Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Leuten Wache hielten, und schluckte mit ungutem Gefühl. Wie viele jener, die Rand folgten, taten dies, weil die Aiel massiert hinter ihm standen? Gewiss nicht alle, aber für jeden Mann, der die Wahl getroffen hatte, weil Rand der Wiedergeborene Drache war, waren fünf oder sogar zehn andere gekommen, weil das Licht die stärksten Ränge am kräftigsten beschien. Wenn die Aiel sich loslösten oder sich aufspalteten …
Er wollte diese Möglichkeit nicht erwägen. Bei der Verteidigung der Zwei Flüsse waren seine Fähigkeiten soweit wie irgend möglich ausgeweitet worden. Ob er ein Ta’veren war oder nicht – er machte sich keinerlei Illusionen darüber, dass er zu jenen Männern gehören würde, die in der Geschichte Beachtung fänden. Das blieb Rand vorbehalten. Seine Grenze waren die Belange einer Dorfgemeinschaft. Und doch konnte er nicht anders. Sein Geist war in Aufruhr. Was war zu tun, wenn es zum Schlimmsten käme? Er stellte insgeheim Listen auf: Wer würde sich loyal verhalten, und wer würde zu fliehen versuchen? Die erste Liste war ausreichend kurz und die zweite ausreichend lang, um seine Kehle auszutrocknen. Zu viele Menschen spekulierten noch immer auf Vorteile, als hätten sie niemals von den Prophezeiungen des Drachen oder von der Letzten Schlacht gehört. Er hegte den Verdacht, dass einige dies auch noch nach dem Beginn Tarmon Gai’dons tun würden. Das Schlimmste daran war, dass die meisten keine Schattenfreunde wären, sondern nur Menschen, die sich zuerst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Loials Ohren hingen schlaff herab. Er erkannte es auch.
Sorilea hatte ihren Bericht kaum beendet, als sie mit einem Blick, der Eisen hätte durchbohren können, seitwärts schaute. »Ihr solltet doch im Wagen bleiben.« Bera und Kiruna blieben jäh stehen, und Alanna lief fast in die beiden hinein. »Ihr solltet die Eine Macht nicht ohne Erlaubnis berühren, aber ihr habt uns hier belauscht. Ihr werdet lernen, dass ich meine, was ich sage.«
Die drei blieben trotz Sorileas nichts Gutes verheißendem Blick stehen, Bera und Kiruna frostig und würdevoll, Alanna unterschwellig herausfordernd. Loial blickte mit seinen großen Augen erst zu ihnen und dann zu den Weisen Frauen. Wenn seine Ohren vorher schon kraftlos gewesen waren, welkten sie jetzt vollkommen, und die langen Augenbrauen sanken bis auf seine Wangen herab. Während Perrin unbehaglich seine Listen überdachte, fragte er sich abwesend, wie weit die Aes Sedai noch vordringen wollten. Mit der Macht zu lauschen! Sie könnten bei den Weisen Frauen eine härtere Reaktion als Sorileas Rüge bewirken. Und auch bei Rand.
Dieses Mal war dem jedoch nicht so. Rand schien sie gar nicht wahrzunehmen. Er blickte regelrecht durch Sorilea hindurch. Vielleicht lauschte er auch wieder auf etwas, was niemand sonst hören konnte. »Was ist mit den Feuchtländern?«, fragte er schließlich. »Colavaere ist doch zur Königin gekrönt worden?« Es war im Grunde keine Frage.
Sorilea nickte und tippte mit dem Daumen ans Heft ihres Gürtelmessers, aber sie wandte ihre Aufmerksamkeit niemals von den Aes Sedai ab. Es kümmerte die Aiel wenig, wer unter den Feuchtländern – und besonders unter den baummordenden Cairhienern – zum König oder zur Königin gewählt wurde.
Ein Eiszapfen stach in Perrins Brust. Es war kein Geheimnis, dass diese Colavaere vom Hause Saighan den Sonnenthron einnehmen wollte. Sie hatte von dem Tag an darauf spekuliert, an dem Galldrian Riatin ermordet wurde, bevor Rand sich auch nur zum Wiedergeborenen Drachen erklärt hatte, und spekulierte auch noch darauf, nachdem allgemein bekannt wurde, dass Rand Elayne den Thron übergeben wollte. Allerdings wussten nur wenige, dass sie eine kaltblütige Mörderin war. Zudem war Faile in der Stadt. Aber sie war zumindest nicht allein. Bain und Chiad würden bei ihr sein. Sie waren Töchter des Speers und ihre Freundinnen, vielleicht beinahe das, was die Aiel Nächstschwestern nannten. Sie würden nicht zulassen, dass sie Schaden nahm. Aber der Eiszapfen wollte nicht weichen. Colavaere hasste Rand und damit auch jedermann, der Rand nahestand. So wie vielleicht die Frau eines Mannes, der Rands Freund war. Nein. Bain und Chiad würden sie beschützen.
»Es ist eine verfahrene Situation.« Kiruna rückte bemerkenswerterweise näher an Rand heran und ignorierte Sorilea. Die Weise Frau hatte trotz ihrer Hagerkeit sehr eindrucksvolle Augen. »Was auch immer Ihr tut, kann ernstliche Auswirkungen haben.
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