Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Tage anscheinend immer mehr zurück.
Die Sonne schien wahrhaftig, und es waren nur verstreut graue Wolken zu sehen. Fünf Tage waren vergangen, seit Rand sein kleines Heer nach Altara gebracht hatte und er seinen ersten seanchanischen Toten gesehen hatte. Seitdem hatte er noch einige gesehen. Gedanken glitten über die Oberfläche des Nichts. Er konnte spüren, wie der in seine Handfläche eingebrannte Reiher durch seinen Handschuh gegen das Drachenszepter drückte. Still. Es waren keine Flugwesen zu sehen. Drei davon waren gestorben, von Blitzen vom Himmel geholt, bevor ihre Reiter fernzubleiben lernten. Bashere war von den Wesen fasziniert. Ruhig.
»Vielleicht ist es vorbei, mein Lord Drache.« Ailils Stimme klang ruhig und kühl, aber sie tätschelte ihrer Stute den Hals, obwohl das Tier keinen Trost brauchte. Sie sah Flinn und Dashiva von der Seite an und richtete sich dann auf, entschlossen, vor ihnen nicht einen Hauch Beunruhigung zu zeigen.
Rand merkte, dass er summte, und hielt jäh inne. Das war Lews Therins Angewohnheit, wenn er eine hübsche Frau ansah, nicht seine. Nicht seine! Licht, wenn er bereits die Verschrobenheiten des Burschen übernahm, noch dazu, wenn er gar nicht da war …!
Plötzlich dröhnte im Tal hohler Donner. Feuer flammte in gut zwei Meilen oder mehr Entfernung in Fontänen zwischen den Bäumen auf, dann erneut und immer wieder. Blitze krachten nicht weit von der Stelle in den Wald, wo hohe Flammen aufgebrochen waren, einzelne Blitze wie gezackte, blau-weiße Lanzen. Ein Schauer von Blitzen und Feuer, und dann war alles wieder still. Dieses Mal standen keine Bäume in Flammen.
Einiges davon war Saidin gewesen. Einiges davon.
Schreie erklangen, dumpf und fern und wohl aus einem anderen Teil des Tals. Selbst für Rands durch Saidin verstärktes Hörvermögen zu weit entfernt, um das Krachen von Stahl zu hören. Trotz allem kämpften nicht nur Asha’man, Geweihte und Soldaten.
Anaiyella atmete tief aus. Sie musste den Atem schon angehalten haben, seit der Austausch mit der Macht begann. Männer, die mit Stahl kämpften, beunruhigten sie nicht. Dann tätschelte sie den Hals ihres Pferdes. Der Wallach hatte nur mit einem Ohr gezuckt. Rand hatte das schon häufig an Frauen bemerkt. Wenn sie aufgeregt waren, versuchten sie recht häufig, andere zu trösten, ob sie Trost brauchten oder nicht, wobei ein Pferd auch genügte. Wo war Lews Therin?
Er beugte sich verärgert vor und betrachtete erneut die Baumkronen. Die vielen immergrünen Bäume bildeten trotz der lange herrschenden Trockenheit einen wirksamen Sichtschutz. Wie beiläufig berührte er das schmale Bündel unter dem Ledergurt seines Steigbügels. Er könnte sich einmischen – und blind angreifen. Er könnte in die Wälder hinabreiten – und höchstens zehn Schritt weit sehen. Dort unten wäre er kaum nützlicher als einer der Soldaten.
Ein Wegetor eröffnete sich in geringer Entfernung unter den Bäumen auf dem Kamm. Ein silbriger Schlitz erweiterte sich zu einer Öffnung, die andere Bäume und dichtes Unterholz freigab. Ein Soldat mit kupferfarbener Haut, einem dünnen Schnurrbart und einer kleinen Perle im Ohr trat zu Fuß hervor und ließ das Wegetor wieder verschwinden. Er schob eine Sul’dam vor sich her, deren Handgelenke auf dem Rücken zusammengebunden waren, eine hübsche Frau, wenn man von der purpurfarbenen Beule an ihrer Schläfe absah. Mit dieser hing anscheinend auch ihre finstere Miene und ihr ramponiertes, blätterbehaftetes Gewand zusammen. Sie sah den Soldaten über die Schulter höhnisch an, während er sie den Kamm entlang auf Rand zutrieb, und dann sah sie Rand ebenso höhnisch an.
Der Soldat nahm Haltung an und salutierte gekonnt. »Soldat Arien Nalaam, mein Lord Drache!«, bellte er und blickte geradeaus auf Rands Sattel. »Mein Lord Drache befahl, alle gefangenen Frauen zu ihm zu bringen.«
Rand nickte. Seine Überprüfung der Gefangenen, obwohl jeder Dummkopf sehen konnte, was sie waren, sollte nur den Eindruck erwecken, dass er etwas zu tun hätte. »Bringt sie zu den Karren zurück, Soldat Nalaam, und beteiligt Euch dann wieder am Kampf.« Er hätte bei diesen Worten fast mit den Zähnen geknirscht. Sich wieder am Kampf beteiligen! Während Rand al’Thor, der Wiedergeborene Drache und König von Illian, auf seinem Pferd saß und die Baumwipfel anstarrte!
Nalaam salutierte erneut, bevor er die Frau davontrieb. Sie spähte wieder über die Schulter, aber dieses Mal nicht zu dem Soldaten,
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