt wurde.« Merilille saß starr aufgerichtet da und schien sich am Rande eines Schlaganfalls zu befinden. »Ihr
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