Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
errungen. Und ich sage, es ist gut so. Aber zu schade, dass sie den Sieg nicht woanders feiern.«
»Sie sind nicht so schlimm«, widersprach Tod. »Ich hätte nichts dagegen, selbst einer zu sein.« Das klang eher nach Angabe als nach der Wahrheit. Es roch auch eher so. Perrin war sich, ohne hinzusehen, sicher, dass sich Tod die Lippen leckte. Tods Mutter hatte die Geschichte der Männer, die die Macht lenken konnten, wahrscheinlich noch vor gar nicht allzu langer Zeit dazu benutzt, ihn zu ängstigen. »Ich meine, Rand – das heißt, der Wiedergeborene Drache … Klingt es nicht immer noch seltsam, dass Rand al’Thor der Wiedergeborene Drache ist?« Tod lachte, ein kurzer, unbehaglicher Laut. »Nun, er kann die Macht lenken, und es scheint nicht so … er tut nicht … ich meine …« Er schluckte hörbar. »Außerdem, was hätten wir ohne sie gegen alle diese Aes Sedai ausrichten können?« Letzteres war nur noch ein Flüstern, und er roch jetzt ängstlich. »Jondyn, was werden wir tun? Ich meine, mit den gefangenen Aes Sedai?«
Der alte Mann spie erneut und noch geräuschvoller als zuvor aus. Er machte sich nicht die Mühe, seine Stimme ebenfalls zu senken. Jondyn sagte stets, was er dachte, gleichgültig wer es hören konnte – ein weiterer Grund für seinen schlechten Ruf. »Es wäre besser für uns gewesen, wenn sie gestern alle gestorben wären, Junge. Wir werden dafür bezahlen, bevor es vorbei ist. Merk dir meine Worte, wir werden teuer bezahlen.«
Perrin schloss den Rest aus, was bei seinem Hörvermögen keine leichte Aufgabe war. Zuerst Aram und jetzt Jondyn und Tod, wenn auch nicht ganz so direkt. Verdammter Jondyn! Nein, wenn er diese Gedanken aussprach, dachten andere wohl genauso. Kein Mann von den Zwei Flüssen würde einer Frau bereitwillig Schaden zufügen, aber wer wollte die gefangenen Aes-Sedai noch tot sehen? Und wer könnte versucht sein, den Wunsch zu erfüllen?
Er suchte unbehaglich den Wagenkreis ab. Es war kein erfreulicher Gedanke, die gefangenen Aes Sedai vielleicht beschützen zu müssen, aber er würde sich nicht davor drücken. Er mochte keine Aes Sedai besonders und am wenigsten diese hier, aber er war mit der unausgesprochenen Sicherheit aufgewachsen, dass ein Mann zum Schutz einer Frau so viel riskieren sollte, wie sie zuließ. Und dabei war es unwichtig, ob er sie mochte oder auch nur kannte. Es stimmte, dass eine Aes Sedai einen Mann auf vielerlei Art lenken konnte, aber wenn sie erst von der Macht abgeschnitten war, wurde sie wie jedermann sonst. Das war der Konflikt, der in ihm aufstieg, wann immer er sie ansah. Zwei Dutzend Aes Sedai. Zwei Dutzend Frauen, die vielleicht nicht wussten, wie sie sich ohne die Macht verteidigen sollten.
Er beobachtete die Asha’man-Wächter eine Weile, deren jeder grimmig wie der Tod dreinschaute – bis auf die drei, die die gedämpften Frauen beaufsichtigten, die zwar versuchten, genauso düster wie die anderen zu wirken, bei denen aber unterschwellig noch etwas anderes zu spüren war. Vielleicht Befriedigung. Wenn er ihnen nur nahe genug wäre, um ihren Geruch aufzunehmen. Jede Aes Sedai bedeutete für die Asha’man eine Bedrohung. Aber vielleicht traf auch das Gegenteil zu. Vielleicht würden sie sie nur dämpfen. Von dem wenigen, was er aufgeschnappt hatte, wusste Perrin, dass eine Aes Sedai zu dämpfen einer über Jahre hinweg andauernden Tötung gleichkam.
Er beschloss widerwillig, dass er, wie auch immer der Fall gelagert war, die Asha’man Rand überlassen musste. Sie sprachen nur miteinander und mit den Gefangenen, und Perrin bezweifelte, dass sie jemand anderem als Rand zuhören würden. Die Frage war, was Rand sagen würde. Und was konnte Perrin tun, wenn er das Falsche sagte?
Er verdrängte dieses Problem und kratzte sich mit einem Finger den Bart. Die Cairhiener waren in der Nähe der Aes Sedai zu ängstlich, um auch nur zu erwägen, ihnen Schaden zuzufügen, und die Mayener waren zu respektvoll, aber er würde sie dennoch im Auge behalten. Wer hätte gedacht, dass Jondyn so weit gehen würde, wie er es getan hatte? Er besaß bei den Cairhienern und Mayenern einen gewissen Einfluss, obwohl das sicherlich aufhören würde, wenn sie einmal nachdachten. Immerhin war er nur ein Schmied. Blieben noch die Aiel. Perrin seufzte. Er war sich nicht sicher, wie viel Einfluss selbst Rand wirklich auf die Aiel hatte.
Es war schwer, bei so vielen Menschen einzelne Gerüche zu erkennen, aber er hatte sich daran gewöhnt, weitaus mehr
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