Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
ihre Finger verrieten sie. »Wenn du zulasst, dass dir etwas passiert, Rand al’Thor, werde ich Cadsuane beistehen, ob sie Hilfe braucht oder nicht.« Ihr Lächeln erhellte sich einen Moment, wirkte fast heiter, bevor sie sich zur Tür wandte. Er sah ihr nach. Sie verwirrte ihn vielleicht manchmal – fast jede Frau, der er jemals begegnet war, hatte dies mindestens ein- oder zweimal geschafft –, aber sie hatte eine Art zu Gehen, die in ihm den Wunsch erweckte, sie zu betrachten.
Er erkannte jäh, dass Dashiva ihr auch nachsah und sich die Lippen leckte. Rand räusperte sich ausreichend laut, dass es über das Geräusch der sich schließenden Tür hinweg zu hören war. Aus einem unbestimmten Grund hob der Mann mit dem glatten Gesicht trotzig den Kopf. Nicht dass Rand ihn angesehen hätte. Er konnte nicht umhergehen und Männer anstarren, nur weil Min enge Hosen trug. Er umgab sich mit der Leere des Nichts, ergriff Saidin und zwang gefrorenes Feuer und geschmolzene Erde in die Gewebe für ein Wegetor. Dashiva sprang zurück, als es sich öffnete. Vielleicht würde der Mann lernen, sich nicht mehr die Lippen zu lecken wie ein Ziegenbock, wenn man ihm eine Hand abschlug. Etwas gewundenes Rotes überzog das Äußere des Nichts.
Rand trat hindurch auf kahles Erdreich, gefolgt von Dashiva und den übrigen, und ließ die Quelle los, sobald der letzte Mann ins Freie trat. Ein Verlustgefühl durchströmte ihn, als Saidin schwand, wie auch die Bewusstheit Alannas schwand. Der Verlust war nicht so groß erschienen, als Lews Therin noch da gewesen war. Nicht so gewaltig.
Die goldene Sonne über ihnen hatte schon mehr als die Hälfte ihres Abstiegs bewältigt. Ein Windstoß fegte Staub unter seinen Stiefeln hervor, ohne jegliche Kühle zurückzulassen. Das Wegetor hatte sich auf freier Fläche geöffnet, durch ein zwischen vier Holzpfosten gespanntes Seil abgesteckt. An jeder Ecke standen zwei Wächter in kurzen Mänteln und bauschigen, in ihren Stiefeln steckenden Hosen und mit flammenden Schwertern an den Seiten. Einige hatten buschige Schnurrbärte, die bis auf ihr Kinn herabhingen, oder dichte Bärte, und alle besaßen kühne Nasen und schräg stehende Augen. Einer von ihnen lief herbei, sobald Rand erschien.
»Was tun wir hier?«, fragte Dashiva und sah sich ungläubig um.
Um sie herum erstreckten sich Hunderte von spitzen Zelten, grau und staubig weiß sowie Zelte und Pflockseile mit bereits gesattelten Pferden. Caemlyn lag nur wenige Meilen entfernt hinter Bäumen verborgen, und die Schwarze Burg nicht viel weiter, aber Taim würde hiervon nichts erfahren, wenn er sie nicht durch einen Spion beobachten ließ. Eine von Fedwin Moors Aufgaben hatte darin bestanden, darauf zu lauschen – zu erspüren –, ob jemand zu spionieren versuchte. Während sich von den Pflockseilen Gemurmel ausbreitete, erhoben sich Männer mit kühnen Nasen und gewundenen Schwertern aus der Hocke und wandten sich erwartungsvoll zu Rand um. Hier und da standen auch Frauen auf. Saldaeanische Frauen zogen häufig mit ihren Männern in Kriege, zumindest unter den Adligen und Offizieren. Heute wären von ihnen jedoch keine dabei.
Rand duckte sich unter einem Seil hindurch und schritt geradewegs auf ein Zelt zu, das sich nur durch das davor an einem Stab gehisste Banner – drei einfache rote Blüten auf blauem Feld – von allen anderen unterschied. Die Königsmünze starb selbst in saldaeanischen Wintern nicht ab, und wenn Feuer die Wälder schwärzten, erschienen jene roten Blumen stets als Erste wieder. Eine Blüte, die nichts ausrotten konnte: das Zeichen des Hauses Bashere.
Im Zelt war Bashere selbst bereits gestiefelt und gespornt und trug sein Schwert an der Hüfte. Deira war bedenklicherweise bei ihm, in einem Reitgewand derselben Schattierung wie der graue Mantel ihres Mannes, und wenn sie auch kein Schwert trug, würde der lange, aus schwerem Silber gearbeitete Dolch an ihrem Gürtel fürs Erste genügen.
»Ich hatte dies erst in Tagen erwartet«, begann Bashere, während er sich von einem Faltstuhl erhob. »Tatsächlich hoffte ich sogar, dass es noch Wochen dauern würde. Außerdem hatte ich gehofft, die meisten von Taims Reserveleuten bewaffnet zu haben, wie der junge Mat und ich es geplant hatten. Ich habe alle Armbrustbauer, die ich auftreiben konnte, zu einer Werkstatt zusammengeschlossen, und sie beginnen sie gerade in Massen zu fertigen. Aber wie die Dinge stehen, haben bisher nur fünfzehntausend Männer Armbrüste und
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