Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
»Sie sagen, sie nähmen keine Wilden auf, aber vielleicht ist Reanne selbst eine Wilde, wie nachdrücklich auch immer sie behauptet, sie habe den Test zur Aufgenommenen nicht bestanden. Für Sumeko gilt gewiss das Gleiche und für Kirstian mit Sicherheit.« Es folgten ein kritischer Blick zu Kirstian und ein ablehnendes Kopfschütteln. »Ihr müsst doch bemerkt haben, wie sie bei jeder Erwähnung der Burg zusammenzuckt. Sie weiß nicht mehr, als sie vielleicht in Unterhaltungen mit jemandem aufgeschnappt hat, der wirklich aus der Burg gewiesen wurde.« Merilille seufzte und gab vor zu bedauern, was sie sagen musste. Sie war wirklich sehr gut. »Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, dass sie vielleicht auch bei anderen Dingen lügen? Sie könnten nach allem, was wir wissen, Schattenfreunde sein, oder Opfer von Schattenfreunden. Vielleicht auch nicht, aber man kann ihnen kaum über den Weg trauen. Ich glaube, dass es den Bauernhof gibt, ob sie ihn nun als Unterschlupf verwenden oder nicht, sonst hätte ich dem hier nicht zugestimmt, aber ich wäre nicht überrascht, dort einige wenige baufällige Gebäude und ungefähr ein Dutzend Wilde vorzufinden. Nein, sie sind einfach nicht vertrauenswürdig.«
Elayne wurde allmählich zornig, sobald sie erkannte, welche Richtung Merilille einschlug, und es wurde noch schlimmer. All dieses Herumgerede, all dies ›wäre vielleicht‹ und ›könnte‹, sodass die Frau sogar Dinge andeutete, die sie selbst nicht glaubte. Schattenfreunde? Das Nähkränzchen hatte Schattenfreunde bekämpft . Zwei waren dabei gestorben. Ohne Sumeko und Ieine wäre Nynaeve vielleicht tot, und Ispan wäre nicht gefangen genommen worden. Nein, der Grund, warum sie nicht vertrauenswürdig waren, lag nicht darin, dass Merilille befürchtete, sie wären dem Schatten verschworen, sonst hätte sie das gesagt. Sie waren nicht vertrauenswürdig, weil man ihnen, wenn sie nicht vertrauenswürdig waren, nicht gestatten konnte, Ispan zu behalten.
Elayne zerquetschte eine große grüne Fliege, die sich auf den Hals von Löwin gesetzt hatte; sie unterstrich Merililles letzte Worte mit diesem lauten Geräusch, und die Graue Schwester zuckte überrascht zusammen. »Wie könnt Ihr es wagen?«, flüsterte Elayne. »Sie haben sich Ispan und Falion im Rahad entgegengestellt, und dem Gholam ebenfalls, ganz zu schweigen von ungefähr zwei Dutzend Rüpeln mit Schwertern. Ihr wart nicht dort.« Das war kaum fair. Merilille und die Übrigen waren zurückgelassen worden, denn Aes Sedai im Rahad, offensichtliche Aes Sedai, hätten große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es kümmerte sie nicht. Ihr Zorn wuchs mit jedem Moment mehr, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Ihr werdet mir gegenüber niemals wieder solche Andeutungen machen. Niemals! Nicht ohne unumstößliche Gewissheit! Nicht ohne Beweise ! Wenn Ihr es doch tut, werde ich Euch eine Strafe auferlegen, dass Euch die Augen aus dem Kopf fallen!« Ungeachtet dessen, wie hoch sie über der anderen Frau stand, besaß sie nicht die Autorität, ihr überhaupt eine Strafe aufzuerlegen, aber auch das kümmerte sie nicht. »Ich werde Euch den restlichen Weg nach Tar Valon zu Fuß gehen lassen! Mit nur Brot und Wasser auf dem ganzen Weg! Ich werde Euch unter ihre Obhut stellen und ihnen sagen, sie sollen Euch niederschlagen, wenn Ihr Widerstand leistet!«
Sie erkannte allmählich, dass sie schrie. Grau-weiße Vögel schwirrten in einem breiten Band über ihre Köpfe, doch sie übertönte deren Schreie. Sie atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Sie konnte nicht gut schreien. Es drang stets als Kreischen hervor. Alle sahen sie an, die meisten erstaunt. Aviendha nickte anerkennend. Aber sie hätte natürlich ebenso reagiert, wenn Elayne ein Messer in Merililles Herz versenkt hätte. Aviendha hielt zu ihren Freundinnen, was auch immer geschah. Merililles cairhienische Hellhäutigkeit war zu Totenblässe geworden.
»Ich meine, was ich sage«, belehrte Elayne sie in weitaus kühlerem Tonfall, was noch tiefere Totenblässe bei Merilille zu bewirken schien. Sie meinte jedes Wort ernst. Sie konnten es sich nicht leisten, dass solche Gerüchte unter ihnen in Umlauf waren. Sie würde sie auf die eine oder andere Art beenden, obwohl das Nähkränzchen höchstwahrscheinlich in Ohnmacht fallen würde.
Sie hoffte, dass dies das Ende war. Es hätte das Ende sein sollen. Aber als Merilille ging, nahm Sareitha ihren Platz ein, und auch sie nannte einen Grund, warum man den
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