Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
mit geweiteten Augen an, wobei ihr Gesicht grau wurde, dann riss sie ihr Pferd herum und galoppierte zu Renaile zurück.
Aviendha kicherte erfreut, aber Elayne fragte sich, ob diese ganze Idee ein Fehler gewesen war. Obwohl gute dreißig Schritt zwischen ihnen lagen, konnte sie Renailes Gesicht bei Rainyns Bericht zornrot anlaufen sehen, und die anderen flüsterten erregt. Sie wirkten nicht verängstigt, sie schienen verärgert, und sie warfen den Aes Sedai vor ihnen zunehmend unheilvolle Blicke zu. Nicht Aviendha, sondern den Schwestern. Adeleas nickte nachdenklich, als sie es bemerkte, und Merilille konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Zumindest sie waren erfreut.
Wäre das der einzige Zwischenfall während des Ritts gewesen, hätte man sich noch an den Blumen und Vögeln erfreuen können, aber es war nicht einmal der erste. Es begann kurz nach Verlassen der Lichtung, als sich alle Frauen des Nähkränzchens außer Kirstian – die zweifellos auch gekommen wäre, wenn sie nicht den Befehl erhalten hätte, Ispan abzuschirmen –, eine nach der anderen zu Elayne vortasteten. Eine nach der anderen kamen sie, jede zögerlich und verzagt lächelnd, bis Elayne ihnen am liebsten gesagt hätte, sie sollten sich ihrem Alter entsprechend verhalten. Sie stellten gewiss keine Forderungen, und sie waren zu klug, um offen um das zu bitten, was ihnen bereits verweigert worden war, aber sie fanden andere Wege.
»Es kam mir in den Sinn«, sagte Reanne heiter, »dass Ihr Ispan doch gewiss recht dringend befragen wollt. Wer weiß, was sie in der Stadt noch vorhatte, außer den Lagerraum zu finden?« Sie sprach im Plauderton, aber sie warf Elayne hin und wieder rasche Blicke zu, um zu sehen, wie sie ihren Vorschlag aufnahm. »Wir brauchen gewiss noch über eine Stunde, um den Bauernhof zu erreichen, in unserem Tempo vielleicht sogar zwei Stunden, und Ihr wollt doch sicher keine zwei Stunden verschwenden. Die Kräuter, die Nynaeve Sedai ihr gegeben hat, haben sie recht gesprächig gemacht.«
Das heitere Lächeln schwand, als Elayne erwiderte, die Befragung Ispans könne noch warten. Licht, dachten sie wirklich, dass jemand eine Befragung durchführte, während er durch Wälder auf Wegen ritt, die kaum diese Bezeichnung verdienten? Reanne kehrte vor sich hin murrend zu den übrigen Kusinen zurück.
»Verzeiht, Elayne Sedai«, murmelte Chilares kurz darauf mit ihrem murandianischen Akzent. Ihr grüner Strohhut passte genau zu einigen ihrer übereinandergeschichteten Unterröcke. »Verzeiht, wenn ich Euch störe.« Sie trug nicht den roten Gürtel einer Heilerin. Die wenigsten Frauen des Nähkränzchens trugen ihn. Famelle war Goldschmiedin, und Eldase lieferte den Händlern Lackwaren zur Ausfuhr, Chilares war Teppichhändlerin, während Reanne selbst die Verschiffungen der kleinen Händler regelte. Einige führten einfache Aufgaben aus – Kirstian leitete einen kleinen Weberladen, und Dimana war eine erfolgreiche Näherin –, aber andererseits waren sie im Verlauf ihres Lebens alle vielen Gewerben nachgegangen und hatten viele Namen benutzt. »Ispan Sedai scheint es nicht gut zu gehen«, sagte Chilares, während sie sich unbehaglich im Sattel regte. »Vielleicht beeinträchtigen die Kräuter sie mehr, als Nynaeve Sedai gedacht hat. Es wäre schrecklich, wenn ihr etwas zustieße. Ich meine, bevor sie befragt werden kann. Vielleicht könnten die Schwestern sie sich ansehen? Um sie zu Heilen, wisst Ihr …« Sie brach ab und blinzelte nervös mit ihren großen braunen Augen. Was berechtigt war, da Sumeko zu ihren Begleiterinnen gehörte.
Ein Blick über die Schulter zeigte Elayne, dass sich die beleibte Frau in den Steigbügeln aufgestellt hatte, um an den Windsucherinnen vorbeizuschauen, bis sie Elayne ihren Blick erwidern sah und sich eilig wieder hinsetzte. Sumeko, die mehr vom Heilen verstand als jede andere Schwester außer Nynaeve. Vielleicht sogar mehr als Nynaeve. Elayne deutete nur zum Ende der Kolonne, bis Chilares errötete und ihr Pferd wendete.
Merilille schloss sich Elayne nur wenige Augenblicke später an, und die Graue Schwester beherrschte den einfachen Plauderton weitaus besser als die Kusinen. Sie war zumindest in ihrer Art zu sprechen vollkommen ausgeglichen. Eine andere Sache war, was sie zu sagen hatte. »Ich frage mich, wie vertrauenswürdig diese Frauen sind, Elayne.« Sie schürzte angewidert die Lippen, während sie mit einer behandschuhten Hand Staub von ihren geteilten blauen Röcken wischte.
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