Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
drüben …«
Im unteren Stockwerk lenkte eine Frau kurz die Macht, und jemand schrie in höchstem Entsetzen.
Elayne sprang blitzartig auf, wie auch alle anderen. Birgitte zog irgendwo unter ihrem mit Federn geschmückten Gewand einen Dolch hervor.
»Das muss Derys gewesen sein«, sagte Reanne. »Sie ist die Einzige, die noch im Haus ist.«
Elayne eilte voran und ergriff ihren Arm, als sie zur Tür laufen wollte. »Ihr seid noch keine Grüne«, murmelte sie und wurde mit einem reizenden, gleichzeitig überraschten und schüchternen Lächeln bedacht. »Wir werden uns darum kümmern, Reanne.«
Merilille und die anderen stellten sich auf beiden Seiten auf, bereit, Elayne aus dem Raum zu folgen, aber Birgitte war bereits vor ihnen allen an der Tür und grinste, während sie nach dem Riegel griff. Elayne schluckte und schwieg. Das war die Ehre der Behüter, sagten die Gaidin: als Erste hineinzugehen und als Letzte herauszukommen. Aber sie umarmte dennoch Saidar , bereit, alles zu zermalmen, was ihre Behüterin bedrohen würde.
Die Tür öffnete sich, bevor Birgitte den Riegel anheben konnte.
Mat schlenderte herein und schob eine schlanke Dienerin, an die Elayne sich erinnerte, vor sich her. »Ich dachte mir schon, dass ihr hier wärt.« Er grinste unverschämt, beachtete Derys’ Blicke aber nicht und fuhr fort. »Als ich nämlich eine verdammt große Anzahl Behüter in meinem am wenigsten beliebten Wirtshaus vorfand. Ich komme gerade von der Verfolgung einer Frau in den Rahad zurück. Ins oberste Stockwerk eines unbewohnten Hauses, um genau zu sein. Nachdem sie gegangen war, konnte ich durch den Staub auf dem Boden sofort erkennen, welchen Raum sie betreten hatte. Es befindet sich ein verdammt großes, verrostetes Schloss an der Tür, aber ich wette tausend Goldstücke gegen einen Tritt in den Hintern, dass sich Eure Schale hinter dieser Tür befindet.« Derys wollte ihn treten, doch er schob sie fort, zog einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel und ließ ihn auf seiner Handfläche springen. »Würde eine von Euch dieser Wildkatze erklären, auf wessen Seite ich stehe? Frauen mit Dolchen beunruhigen mich zur Zeit.«
»Das wissen wir bereits alles, Mat«, sagte Elayne. Nun, sie waren gerade im Begriff gewesen, alles darüber zu erfahren, aber seine erstaunte Miene war unbezahlbar . Sie spürte etwas von Birgitte. Sie sah sie eher ausdruckslos an, aber diese kleine Gefühlsverwicklung, die Elayne unterbewusst spürte, vermittelte Missfallen. Aviendha würde wahrscheinlich auch nicht viel davon halten. Jetzt den Mund zu öffnen, war eine der schwersten Aufgaben, die Elayne jemals bewältigt hatte. »Ich muss dir jedoch danken, Mat. Es ist allein dir zuzuschreiben, dass wir fanden, was wir gesucht haben.«
Er schloss rasch den Mund, öffnete ihn jedoch gleich wieder. »Dann sollten wir ein Boot mieten und diese verdammte Schale holen. Mit etwas Glück können wir Ebou Dar noch heute Nacht verlassen.«
»Das ist lächerlich, Mat. Wir werden nicht im Dunkeln im Rahad herumschleichen, und wir werden Ebou Dar erst verlassen, wenn wir die Schale gebraucht haben.«
Er versuchte natürlich, darüber zu diskutieren, aber Derys ergriff die Gelegenheit, dass seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet war, und versuchte erneut, ihn zu treten. Er sprang um Birgitte herum und schrie, jemand solle ihm helfen, während die schlanke Frau hinter ihm herjagte.
»Ist er Euer Behüter, Elayne Sedai?«, fragte Reanne zweifelnd.
»Licht, nein! Birgitte ist meine Behüterin.« Reannes Kinn sank herab. Nachdem sie eine Frage beantwortet hatte, stellte Elayne selbst eine Frage, die sie keiner anderen Schwester hätte stellen mögen. »Reanne, wenn es Euch nichts ausmacht, es mir zu sagen – wie alt seid Ihr?«
Die Frau zögerte und schaute zu Mat, aber er sprang herum, um eine grinsende Birgitte zwischen sich und Derys zu halten. »Mein nächster Namenstag«, sagte Reanne, als wäre es das Normalste von der Welt, »wird der vierhundertzwölfte sein.«
Merilille fiel auf der Stelle in Ohnmacht.
KAPITEL 32
Der Flamme versiegelt
E laida do Avriny a’Roihan saß königlich auf dem Amyrlin-Sitz, dem großen, mit geschnitzten Weinreben verzierten Stuhl, der jetzt mit sechs anstatt sieben Farben bemalt war, eine mit sechs Streifen versehene Stola um die Schultern, und ließ ihren Blick im runden Saal der Burg kreisen. Die bemalten Stühle, der Sitzenden waren entlang dem der Treppe gegenüberstehenden Podest neu aufgestellt
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