Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
etwas über Traditionen zu murren, Elayne und Nynaeve jedoch sah sie nacheinander forschend an. Aviendha hatte eher dem gestrigen Wind nachspüren als etwas auf Teslyn Baradons Gesicht lesen können.
»Ich habe es Merilille bereits gesagt«, äußerte sie in breitem illianischem Akzent, »aber ich kann Euch ebenso gut auch beruhigen. Welches … Missgeschick … auch immer Ihr begehen werdet – Joline und ich mischen uns nicht ein. Dafür habe ich gesorgt. Elaida muss niemals davon erfahren, wenn Ihr vorsichtig seid. Hört auf, mich wie Karpfen anzustarren, Kinder«, fügte sie mit angewidertem Gesichtsausdruck hinzu. »Ich bin weder blind noch taub. Ich weiß, dass sich Windsucherinnen des Meervolks im Palast aufhalten und geheime Treffen mit Königin Tylin stattfinden. Wie auch andere Dinge.« Sie presste die schmalen Lippen zusammen, und obwohl ihr Tonfall ruhig blieb, flammte ihr dunkler Blick vor Zorn. »Für jene anderen Dinge werdet Ihr jedoch bitter bezahlen müssen, Ihr und jene, die Euch erlauben, Aes Sedai zu spielen, aber im Moment werde ich darüber hinwegsehen. Sühne kann warten.«
Nynaeve zog fest an ihrem Zopf, den Rücken starr aufgerichtet, den Kopf hocherhoben, und ihre Augen loderten. Unter anderen Umständen hätte Aviendha vielleicht Mitleid mit dem Opfer von Nynaeves Spitzzüngigkeit empfunden, die eindeutig bald explodieren würde. Nynaeves Zunge besaß mehr und schärfere Nadeln als ein Segade -Kaktus. Aviendha dachte emotionslos über diese Frau nach, die glaubte, sie könne durch sie hindurchsehen. Eine Weise Frau ließ sich nicht dazu herab, jemanden mit Fäusten zu traktieren, aber sie war noch ein Lehrling. Vielleicht würde es nicht ihr Ji kosten, wenn sie Teslyn Baradon nur ein wenig verletzte. Sie öffnete im selben Moment den Mund, um der Roten Schwester Gelegenheit zur Verteidigung zu geben, als Nynaeve den Mund öffnete, aber Elayne sprach als Erste.
»Was wir vorhaben, Teslyn«, sagte sie mit eisiger Stimme, »geht Euch nichts an.« Auch sie stand starr aufrecht, ihre blauen Augen funkelten kalt. Ein zufälliger Lichtstrahl von einem hohen Fenster fing sich in ihren rotgoldenen Locken und schien sie zu entflammen. In diesem Moment hätte Elayne eine Dachherrin wie eine Ziegenhirtin mit zu viel Oosquai im Bauch erscheinen lassen können. Es war eine gut geschulte Fähigkeit. Sie äußerte jedes Wort mit kristallkalter Würde. »Ihr habt kein Recht, Euch in unsere Belange einzumischen, in irgendetwas, was irgendeine Schwester tut. Überhaupt kein Recht. Also nehmt Eure Nase aus unseren Mänteln, Ihr Stümperin, und seid froh, dass wir nicht mit Euch uneins über die Unterstützung einer Usurpatorin auf dem Amyrlin-Sitz sind.«
Aviendha schaute verwirrt zu ihrer Nächstschwester. Ihre Nase aus ihren Mänteln nehmen? Zumindest sie und Elayne trugen keine Mäntel. Eine Stümperin? Was sollte das bedeuten? Feuchtländer sagten oft merkwürdige Dinge, und die anderen Frauen schienen alle ebenso verwirrt wie sie. Nur Lan, der Elayne fragend ansah, schien zu verstehen, und er musterte sie … erstaunt. Und vielleicht belustigt. Es war schwer zu sagen. Aan’allein hatte seine Züge gut unter Kontrolle.
Teslyn Baradon schnaubte und kniff die Lippen noch fester zusammen. Aviendha bemühte sich sehr, diese Menschen nur mit einem Teil ihres Namens anzusprechen, so wie sie es auch taten – wenn sie einen vollständigen Namen benutzte, glaubten sie, sie sei aufgebracht! –, aber sie konnte sich nicht vorstellen, mit Teslyn Baradon so vertraut umzugehen. »Ich werde Euch törichte Kinder Euch selbst überlassen«, grollte die Frau. »Versichert Euch, dass Ihr Eure Nasen nicht mehr gefährdet, als dies bereits der Fall ist.«
Als sie würdevoll ihre Röcke raffte und sich zum Gehen wandte, ergriff Nynaeve ihren Arm. Feuchtländer zeigten ihre Empfindungen offen, und Nynaeve war ein Abbild des Konflikts, während Zorn die feste Entschlossenheit zu durchbrechen versuchte. »Wartet, Teslyn«, sagte sie widerwillig. »Ihr und Joline seid möglicherweise in Gefahr. Ich habe es Tylin gesagt, aber ich denke, sie fürchtet sich vielleicht, es sonst jemandem zu sagen. Zumindest tut sie es nicht gern. Niemand spricht darüber wirklich unbefangen.« Sie atmete tief durch, und wenn sie in diesem Augenblick an ihre eigenen Ängste dachte, hatte sie auch allen Grund dazu. Es war keine Schande, Angst zu empfinden, nur ihr nachzugeben oder sie zu zeigen. Aviendha spürte ein Flattern in der Magengrube,
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