Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
haben.« Sie hätte gern noch hinzugefügt »und jener, die anders handeln«, aber Theravas unerschütterlicher Blick machte ihr Angst. Nach allem, was sie wusste, würde Therava vielleicht noch immer alles tun dürfen, was sie wollte. Es musste eine Möglichkeit geben, Sevanna zu überreden, die Aufsicht über sie zu übernehmen. Das schmeckte bitter, aber alles war besser als Therava. Sevanna war ehrgeizig – und gierig. Während sie Galina stirnrunzelnd ansah, war ihr Blick auf ihre eigene Hand gefallen, und sie hatte kurz und mit bewunderndem Lächeln die Ringe mit den großen Smaragden und Feuertropfen betrachtet. Sie trug an der Hälfte ihrer Finger Ringe sowie Halsketten aus Perlen und Rubine und Diamanten über ihren Busen drapiert, die jeder Königin zur Ehre gereicht hätten. Man konnte Sevanna nicht trauen, aber vielleicht war sie käuflich. Therava hingegen war eine Naturgewalt. Genauso gut konnte man versuchen, einen Strom oder eine Lawine zu bestechen. »Ich vertraue darauf, dass Ihr das Richtige tun werdet, Sevanna«, kam sie zum Schluss. »Die Weiße Burg belohnt Freundschaft großzügig.«
Einen langen Moment herrschte bis auf das Rascheln der weißen Gewänder, während die Diener die Tabletts darboten, Schweigen. Dann …
»Ihr seid Da’tsang «, sagte Sevanna. Galina blinzelte. Sie war eine Verachtete? Gewiss hatten sie ihre Verachtung deutlich gezeigt, aber warum …?
»Ihr seid Da’tsang «, wiederholte die Weise Frau mit dem rundlichen Gesicht, die sie nicht kannte, und eine Frau, die eine Handbreit größer als Therava war, wiederholte ebenfalls: »Ihr seid Da’tsang .«
Theravas falkenähnliches Gesicht hätte aus Holz geschnitzt sein können, aber ihre auf Galina gerichteten Augen funkelten anklagend. Galina fühlte sich auf dem Fleck festgenagelt und konnte keinen Muskel mehr rühren. Ein hypnotisierter Vogel, der eine Schlange näher gleiten sieht. Niemand hatte ihr dieses Gefühl jemals vermittelt. Niemand.
»Drei Weise Frauen haben gesprochen.« Sevannas zufriedenes Lächeln war fast angenehm. Theravas Gesicht war starr. Der Frau gefiel nicht, was auch immer gerade geschehen war. Etwas war geschehen, auch wenn Galina nicht wusste, was es zu bedenken hatte. Nur dass es sie anscheinend von Therava erlöst hatte. Das war im Moment mehr als ausreichend. Mehr als genug.
Als Töchter des Speers ihre Fesseln durchschnitten und sie in ein schwarzes Tuchgewand steckten, war sie so dankbar, dass es sie fast nicht kümmerte, dass sie vor jenen Männern mit den frostigen Blicken zunächst die Überreste ihres Hemdes fortrissen. Das dicke Tuch war heiß und kratzte über ihre Striemen, und sie hieß es genauso willkommen, als wäre es Seide. Obwohl Micara sie noch immer abschirmte, hätte sie lachen mögen, als die Töchter des Speers sie aus dem Zelt führten. Es dauerte nicht lange, bis sie den Wunsch verspürte, vollständig zu verschwinden. Sie begann sich zu fragen, ob es etwas nutzen würde, wenn sie Sevanna auf Knien bäte. Sie hätte es getan, wenn sie zu der Frau hätte gelangen können, nur dass Micara deutlich machte, dass sie nirgendwohin gehen würde, wohin sie nicht gehen sollte, oder ein Wort äußern würde, wenn sie nicht angesprochen wurde.
Sevanna beobachtete mit verschränkten Armen, wie die Aes Sedai, die Da’tsang , den Hang hinunterstolperte, neben einer Tochter des Speers stehen blieb, die mit einer Gerte auf den Fersen hockte, und den wie einen Kopf geformten Stein fallen ließ, den sie in Händen getragen hatte. Die schwarze Kapuze drehte sich einen Moment in Sevannas Richtung, aber dann beugte sich die Da’tsang schnell herab, um einen weiteren großen Stein aufzunehmen und sich dann wieder fünfzig Schritte bis zu der Stelle aufwärtszumühen, wo Micara mit einer anderen Tochter des Speers wartete. Dort ließ sie auch diesen Stein fallen, nahm einen weiteren auf und stieg wieder hinab. Da’tsang wurden stets mit sinnlosen Arbeiten beschämt. Wenn es nicht nötig war, würde es der Frau nicht erlaubt sein, auch nur einen Becher Wasser zu tragen, sondern sinnlose Plackerei würde ihre Stunden erfüllen, bis sie vor Scham in Tränen ausbrach. Die Sonne war noch nicht lange auf ihrem höchsten Punkt angelangt, und viele weitere Tage der Mühen lagen vor ihr.
»Ich glaube nicht, dass sie sich selbst für schuldig erklärt hätte«, sagte Rhiale an Sevannas Schulter. »Efalin und die anderen sind sich nicht allzu sicher, dass sie offen zugegeben hat, Desaine
Weitere Kostenlose Bücher