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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nur allzu gering.
    Sie stellte ihre Fragen weiterhin so, dass sie von jedem Lauscher deutlich verstanden werden konnten. Sie stellte Fragen, auf die sie bereits Antworten bekommen hatte, um jene zu vermeiden, die zu gefährlich waren, um beantwortet zu werden. Sie kümmerte sich kaum um die aus Beldeines Mund strömenden Worte. Sie konzentrierte sich hauptsächlich auf ihr Gewebe.
    Im Laufe der Jahre hatten sehr viele Dinge ihr Interesse erweckt, die nicht alle von der Burg gutgeheißen wurden. Fast jede Wilde, die zur Ausbildung in die Weiße Burg kam – sowohl wahre Wilde, die bereits selbst zu lernen begonnen hatten, als auch Mädchen, die kaum begonnen hatten, die Quelle zu berühren, weil der in ihnen geborene Funke von allein belebt worden war; einige Schwestern sahen darin keinen wirklichen Unterschied –, fast jede dieser Wilden hatte zumindest eine Fertigkeit selbst gestaltet, und jene Fertigkeiten waren nahezu unwandelbar: entweder die Gabe, Unterhaltungen von Menschen zu belauschen, oder das Talent, Menschen dazu zu bringen, dass sie taten, was man wollte.
    Um Ersteres kümmerte sich die Burg kaum. Selbst eine Wilde, die allein beachtliche Kontrolle erlangt hatte, lernte schnell, dass sie, solange sie Novizinnenweiß trug, Saidar nicht einmal berühren durfte, ohne dass eine Schwester oder eine der Aufgenommenen sie beaufsichtigten. Was die Gelegenheiten zum Lauschen zumeist erheblich beschnitt. Die andere Fertigkeit ähnelte jedoch zu sehr verbotenem Zwang. Oh, es war nur eine Möglichkeit, Vater dazu zu bringen, ihr Kleider und Schmuck zu schenken, die er nicht kaufen wollte, oder Mutter dazu zu bewegen, junge Männer gutzuheißen, die sie für gewöhnlich aus dem Haus jagte, Dinge dieser Art, aber die Burg machte diese Fertigkeit höchst wirkungsvoll ausfindig. Viele der Mädchen und Frauen, mit denen Verin im Laufe der Jahre gesprochen hatte, konnten sich nicht dazu überwinden, die Gewebe zu gestalten, und noch viel weniger, sie zu benutzen, und einige wollten sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie man es tat. Aus Bruchstücken und Überresten halb erinnerter Gewebe, die von unausgebildeten Mädchen für sehr beschränkte Zwecke gestaltet wurden, hatte Verin etwas rekonstruiert, das die Burg seit ihrer Gründung verboten hatte. Zu Anfang war es von ihrer Seite reine Neugier gewesen. Die Neugier, dachte sie verzerrt, während sie an dem Gewebe um Beldeine arbeitete, hat mich in mehr als ein Fettnäpfchen geführt. Die Nützlichkeit zeigte sich erst später.
    »Ich vermute, dass Elaida ihn unten in den offenen Zellen belassen wollte«, sagte sie im Plauderton. Die mit Gitterwänden versehenen Zellen waren für Männer gedacht, welche die Macht lenken konnten, wie auch für streng bewachte Neulinge in der Burg und Wilde, die Aes Sedai zu sein behauptet hatten, sowie für jedermann sonst, der sowohl eingesperrt als auch von der Quelle abgeschnitten werden musste. »Kein behaglicher Ort für den Wiedergeborenen Drachen. Ohne Ungestörtheit. Glaubt Ihr, dass er der Wiedergeborene Drache ist, Beldeine?« Dieses Mal hielt sie inne, um der Antwort zu lauschen.
    »Ja«, stieß Beldeine mühsam hervor und sah Verin mit erschreckt rollenden Augen an. »Ja … aber er muss … sicher … verwahrt werden. Die Welt … muss … vor ihm … beschützt werden.«
    Interessant. Sie hatten alle gesagt, dass die Welt vor ihm beschützt werden müsse. Aber bemerkenswert waren auch jene, die glaubten, er brauche auch Schutz. Einige, die dies äußerten, hatten sie damit überrascht.
    Für Verin ähnelte das Gewebe, das sie gestaltet hatte, nichts so sehr wie einem zufälligen Gewirr schwach leuchtender, durchscheinender Fäden, die sich um Beldeines Kopf bündelten, wobei sich vier Fäden Geist aus der Masse erhoben. Sie zog an zweien jener Fäden, die einander gegenüberlagen, und das Gewirr brach leicht ein, fiel nach innen, wurde zu etwas nur vage Geordnetem. Beldeine öffnete ruckartig die Augen und starrte in weite Ferne.
    Verin gab mit fester, leiser Stimme ihre Anweisungen. Eigentlich waren es eher Vorschläge, obwohl sie diese wie Befehle äußerte. Beldeine würde in sich selbst Gründe finden müssen zu gehorchen. Tat sie es nicht, dann war all dies vergebliche Mühe gewesen.
    Bei ihren letzten Worten zog Verin auch an den beiden anderen Fäden Geist, und das Gewirr brach noch weiter ein. Dieses Mal wurde es jedoch zu etwas anscheinend perfekt Geordnetem, ein genaueres und verschlungeneres Gewebe als die

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