Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
bringt keine … guten Nachrichten.«
Elaida vergaß rasch, was Alviarin wissen oder nicht wissen sollte. »Erzählt«, forderte sie, während sie das Seidenlaken zurückwarf, aber während sie aufstand und ein Seidengewand über ihrem Nachthemd schloss, hörte sie nur Bruchstücke. Ein Kampf. Horden von Aiel-Frauen, welche die Macht lenkten. Al’Thor verschwunden. Katastrophe. Sie bemerkte verwirrt, dass Alviarin ordentlich mit einem weißen, mit Silberstickereien verzierten Gewand bekleidet war und die Stola der Bewahrerin der Chroniken um den Hals trug. Die Frau hatte sich erst angekleidet, bevor sie ihr diese Neuigkeiten überbrachte!
Die Uhr in ihrem Arbeitszimmer schlug leise die zweite Stunde, als sie den Wohnraum betrat. Die frühen Morgenstunden. Die schlechteste Zeit für unheilvolle Nachrichten. Covarla erhob sich hastig von einem der rot gepolsterten Lehnstühle, ihr unversöhnliches Gesicht vor Müdigkeit und Sorge eingefallen, und kniete sich hin, um Elaidas Ring zu küssen. Ihr dunkles Reitgewand war von der Reise noch staubbedeckt, und ihr helles Haar brauchte eine Bürste, aber sie hatte auch jetzt das Dreieckstuch umgelegt, das sie schon trug, solange Elaida lebte.
Elaida wartete kaum ab, bis die Lippen der Frau den Großen Schlangenring berührten, bevor sie die Hand fortzog. »Warum wurdet Ihr geschickt?«, fragte sie kurz angebunden. Sie nahm ihr Strickzeug von dem Stuhl auf, wo sie es gelassen hatte, setzte sich hin und begann mit den langen Elfenbeinnadeln zu arbeiten. Zu stricken diente dem gleichen Zweck, wie ihre Elfenbeinminiaturen zu liebkosen, und sie bedurfte jetzt gewiss des Trostes. Das Stricken half ihr auch beim Nachdenken. Und sie musste nachdenken. »Wo ist Katerine?« Wenn Galina tot war, sollte Katerine vor Coiren die Führung übernommen haben. Elaida hatte deutlich gemacht, dass die Rote Ajah das Sagen hätte, wenn al’Thor erst gefangen genommen worden wäre.
Covarla erhob sich langsam, als sei sie unsicher, ob sie aufstehen sollte. Ihre Hände verkrampften sich um die mit roten Fransen versehene, über ihre Arme geschlungene Stola. »Katerine gehört zu jenen, die vermisst werden, Mutter. Ich habe die höchste Position unter jenen, die …« Ihre Worte erstarben, als Elaida sie ansah, während ihre Finger bei der Arbeit erstarrten. Covarla schluckte und regte sich unbehaglich.
»Wie viele, Tochter?«, fragte Elaida schließlich. Sie konnte nicht glauben, dass ihre Stimme so ruhig klang.
»Ich weiß nicht, wie viele entkommen sind, Mutter«, antwortete Covarla zögernd. »Wir wagten nicht, so lange abzuwarten, bis wir die Suche aufnehmen konnten, aber …«
»Wie viele?«, schrie Elaida. Sie zwang sich schaudernd, sich auf ihr Strickzeug zu konzentrieren. Sie hätte nicht schreien sollen. Es war ein Zeichen von Schwäche, Zorn nachzugeben. Das Stricken beruhigte sie.
»Ich … ich habe elf weitere Schwestern mitgebracht, Mutter.« Die Frau hielt inne, atmete schwer und fuhr fort, als Elaida schwieg. »Vielleicht kommen noch andere zurück, Mutter. Gawyn weigerte sich, länger zu warten, und wir wagten nicht, ohne ihn und die Jünglinge zu bleiben, nicht, wo so viele Aiel in der Nähe waren, und die …«
Elaida hörte nicht mehr zu. Zwölf waren zurückgekehrt. Wären mehr entkommen, wären sie nach Tar Valon zurückgeeilt und gewiss genauso bald wie Covarla hier gewesen. Selbst wenn eine oder zwei verletzt waren und langsam reisten … Zwölf. Die Burg hatte selbst während der Trolloc-Kriege keine Katastrophe dieses Ausmaßes erlebt.
»Diesen Aiel-Wilden muss eine Lektion erteilt werden«, sagte sie und unterbrach damit, was immer Covarla gerade gesagt hatte. Galina hatte geglaubt, sie könnte Aiel benutzen, um Aiel abzulenken. Welche Närrin die Frau gewesen war! »Wir werden die Schwestern retten, die gefangen gehalten werden, und die Aiel lehren, was es bedeutet, sich Aes Sedai zu widersetzen! Und wir werden al’Thor wieder gefangen nehmen.« Sie würde ihn nicht entkommen lassen, und wenn sie die gesamte Weiße Burg persönlich anführen müsste! Die Vorhersage war eindeutig gewesen. Sie würde triumphieren!
Covarla warf einen unruhigen Blick zu Alviarin und regte sich erneut unbehaglich. »Mutter, jene Männer … ich denke …«
»Denkt nicht!«, fauchte Elaida. Ihre Hände verkrampften sich um das Strickzeug, und sie beugte sich so heftig vor, dass Covarla tatsächlich eine Hand hob, als wolle sie einen Angriff abwehren. Alviarins Anwesenheit war
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