Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
zu Lan, der nachsichtig mit den Achseln zuckte.
Elayne und Nynaeve gaben auf. Sie richteten gemächlich und unnötigerweise ihre Röcke und ergriffen je einen Arm Aviendhas, bevor sie weitergingen, ohne sich auch nur mit einem Blick zu versichern, ob die Behüter ihnen folgten. Nicht dass Elayne es durch den Bund hätte tun müssen. Oder Nynaeve, wenn auch nicht aus demselben Grund. Aan’allein war vielleicht mit jemand anderem verbunden, aber sein Ring hing an dieser Kette um ihren Hals. Sie bemühten sich sehr, gemächlich vorwärtszuschlendern, wollten Birgitte und Lan nicht glauben machen, sie würden sich zur Eile antreiben lassen, aber tatsächlich gingen sie schneller als zuvor.
Wie um davon abzulenken, schwatzten sie eifrig über die nichtigsten Themen. Elayne bedauerte es, keine Gelegenheit gehabt zu haben, das Vogelfest vor zwei Tagen wirklich mitzuerleben. Sie war nicht einmal wegen der spärlichen Bekleidung errötet, welche viele Leute getragen hatten. Nynaeve war ebenfalls nicht errötet, aber sie begann jetzt eilig über das Fest der glühenden Kohlen zu sprechen, das heute Nacht stattfinden sollte. Einige der Diener behaupteten, es gäbe ein Feuerwerk. Mehrere Wanderzirkusse mit seltenen Tieren und Akrobaten waren in der Stadt eingetroffen, die sowohl Elayne als auch Nynaeve interessierten, da sie einige Zeit bei solchen Zirkussen verbracht hatten. Sie sprachen über Näherinnen und die Vielzahl von in Ebou Dar erhältlicher Spitze sowie die verschiedenen Qualitäten von Seide und Leinen, die man kaufen konnte, und Aviendha genoss die Bemerkungen darüber, wie gut ihr das graue Seidenreitgewand und die anderen Kleidungsstücke aus edlem Tuch und Seidenstoffen standen, die Tylin Quintara ihr geschenkt hatte, wie auch die dazu passenden Strümpfe und Kleider zum Wechseln und den Schmuck. Elayne und Nynaeve hatten ebenfalls verschwenderische Geschenke erhalten. Insgesamt füllten ihre Geschenke eine Anzahl Kisten und Bündel, die zusammen mit ihren Satteltaschen von den Dienern zu den Ställen hinabgetragen worden waren.
»Warum blickst du so finster drein, Aviendha?«, fragte Elayne, tätschelte deren Arm und lächelte ihr zu. »Sorge dich nicht. Du kennst das Gewebe. Du wirst es hervorragend machen.«
Nynaeve beugte sich gleichfalls zu ihr und flüsterte: »Ich werde dir einen Tee zubereiten, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Ich kenne mehrere Teesorten, die deinen Magen beruhigen werden, und auch jegliche andere Sorgen einer Frau.« Sie tätschelte Aviendhas Arm ebenfalls.
Sie verstanden nicht. Keine tröstenden Worte oder Tees konnten Heilen, was sie plagte. Sie genoss Gespräche über Spitze und Stickerei ! Sie wusste nicht, ob sie angewidert murren oder verzweifelt aufheulen sollte. Sie verweichlichte. Sie hatte niemals zuvor in ihrem Leben das Kleid einer Frau unter einem anderen Aspekt betrachtet als dem, wo sich darin vielleicht eine Waffe verbarg, niemals aber, um die Farbe oder den Schnitt zu bewundern oder darüber nachzudenken, wie es ihr stehen würde. Es war höchste Zeit, diese Stadt zu verlassen und aus den Feuchtländer-Palästen herauszugelangen. Sie würde bald noch einfältig zu lächeln beginnen. Sie hatte Elayne und Nynaeve dies nie tun sehen, aber jedermann wusste, dass Feuchtländer-Frauen einfältig lächelten. Arm in Arm dahinzuschlendern und über Spitze zu plaudern! Wie sollte sie ihren Gürteldolch erreichen, wenn jemand sie angriff? Ein Dolch war gegen die bedrohlichsten Angreifer vielleicht nutzlos, aber sie hatte schon Vertrauen in Stahl gehabt, als sie noch nicht wusste, dass sie die Macht lenken konnte. Sollte jemand Elayne oder Nynaeve zu verletzen versuchen – besonders Elayne, aber sie hatte Mat Cauthon versprochen, sie beide ebenso sicher zu beschützen, wie Birgitte und Aan’allein es getan hatten –, sollte es also jemand versuchen, würde sie Stahl in deren Herzen pflanzen! Während sie vorangingen, beklagte sie ihre Verweichlichung insgeheim weiterhin.
Hohe Doppeltore reihten sich an drei Seiten des größten Stallhofs des Palasts; die Eingänge waren von Dienern in grün-weißer Livree bevölkert. In den weißen, aus Stein erbauten Ställen hinter ihnen warteten gesattelte oder mit Weidenkörben beladene Pferde. Meeresvögel kreisten und schrien über ihnen, eine unerfreuliche Erinnerung daran, wie viel Wasser sich in der Nähe befand. Hitze strahlte von den hellen Pflastersteinen ab, und die Luft war schwer vor Anspannung. Aviendha hatte schon
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