Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
werden, dass ein Weber edler Teppiche als Stümper dagestanden hätte. Selbst wenn eine Weise Frau den Kopf ins Zelt streckte, würde sie wohl kaum das seltene Talent besitzen, das notwendig war, um zu erkennen, was Verin tat. Es würde vielleicht dennoch Schwierigkeiten geben, schmerzliche Schwierigkeiten der einen oder anderen Art, aber sie konnte mit allem leben, was nicht die tatsächliche Entdeckung bedeutete.
»Was …?«, fragte Beldeine benommen. Sie hätte geschwankt, wenn Verin sie nicht festgehalten hätte, und ihre Lider waren halbwegs geschlossen. »Was habt Ihr …? Was geht hier vor?«
»Ihr werdet keinen Schaden erleiden«, sagte Verin beruhigend. Die Frau könnte als Ergebnis dieser Behandlung innerhalb eines Jahres sterben oder in zehn Jahren, aber das Gewebe selbst würde ihr keinen Schaden zufügen. »Ich verspreche Euch, dass dies keine Gefahr darstellt, dass es sogar bei einem Kind angewandt werden kann.« Natürlich hing es davon ab, was man damit tat.
Sie musste die Stränge Faden für Faden anordnen, und zu reden schien dabei eher hilfreich als hinderlich. Zudem könnte ein zu langes Schweigen Misstrauen wecken, wenn ihre beiden Wächter lauschten. Ihr Blick schweifte häufig zum Zelteingang. Sie wollte einige Antworten in Erfahrung bringen, die sie nicht zu teilen beabsichtigte. Antworten, die keine der Frauen, die sie befragte, bereitwillig gaben, selbst wenn sie etwas wussten. Eine der geringeren Wirkungen dieses Gewebes war, dass es ebenso gut die Zunge löste und den Geist öffnete wie jedes narkotische Kraut, eine Wirkung, die schnell eintrat.
Sie senkte ihre Stimme fast zu einem Flüstern und fuhr fort. »Rand al’Thor scheint zu glauben, er habe in der Weißen Burg Unterstützung irgendwelcher Art, Beldeine. Das ist natürlich ein Geheimnis. Die Helfer müssen im Verborgenen bleiben.« Selbst ein Lauscher hätte nur hören können, dass sie sich unterhielten. »Sagt mir alles, was Ihr über sie wisst.«
»Unterstützung?«, murmelte Beldeine und runzelte die Stirn. Sie regte sich schwach, obwohl man es kaum als Bewegung bezeichnen konnte. »Für ihn? Unter den Schwestern? Das kann nicht sein. Bis auf jene von Euch, die … Wie konntet Ihr, Verin? Warum habt Ihr nicht dagegen angekämpft?«
Verin schnalzte verärgert mit der Zunge. Aber nicht wegen des törichten Vorschlags, gegen einen Ta’veren anzukämpfen. Der Junge schien so siegesgewiss. Warum? Sie flüsterte weiterhin. »Habt Ihr keinen Verdacht, Beldeine? Habt Ihr keine Gerüchte gehört, bevor Ihr Tar Valon verließt? Kein Tuscheln? Niemand, der andeutete, sich ihm anders nähern zu wollen? Erzählt es mir.«
»Niemand. Wie konntet …? Niemand würde … Ich habe Kiruna so bewundert.« Beldeines schläfrige Stimme zeugte von Verlust, und die über ihre Wangen strömenden Tränen hinterließen Spuren im Schmutz. Nur Verins Hände hielten sie noch aufrecht.
Verin fuhr fort, die Stränge ihres Gewebes anzuordnen, wobei ihr Blick immer wieder zum Zelteingang huschte. Sie hatte das Gefühl, auch selbst ein wenig zu schwitzen. Sorilea könnte beschließen, dass sie bei der Befragung Hilfe benötigte. Sie könnte eine der Schwestern aus dem Sonnenpalast mit hierherbringen. Sollte irgendeine Schwester hiervon erfahren, war es sehr gut möglich, dass Verin gedämpft wurde. »Also wolltet Ihr ihn sauber gewaschen und wohlbehalten Elaida übergeben«, sagte sie mit etwas lauterer Stimme. Das Schweigen hatte zu lange gedauert. Sie wollte nicht, dass die beiden dort draußen berichteten, sie flüstere mit den Gefangenen.
»Ich konnte nichts … gegen … Galinas Entscheidung einwenden. Sie führte … auf Befehl der Amyrlin.« Beldeine regte sich erneut schwach. Ihre Stimme klang noch immer verschwommen, wurde dann aber erregter. Ihre Augenlider flatterten. »Er musste … gezwungen werden … zu gehorchen! Es musste sein! Er hätte nicht so … grob behandelt werden dürfen. Wie ihn … zu foltern. Das war falsch.«
Verin schnaubte. Falsch? Unheilvoll traf eher zu. Vom ersten Augenblick an ein Unheil. Jetzt betrachtete der Mann jede Aes Sedai fast so, wie Aeron es tat. Und wenn es ihnen gelungen wäre, ihn nach Tar Valon zu bringen? Ein Ta’veren wie Rand al’Thor leibhaftig in der Weißen Burg? Ein Gedanke, der einen Stein erzittern lassen konnte. Was auch immer sich herausstellen mochte – Unheil wäre gewiss eine zu milde Bezeichnung. Der Preis, der bei den Brunnen von Dumai bezahlt wurde, um das zu verhindern, war
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