Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
wie Nynaeve, und Nynaeve selbst würde es auch besser gelingen. Sie ließ den zusätzlichen Strom Saidar los, steckte die Brosche mit einem erfreuten Lächeln in ihre Gürteltasche und suchte weiter. Wenn ein Angreal darin war, könnten vielleicht noch mehr darin enthalten sein. Und jetzt, wo sie eines zur Erforschung besaß, könnte sie vielleicht herausfinden, wie man ein Angreal gestaltete . Das hatte sie sich schon immer gewünscht. Es kostete sie Mühe, die Brosche nicht erneut hervorzunehmen und auf der Stelle mit der Erforschung zu beginnen.
Vandene hatte Nynaeve und Elayne schon einige Zeit beobachtet, und jetzt trieb sie ihren schlanken Wallach zu ihnen herüber und stieg ab. Die Dienerin am Kopf des Packpferdes vollführte einen angemesseneren, wenn auch unbeholfenen Hofknicks, als sie Elayne und Nynaeve gewährt hatte. »Ihr geht sorgfältig vor«, sagte Vandene zu Elayne, »und das ist sehr gut. Aber es wäre vielleicht noch besser, diese Dinge so zu belassen, bis sie sich in der Burg befinden.«
Elayne presste die Lippen zusammen. In der Burg? Sie meinte damit zweifellos, bis sie von jemand anders erforscht werden könnten. Von jemandem, der älter und vermutlich erfahrener war. »Ich weiß sehr wohl , was ich tue, Vandene. Ich habe immerhin Ter’angreale gestaltet . Keine andere lebende Aes Sedai hat das vollbracht.« Sie hatte einige Schwestern das Grundwissen gelehrt, aber keine hatte die Feinheiten beherrscht, bis sie nach Ebou Dar aufgebrochen war.
Die ältere Grüne nickte, während sie müßig mit den Zügeln spielte. »Martine Janata wusste, soweit ich gehört habe, ebenfalls, was sie tat«, sagte sie beiläufig. »Sie war die letzte Schwester, die sich ernsthaft mit der Erforschung der Ter’angreale beschäftigt hat. Sie hat es über vierzig Jahre lang getan, fast von dem Tag an, als sie die Stola erhielt. Sie war auch vorsichtig, wie man mir sagte. Dann fand Martines Dienerin sie eines Tages bewusstlos auf dem Boden ihres Wohnraums vor. Ausgebrannt.« Selbst im Plauderton geäußert waren diese Worte wie ein Schlag ins Gesicht. Vandenes Stimme hatte sich jedoch keinen Deut verändert. »Ihr Behüter starb vor Schreck. Das ist in solchen Fällen nicht unüblich. Als Martine nach drei Tagen wieder zu sich kam, konnte sie sich nicht mehr erinnern, woran sie gearbeitet hatte. Sie konnte sich an die ganze vorangegangene Woche nicht mehr erinnern. Das war vor über fünfundzwanzig Jahren, und niemand hat seitdem den Mut besessen, eines der Ter’angreale in ihrem Raum zu berühren. Ihre Aufzeichnungen befassen sich mit jedem Einzelnen, und alles, was sie entdeckt hatte, war ungefährlich, harmlos, sogar wertlos, aber …« Vandene zuckte mit den Achseln. »Sie fand etwas Unerwartetes.«
Elayne spähte zu Birgitte und stellte fest, dass diese sie ebenfalls ansah. Sie brauchte das Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht nicht zu sehen. Es wurde in ihrem Geist widergespiegelt, vor allem in dem kleinen Bereich ihres Geistes, der Birgitte war . Birgitte empfand ihre und sie Birgittes Besorgnis, bis manchmal schwer feststellbar war, wessen Besorgnis es war. Sie gefährdete nicht nur sich selbst. Aber sie wusste tatsächlich , was sie tat. Zumindest besser als alle anderen. Und selbst wenn keiner der Verlorenen auftauchte, brauchten sie alle Angreale , die sie finden konnte.
»Was ist mit Martine geschehen?«, fragte Nynaeve ruhig. »Ich meine, hinterher.« Sie wollte stets Heilen, wenn sie hörte, dass jemand verletzt wurde. Sie wollte alles Heilen.
Vandene verzog das Gesicht. Sie war vielleicht diejenige, die Martine zur Sprache gebracht hatte, aber Aes Sedai redeten nicht gern über Frauen, die ausgebrannt oder gedämpft worden waren. Sie erinnerten sich nicht gern an sie. »Sie verschwand, nachdem sie sich ausreichend erholt hatte, um aus der Burg zu entkommen«, sagte sie hastig. »Wichtig ist, sich in Erinnerung zu rufen, dass sie vorsichtig war. Ich bin ihr niemals begegnet, aber man hat mir erzählt, sie habe jedes Ter’angreal behandelt, als habe sie keine Ahnung, was es als Nächstes tun könnte, selbst dasjenige, das den Stoff für die Umhänge der Behüter gestaltet, und niemand hat dieses jemals dazu bringen können, etwas anderes zu tun. Sie war vorsichtig, doch es hat ihr nichts genützt.«
Nynaeve legte einen Arm über den fast leeren Tragkorb. »Vielleicht solltest du wirklich warten …«, begann sie.
»Neieieiein!«, schrie Merilille.
Elayne fuhr herum und öffnete sich durch das
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