Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Bael Grau aufwies, und doch beherrschte sie die drei Frauen, was für jeden vernünftigen Menschen erkennbar war. »Melaine sagt, Bair messe Colavaere Saighan nur wenig Bedeutung zu«, fuhr Dorindha fort, »aber Weise Frauen können genauso blind sein wie jeder andere Mensch, wenn es darum geht, einen vor sich liegenden Kampf zwar zu sehen, den Skorpion unter ihren Füßen aber zu übersehen.« Ein Lächeln für Melaine nahm den Worten ihre Schärfe. Und Melaines Lächeln sollte gewiss besagen, dass sie sich nicht angegriffen fühlte. »Die Arbeit einer Dachherrin besteht darin, jene Skorpione zu finden, bevor jemand gestochen wird.« Sie war ebenfalls Baels Frau, eine Tatsache, die Rand noch immer aus der Fassung brachte, auch wenn sie und Melaine es sich so erwählt hatten. Vielleicht teilweise, weil sie es sich so erwählt hatten. Bei den Aiel hatte ein Mann wenig zu sagen, wenn seine Ehefrau eine Schwesterfrau erwählte. Auch bei ihnen war dies keine übliche Vereinbarung.
»Colavaere widmet sich jetzt dem Ackerbau«, grollte Rand. Sie sahen ihn blinzelnd an und fragten sich, ob das ein Scherz sei. »Der Sonnenthron ist wieder frei und wartet auf Elayne.« Er hatte erwogen, einen Schutz gegen Lauscher zu weben, aber ein Schutz konnte von einem Suchenden, Mann oder Frau, entdeckt werden, und seine Anwesenheit würde bedeuten, dass etwas Interessantes besprochen wurde. Nun, alles, was hier gesagt würde, würde ohnehin nur allzu bald von der Drachenmauer bis zum Meer bekannt sein.
Fedwin rieb sich die Handgelenke, während Jalani ihr Messer in die Scheide zurücksteckte. Niemand gönnte ihnen einen zweiten Blick. Aller Augen ruhten auf Rand. Er sah Nerilea stirnrunzelnd an und wedelte mit seinen zusammengebundenen Händen, bis Sulin die Fesseln durchschnitt. »Ich wusste nicht, dass dies ein Familientreffen werden sollte.« Nerilea wirkte als Einzige ein wenig verlegen.
»Wenn Ihr erst verheiratet seid«, murmelte Davram lächelnd, »werdet Ihr lernen, dass Ihr sehr sorgfältig erwägen müsst, was Ihr vor Euren Ehefrauen verbergt.« Deira sah ihn mit geschürzten Lippen an.
»Ehefrauen sind ein großer Trost«, sagte Bael lachend, »wenn ein Mann ihnen nicht zu viel erzählt.« Dorindha fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und packte einen Moment so fest zu, als wolle sie ihm den Kopf abreißen. Bael brummte, aber nicht nur deshalb. Melaine wischte ihr kleines Gürtelmesser an ihrem Rock ab und steckte es in die Scheide zurück. Die beiden Frauen grinsten einander über Baels Kopf hinweg an, während er sich die Schultern rieb, wo ein kleiner Blutfleck seinen Cadin’sor beschmutzte. Deira nickte nachdenklich. Anscheinend hatte sie gerade eine Idee.
»Welche Frau könnte ich ausreichend hassen, um sie mit dem Wiedergeborenen Drachen zu verheiraten?«, bemerkte Rand kalt. Daraufhin entstand eisiges Schweigen.
Er versuchte seinen Zorn zu zügeln. Er hätte dies erwarten sollen. Melaine war nicht nur eine Weise Frau, sie war auch eine Traumgängerin, wie auch Amys und Bair. Sie konnten sich in ihren Träumen miteinander und mit anderen verständigen. Eine nützliche Gabe, obwohl sie dieses Talent für ihn erst einmal eingesetzt hatten. Es war eine Angelegenheit der Weisen Frauen und überhaupt nicht verwunderlich, dass Melaine mit allem, was geschah, Schritt hielt. Es war auch kein Wunder, dass sie Dorindha alles erzählte, ob es eine Angelegenheit der Weisen Frauen war oder nicht. Die beiden Frauen waren beste Freundinnen und gleichzeitig Schwestern. Sobald Melaine Bael über die Entführung unterrichtet hatte, hatte er es natürlich Bashere erzählt. Von Bashere zu erwarten, dies vor seiner Frau geheim zu halten, war genauso, als erwarte man von ihm geheim zu halten, dass das Haus brenne. Rand zügelte seinen Zorn allmählich.
»Ist Elayne schon eingetroffen?« Er versuchte, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen, was ihm aber misslang. Unwichtig. Er hatte allen bekannte Gründe, zornig zu sein. Andor war vielleicht nicht so voller Aufruhr wie Cairhien, aber Elayne auf den Thron zu bringen, war die beste Gelegenheit, beide Länder zur Ruhe zu bringen. Und vielleicht die einzige Möglichkeit.
»Noch nicht.« Bashere zuckte die Achseln. »Aber aus dem Norden kam eine Nachricht über Aes Sedai bei einem Heer, die irgendwo in Murandy und Altara gesehen wurden. Das könnte der junge Mat und seine Bande der Roten Hand mit der Tochter-Erbin und den Schwestern sein, die der Burg entflohen, als Siuan Sanche
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