Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
auch den eines Königs – und wissen, dass der Name einem Toten gehörte. Es war geschehen, bei einem König und einer Königin. Sie hatte geholfen, zwei Amyrlins zugrunde zu richten, hatte zweimal geholfen, die mächtigste Frau der Welt in eine schreiende Wahnsinnige zu verwandeln, die bestrebt war, alles zu erzählen, was sie wusste, hatte geholfen, es so aussehen zu lassen, als wäre eine von ihnen im Schlaf gestorben, und hatte dafür gesorgt, dass die andere abgesetzt und gedämpft wurde. Solche Dinge waren eine Pflicht, wie auch die Notwendigkeit, Männer, welche die Macht lenken konnten, auszurotten, Handlungen, an denen sie über den Umstand hinaus, dass diese Aufgaben gut ausgeführt wurden, keine Freude hatte, aber es hatte ihr durchaus Vergnügen bereitet, den Zirkel zu leiten, der Siuan Sanche gedämpft hatte. All diese Dinge bedeuteten gewiss, dass Galina Casban selbst zu den Mächtigsten der Welt gehörte, zu den Allermächtigsten. Sicher war es so. Es musste so sein.
Ihre Beine zitterten wie ungespannte Federn, und sie fiel schwer hin, konnte sich mit den fest hinter ihrem Rücken gefesselten Armen und Ellbogen nicht abfangen. Das einst weiße Seidenhemd, das einzige ihr verbliebene Kleidungsstück, riss erneut, als sie auf den losen Steinen entlangglitt, die über ihre Striemen schabten. Ein Baum hielt sie auf. Das Gesicht auf den Boden gepresst, begann sie zu schluchzen. »Wie?«, stöhnte sie mit belegter Stimme. »Wie kann mir dies geschehen?«
Nach einiger Zeit erkannte sie, dass sie nicht wieder hochgezogen worden war. Ungeachtet dessen, wie häufig sie hinfiel, hatte man ihr niemals zuvor auch nur einen Moment Aufschub gestattet. Sie blinzelte die Tränen fort und hob den Kopf.
Aiel-Frauen bedeckten den Hang, mehrere Hundert von ihnen standen mit ihren Speeren unter den kahlen Bäumen verstreut, und die Schleier, mit denen sie jeden Moment ihr Antlitz verbergen konnten, hingen über ihren Brüsten. Galina verspürte das Bedürfnis zu lachen. Töchter des Speers. Sie nannten diese grässlichen Frauen Töchter des Speers. Sie wünschte, sie könnte lachen. Zumindest waren keine Männer anwesend, eine geringe Gnade. Männer ließen ihre Haut kribbeln, und wenn sie jetzt ein Mann sehen könnte, nicht einmal halbwegs bekleidet …
Ihr Blick suchte angespannt Therava, aber die meisten der ungefähr siebzig Weisen Frauen standen zusammen und beobachteten etwas, das weiter den Hügel hinauf geschah, wobei sie ihr die Sicht versperrten. Stimmengemurmel drang zu ihr. Vielleicht berieten die Weisen Frauen etwas. Weise Frauen. Sie hatten sie mit unmenschlicher Tüchtigkeit die richtigen Namen gelehrt. Sie konnten die Verachtung riechen, wie sehr sie diese auch zu verbergen versuchte. Natürlich brauchte man nichts zu verbergen, was aus einem herausgebrannt wurde.
Die meisten der Weisen Frauen schauten fort, aber nicht alle. Das Schimmern Saidars umgab eine junge, rothaarige Frau mit einem hübschen Mund, die Galina mit großen, aufmerksamen blauen Augen beobachtete. Vielleicht als Zeichen ihrer eigenen Verachtung hatten sie die Schwächste unter ihnen auserkoren, sie diesen Morgen abzuschirmen. Micara war nicht wirklich schwach im Gebrauch der Macht – keine von ihnen war es –, aber obwohl Micara sich sehr bemühte, hätte Galina ihren Schild ohne große Anstrengung durchbrechen können. Ein Muskel an Galinas Wange zuckte unkontrolliert. Das geschah stets, wenn sie an einen weiteren Fluchtversuch dachte. Der erste war schon schlimm genug verlaufen. Der zweite … Sie erschauderte und kämpfte gegen ein weiteres aufkommendes Schluchzen an. Sie würde keinen Versuch mehr unternehmen, bis sie sich nicht eines vollkommenen Erfolges sicher sein konnte. Sehr sicher. Vollkommen sicher.
Die Menge der Weisen Frauen teilte sich und wandte sich dann um, um Therava mit ihren Blicken zu folgen, während die Frau mit dem Adlergesicht auf Galina zuschritt. Galina keuchte und versuchte aufzustehen. Die Hände gefesselt, die Muskeln schlaff, gelang es ihr nur, sich auf die Knie aufzurichten, bis Therava sich über sie beugte, wobei ihre Halsketten aus Elfenbein und Gold leise klimperten. Therava ergriff eine Handvoll von Galinas Haar und zwang ihren Kopf scharf nach hinten. Sie drehte Galinas Hals schmerzhaft so weit, dass diese der Weisen Frau ins Gesicht sehen konnte. Therava war um einiges stärker in der Macht als sie, was für verhältnismäßig wenige Frauen galt, aber nicht das ließ Galina zittern. Kalte
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