Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
ovalen Öffnung in der Mitte, welche die Wölbungen ihrer Brüste freigab. Feuchtländer wurden bei Erwähnung eines Schwitzzelts oder bei der Vorstellung, vor Gai’chain entkleidet zu werden und halb nackt umherzulaufen, wo jeder Fremde einen sehen konnte, verlegen. Aviendha kümmerten Nynaeves Empfindungen nicht, aber Elayne war ihre Nächstschwester. Und würde hoffentlich noch mehr werden.
Birgittes hohe Stiefelabsätze machten sie fast eine Handbreit größer als Nynaeve, wenn sie auch dann noch kleiner blieb als Elayne oder Aviendha. In dem dunkelblauen Mantel und der weiten grünen Hose strahlte sie eine ähnlich zuversichtliche Bereitschaft wie Lan aus, obwohl sie bei ihr beiläufiger schien: Ein auf einem Fels ausgestreckter Leopard – nicht annähernd so träge, wie sie vorgab. Es war kein Pfeil in den Bogen eingelegt, den Birgitte mit sich trug, aber sie konnte trotz ihrer scheinbaren Unbekümmertheit einen Pfeil aus dem Köcher an ihrer Hüfte reißen, bevor jemand auch nur blinzeln konnte, und bereits den dritten Pfeil abschießen, bevor jemand anderer einen zweiten in die Sehne eingelegt hatte.
Sie lächelte Elayne grimmig zu und schüttelte den Kopf, wobei ihr goldener Zopf schwang, der so lang und dicht wie Nynaeves Haar dunkel war. »Ich habe dir etwas ins Gesicht versprochen, nicht hinter deinem Rücken«, sagte sie trocken. »Wenn du ein wenig mehr Erfahrung hast, brauche ich dir nichts mehr über Behüter und Aes Sedai zu erzählen.« Elayne schnaubte, hob hochmütig das Kinn an und beschäftigte sich mit den Bändern ihres Hutes, der mit langen grünen Federn geschmückt und noch schlimmer als Nynaeves Hut war. »Vielleicht viel mehr«, fügte Birgitte hinzu. »Du versuchst schon wieder, alles unnötig aufzubauschen.«
Wäre Elayne nicht ihre Nächstschwester gewesen, hätte Aviendha über ihr Erröten gelacht. Jemanden zum Stolpern zu bringen, der hochmütig einherstolzierte, war stets ein Vergnügen, wie auch zuzusehen, wie jemand anderer dies tat, und selbst ein kleiner Sturz war ein Lachen wert. Nun richtete sie lediglich einen festen Blick auf Birgitte, ein Versprechen, dass mehr geahndet werden könnte. Sie mochte die Frau trotz all ihrer Geheimnisse, aber der Unterschied zwischen einer Freundin und einer Nächstschwester war etwas, was diese Feuchtländer anscheinend niemals verstehen würden. Birgitte lächelte nur, schaute von ihr zu Elayne und murmelte leise vor sich hin. Aviendha schnappte das Wort »Kätzchen« auf. Schlimmer noch – es klang liebevoll . Jedermann musste es gehört haben. Jedermann!
»Was ist in dich gefahren, Aviendha?«, fragte Nynaeve und stieß sie mit einem durchgedrückten Finger an. »Willst du den ganzen Tag mit geröteten Wangen dastehen? Wir sind in Eile.«
Erst jetzt erkannte Aviendha an der Hitze ihres Gesichts, dass sie ebenso errötet sein musste wie Elayne. Außerdem stand sie stocksteif da, obwohl sie sich beeilen mussten. Von Worten getroffen – wie ein frisch mit dem Speer verheiratetes Mädchen, das die Neckerei unter den Töchtern des Speers – nicht gewohnt ist. Sie war es bereits seit fast zwanzig Jahren gewohnt und benahm sich wie ein Kind, das mit seinem ersten Bogen spielt. Dieser Gedanke ließ sie noch stärker erröten. Was der Grund dafür war, dass sie die nächste Biegung zu hastig nahm und beinahe mit Teslyn Baradon zusammengestoßen wäre.
Aviendha glitt auf den rot-grünen Bodenfliesen aus und hielt sich nur an Elayne und Nynaeve aufrecht. Dieses Mal gelang es ihr, nicht zutiefst zu erröten, aber sie hätte es gern getan. Sie beschämte ihre Nächstschwester ebenso wie sich selbst. Elayne bewahrte stets Haltung, egal was geschah. Glücklicherweise verkraftete Teslyn Baradon das Zusammentreffen kaum besser.
Die Frau mit dem scharf geschnittenen Gesicht schrak zurück, keuchte wider Willen und straffte dann verärgert die schmalen Schultern. Die hageren Wangen und die schmale Nase verbargen die Alterslosigkeit der Züge der Roten Schwester, und ihr rotes, mit dunkelblauem, fast schwarzem Brokat besetztes Gewand ließ sie nur noch knochiger erscheinen, obwohl sie schnell wieder die Selbstbeherrschung der Dachherrin eines Clans annahm, die dunkelbraunen Augen so kühl wie tiefe Schatten. Sie glitt missbilligend an Aviendha vorbei, würdigte Lan keines Blickes und funkelte Birgitte einen Moment an. Den meisten Aes Sedai missfiel, dass Birgitte eine Behüterin war, obwohl niemand einen anderen Grund dafür nennen konnte, als
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