Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
mit der Faust an die Brust. »Weitere Feinde stehen ungefähr dreißig Meilen westlich von hier, mein Lord Drache.« Dreißig Meilen war der Radius, den Rand den Kundschaftern zu sondieren befohlen hatte, bevor sie zurückkehren sollten. Was nützte es, wenn ein Soldat Seanchaner fand, während die Übrigen noch weiter westlich zogen? »Vielleicht die Hälfte derer, die hier waren«, fuhr Nensen fort. »Und …« Seine dunklen Augen zuckten erneut zu Nerith. Sie war jetzt gefesselt, und die Saldaeaner bemühten sich gerade, sie auf ein Pferd zu binden. »Und ich habe keinerlei Frauen gesehen, mein Lord Drache.«
Bashere blickte blinzelnd gen Himmel. Dunkle Wolken zogen von Gipfel zu Gipfel, aber die Sonne sollte noch hoch am Himmel stehen. »Es ist an der Zeit, die Männer zu verköstigen, bevor die Übrigen zurückkehren«, sagte er und nickte zufrieden. Nerith hatte es geschafft, ihre Zähne in das Handgelenk eines Saldaeaners zu schlagen, und sie ließ nicht locker.
»Verköstigt sie rasch«, sagte Rand verärgert. Würde sich jede Sul’dam , die er gefangen nahm, als so schwierig erweisen? Höchstwahrscheinlich. Licht, was würde geschehen, wenn sie eine Damane gefangen nahmen? »Ich will nicht den ganzen Winter in diesen Bergen verbringen.« Gille die Damane . Er konnte einen Namen nicht mehr auslöschen, wenn er erst auf jene Liste gelangt war.
Die Toten schweigen niemals, flüsterte Lews Therin. Die Toten schlafen niemals.
Rand ritt zu den Feuern hinab, aber er hatte keinen Appetit.
Furyk Karede betrachtete von der Spitze eines Felsvorsprungs aus die bewaldeten Berge ringsherum, scharfe Spitzen wie bedrohliche Fänge. Sein großer, gescheckter Wallach richtete die Ohren auf, als vernehme er etwas, das Karede entgangen war, aber ansonsten stand das Tier still. Karede musste häufig anhalten und die Linse seines Fernrohrs abwischen. Leichter Regen fiel aus einem grauen Morgenhimmel. Die beiden schwarzen Federn auf seinem Helm waren gebeugt statt aufgerichtet, und Wasser lief seinen Rücken hinab. Der Regen war unbedeutend, jedenfalls im Vergleich zu gestern. Im Süden rollte drohend Donner. Karedes Sorge galt jedoch nicht dem Wetter.
Unter ihm schlängelten sich die letzten von zweitausenddreihundert Mann auf gewundenen Pässen. Sie ritten gute Pferde und wurden recht gut geführt, obwohl nur zweihundert von ihnen Seanchaner waren – und nur zwei außer ihm selbst trugen das Rot-Grün der Garde. Das größte Kontingent stellten die Taraboner – er kannte ihren Charakter –, aber ein gutes Drittel waren Amadicianer und Altaraner, die erst vor allzu kurzer Zeit ihren Eid geleistet hatten, als dass irgendjemand sicher sein konnte, wie sie sich bewähren würden. Einige Altaraner und Amadicianer hatten bereits zwei- oder dreimal die Seiten gewechselt, oder zumindest hatten sie es versucht. Die Menschen auf dieser Seite des Aryth-Meeres besaßen kein Schamgefühl. Ein Dutzend Sul’dam ritt fast am Anfang der Kolonne, und er wünschte, alle zwölf hätten die neben ihren Pferden laufenden Damane angeleint anstatt nur zwei.
Fünfzig Schritt weiter beobachteten die zehn Männer der Vorausabteilung die Hänge über ihnen, wenn auch nicht so aufmerksam, wie sie es hätten tun sollen. Zu viele Männer, die als Vorausabteilung ritten, verließen sich darauf, dass die vor ihnen befindlichen Kundschafter Gefahren entdeckten. Karede nahm sich vor, persönlich mit diesen Männern zu sprechen. Sie würden ihre Pflicht danach ordentlicher erfüllen, sonst würde er sie in die Arbeitstrupps versetzen.
Ein Raken erschien östlich vor ihnen, glitt tief über die Baumwipfel, drehte ab und folgte den Windungen der Landschaft. Eigenartig. Morat’raken , Flieger, flogen stets gern in großer Höhe, es sei denn, der Himmel war von Blitzen durchzuckt. Karede senkte das Fernrohr, um hinzuschauen.
»Vielleicht erhalten wir letztendlich einen weiteren Kundschafterbericht«, bemerkte Jadranka zu den hinter Karede wartenden Offizieren, nicht zu ihm. Drei der zehn Männer bekleideten denselben Rang wie Karede, und doch störten nur wenige außer dem Adel einen Mann im Blutrot und fast schwarzen Grün der Totenwache. Nicht dass viele Adlige es getan hätten.
Den Geschichten zufolge, die er als Kind gehört hatte, war einer seiner adligen Vorfahren Luthair Paendrag auf Artur Falkenflügels Befehl hin nach Seanchan gefolgt, und zweihundert Jahre später, als nur der Norden sicher war, hatte ein weiterer Vorfahr versucht, ein
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