Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
die Töchter des Speers folgten wiederum ihnen und beobachteten alles andere. Wäre Rand ein Wolf gewesen, hätte Perrin behauptet, er prüfe die Luft. Das zwei Fuß lange Drachenszepter lag über Rands Sattelbaum, mit einer grün-weißen Quaste geschmückt und mit Drachen beschnitzt. Hin und wieder wog er es leicht in der Hand, als wollte er sich seiner versichern.
Während Rand sein Pferd verhielt, betrachtete er Perrin genauso aufmerksam, wie er das umliegende Land betrachtet hatte. »Ich vertraue dir«, sagte er schließlich mit einem Nicken. Min regte sich in ihrem Sattel, und er fügte hinzu: »Und dir natürlich, Min. Und auch dir, Loial.«
Der Ogier regte sich unbehaglich und mit einem zögernden Blick zu Perrin. Rand sah sich auf dem Hügel um und betrachtete die Aiel und die Asha’man und alle anderen. »Ich kann nur so wenigen trauen«, flüsterte er müde. Er roch überaus verwirrt, verärgert und verängstigt, aber auch entschlossen und verzweifelt. Und nach alles durchdringender Erschöpfung.
Sei geistig gesund, wollte Perrin ihm sagen. Bewahre dir die geistige Gesundheit . Aber heftige Schuldgefühle ließen ihn schweigen. Weil es der Wiedergeborene Drache war, zu dem er dies sagen wollte, und nicht sein Freund aus Kindertagen. Er wollte, dass sein Freund geistig gesund blieb. Der Wiedergeborene Drache musste sich seine geistige Gesundheit bewahren.
»Mein Lord Drache«, rief einer der Asha’man plötzlich. Er wirkte noch wie ein Junge, mit großen dunklen Augen, und er trug kein Schwert und keinen Drachen am Kragen, aber Stolz lag in seinem Verhalten. Narishma, hatte Perrin ihn nennen hören. »Im Südwesten.«
Eine Gestalt war aufgetaucht, lief in einer Meile oder mehr Entfernung aus dem Wald heran, eine Frau mit bis zu den Oberschenkeln gerafften Röcken. Perrin sah sie eindeutig als Aiel an. Eine Weise Frau, dachte er, obwohl es wirklich nicht zu erkennen war. Er war sich dessen einfach sicher. Ihr Anblick brachte erneut seine ganze Gereiztheit zutage. Jemand, der sich hier draußen aufhielt, wo sie gerade aus dem Wegetor hervorgekommen waren, konnte nichts Gutes bedeuten. Die Shaido hatten in Cairhien erneut Schwierigkeiten bereitet, als er Rand gefolgt war, aber für die Aiel war eine Weise Frau eine Weise Frau, aus welchem Clan auch immer sie stammte. Sie machten Besuche wie Nachbarn, die zum Tee kamen, während ihre Clans einander töteten. Vielleicht hatte der gestrige Tag das geändert, aber vielleicht auch nicht. Er ließ erschöpft den Atem ausströmen. Sie konnte bestenfalls nichts Gutes bedeuten.
Fast jedermann auf dem Hügel schien das Gleiche zu empfinden. Überall war Bewegung, Speere wurden aufgehoben, Pfeile eingelegt. Cairhiener und Mayener regten sich in ihren Sätteln, und Aram zog sein Schwert, die Augen erwartungsvoll glänzend. Loial lehnte auf seiner langen Streitaxt und betastete bedauernd die Klinge. Die Streitaxt war genauso scharf wie eine große Holzaxt, aber sie war mit Blättern und Schnörkeln und Goldeinlegearbeiten verziert. Die Einlegearbeiten waren vom kürzlichen Gebrauch ein wenig abgeschürft. Er würde sie wieder benutzen, wenn es sein müsste, aber aus überwiegend den gleichen Gründen genauso widerwillig, wie Perrin seine benutzte.
Rand verharrte mit unlesbarem Gesicht auf seinem Pferd. Min drängte ihr Pferd so nahe an seines heran, dass sie seine Schulter streicheln konnte.
Die Weisen Frauen ließen ebenfalls keine Besorgnis erkennen, aber sie blieben auch nicht ruhig. Sorilea deutete in eine Richtung, und ein Dutzend der die Aes Sedai bewachenden Frauen schlossen sich ihr und Amys augenblicklich an, um ein gutes Stück von Rand entfernt und sogar außerhalb Perrins Hörweite zu gelangen. Nur wenige der Frauen hatten Grau im Haar, und Sorilea wies als einzige Falten im Gesicht auf. Tatsächlich lebten nicht viele Aiel lange genug, um graue Haare zu bekommen. Perrin hatte Sorilea und Amys sich schon zuvor mit denselben Frauen beraten sehen, obwohl ›beraten‹ eigentlich nicht die richtige Bezeichnung war. Sorilea sprach, und Amys brachte gelegentlich ein Wort ein, während die anderen nur zuhörten. Edarra erhob Protest, aber Sorilea erstickte ihn und deutete dann auf zwei der Frauen: Sotarin und Cosain. Diese rafften sofort ihre Röcke und eilten dem Neuankömmling entgegen.
Perrin tätschelte Trabers Hals. Kein Blutvergießen mehr. Noch nicht.
Die drei Weisen Frauen trafen fast eine halbe Meile vom Hügel entfernt zusammen und blieben
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