Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
schließlich niemals leicht«, sagte Rand nach einer Weile und wirkte traurig. »Die bittere Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was schlimmer wäre. Ich habe keine guten Wahlmöglichkeiten. Dafür haben sie selbst gesorgt.« Sein Gesicht wirkte verzagt, aber er roch zornig. »Lebendig oder tot – sie sind ein Mühlstein an meinem Hals und könnten ihn mir so oder so brechen.«
Perrin folgte seinem Blick zu den gefangenen Aes Sedai. Sie standen jetzt alle zusammen, obwohl es ihnen dennoch gelang, ein wenig Abstand zwischen die drei Gedämpften und die übrigen zu bringen. Die Weisen Frauen um sie herum gaben nur mit Gesten und angespannten Gesichtern knappe Befehle. Vielleicht waren die Weisen Frauen auch besser, als Rand glaubte. Wenn er nur Gewissheit hätte.
»Hast du etwas gesehen, Min?«, fragte Rand.
Perrin zuckte zusammen und warf einen warnenden Blick zu Sulin und Nandera, aber Min lachte weich. Sie lehnte an Rands Knie und schien wirklich zum ersten Mal, seit sie sie bei den Brunnen gefunden hatten, wieder so wie die Min, die Perrin kannte. »Perrin, sie wissen über mich Bescheid. Die Weisen Frauen, die Töchter des Speers, vielleicht alle. Und es kümmert sie nicht.« Sie besaß ein Talent, das sie genauso verborgen hielt wie er die Wölfe. Sie sah mitunter Menschen umgebende Bilder und Auren und erkannte manchmal, was sie bedeuteten. »Du kannst nicht wissen, wie das ist, Perrin. Ich war zwölf, als es angefangen hat, und ich wusste es damals nicht zu verbergen. Jedermann glaubte, ich würde einfach Dinge erfinden. Bis ich erzählte, dass ein Mann aus der nächsten Straße eine Frau heiraten würde, mit der ich ihn sah, der aber bereits verheiratet war. Als er dann mit ihr davonlief, führte seine Frau eine Menschenmenge zum Haus meiner Tanten und behauptete, ich sei dafür verantwortlich, da ich bei ihrem Mann die Eine Macht benutzt oder den beiden eine Art Trank verabreicht hätte.« Min schüttelte den Kopf. »Sie war nicht allzu scharfsichtig. Sie musste einfach jemanden beschuldigen. Es hieß auch, ich sei eine Schattenfreundin. Kurz vor dieser Geschichte waren einige Weißmäntel in der Stadt gewesen und hatten versucht, die Menschen aufzuwiegeln. Tante Rana überzeugte mich davon zu erzählen, ich hätte die beiden einfach belauscht, Tante Miren versprach mich zu versohlen, wenn ich Geschichten verbreitete, und Tante Jan sagte, sie würde mir Medizin verabreichen. Sie haben es natürlich nicht getan – sie kannten die Wahrheit –, aber wären sie nicht so unbefangen umgegangen, zumal ich noch ein Kind war, hätte ich verletzt oder sogar getötet werden können. Die meisten Menschen mögen Leute nicht, die Dinge über ihre Zukunft wissen. Die meisten Menschen wollen nichts davon hören, es sei denn natürlich, es wäre etwas Gutes. Das galt selbst für meine Tanten. Aber für die Aiel bin ich aus Höflichkeitsgründen eine Art Weise Frau.«
»Einige Menschen vermögen Dinge, die andere nicht können«, sagte Nandera, als genüge das als Erklärung.
Min lachte erneut, streckte die Hand aus und berührte das Knie der Tochter des Speers. »Danke.« Sie schaute zu Rand auf. Jetzt, wo sie wieder lachte, besaß sie eine besondere Ausstrahlung. Das hielt sogar noch an, nachdem sie wieder ernst geworden war. Ernst und nicht sehr froh. »Um auf deine Frage zurückzukommen – ich habe nichts Nützliches gesehen. Bei Taim sehe ich in der Vergangenheit und in der Zukunft Blut, aber das dürfte dich nicht überraschen. Er ist ein gefährlicher Mann. Sie scheinen wie die Aes Sedai Bilder auf sich zu vereinen.« Ein Seitenblick durch gesenkte Wimpern zu Dashiva und den anderen Asha’man verdeutlichte, wen sie meinte. Um die meisten Menschen waren nur wenige Bilder zu sehen, aber Min sagte, bei Aes Sedai und Behütern sei dies anders. »Das Problem ist, dass die Bilder, die ich sehen kann, verschwommen sind. Ich glaube, das kommt dadurch, dass sie die Macht halten. Das ist bei Aes Sedai anscheinend häufig der Grund, und es wird noch schwieriger, wenn sie die Macht gerade lenken. Um Kiruna und die anderen kann ich viele Dinge sehen, aber sie bleiben stets so dicht zusammen, dass alles, nun … die meiste Zeit durcheinandergerät. Und bei den Gefangenen ist es noch unklarer.«
»Mach dir keine Gedanken um die Gefangenen«, riet Rand ihr. »Sie werden Gefangene bleiben.«
»Aber Rand, ich habe weiterhin das Gefühl, dass da noch etwas Wichtiges ist – wenn ich es nur herauslösen könnte. Du musst es
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