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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Weise einen Gewinn machten. Dann kam eine Aes Sedai vorbei. Die Domani überzeugte die Aes Sedai davon, den schlichten Felsen für den doppelten Preis, den sie zuletzt bezahlt hatte, zu kaufen. Woraufhin der Atha’an Miere die Aes Sedai davon überzeugte, denselben Felsen von ihm für noch einmal das Doppelte zu kaufen. Es war nur ein Witz, aber er verdeutlichte, was die Menschen glaubten. Vielleicht hätten die älteren Schwestern keinen besseren Vertrag mit dem Meervolk ausgehandelt.
    Aviendha ging geradewegs zum Rand der Felswand, sobald sie den Hügelkamm erreicht hatten, und blieb dann dort nach Norden blickend regungslos wie eine Statue stehen. Kurz darauf erkannte Elayne, dass sie keineswegs die Aussicht bewunderte. Aviendha starrte lediglich vor sich hin. Elayne sammelte mit den drei Angrealen in Händen ein wenig unbeholfen ihre Röcke und gesellte sich zu ihrer Freundin.
    Die Felswand fiel in fünfzig Fuß hohen Stufen zu den Olivenhainen hin ab, steile Reihen welligen grauen Gesteins, die bis auf einige wenige verdorrte Büsche kahl waren. Der Abgrund erschien nicht wirklich bedrohlich, aber es war doch etwas anderes, als von einem Baumwipfel zu Boden zu blicken. Seltsamerweise fühlte Elayne sich ein wenig benommen, als sie hinabblickte. Aviendha schien nicht zu bemerken, dass sich der Rand der Felswand direkt unter ihren Zehen befand.
    »Beunruhigt dich etwas?«, fragte Elayne leise.
    Aviendha blickte weiterhin in die Ferne. »Ich habe dich enttäuscht«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang tonlos und leer. »Ich konnte das Wegetor nicht angemessen gestalten, und alle haben gesehen, wie ich dich beschämt habe. Ich habe einen Diener für ein Schattenwesen gehalten und mich daraufhin töricht verhalten. Die Atha’an Miere verachten mich und schauen die Aes Sedai finster an, als wäre ich ein Aes-Sedai-Hund, der auf ihren Befehl bellt. Ich habe behauptet, ich könnte die Schattenläuferin zum Reden bringen, aber keine Far Dareis Mai darf Gefangene befragen, ehe sie zwanzig Jahre mit dem Speer verheiratet ist; sie darf nur dabei zusehen, ehe sie zehn Jahre mit dem Speer verheiratet ist. Ich bin schwach und verweichlicht, Elayne. Ich kann es nicht ertragen, dich weiterhin zu beschämen. Wenn ich dich erneut enttäusche, werde ich sterben.«
    Elaynes Mund wurde trocken. Das klang zu sehr nach einem Versprechen. Sie ergriff fest Aviendhas Arm und zog sie vom Rand des Abgrunds zurück. Aiel konnten fast so seltsam sein, wie sie vom Meervolk beurteilt wurden. Sie glaubte nicht, dass Aviendha springen würde – nicht wirklich –, aber sie würde kein Risiko eingehen. Zumindest versuchte Aviendha sich ihr nicht zu widersetzen.
    Alle Übrigen schienen mit sich selbst oder miteinander beschäftigt zu sein. Nynaeve hatte begonnen, zu den Atha’an Miere zu sprechen, beide Hände fest um ihren Zopf geschlossen und das Gesicht von der Anstrengung, nicht zu schreien, beinahe so dunkel wie deren Gesichter, während sie ihr mit geringschätziger Anmaßung zuhörten. Merilille und Sareitha bewachten noch immer die Schale, und Careane versuchte recht erfolglos, mit den Kusinen ins Gespräch zu kommen. Reanne antwortete ihr, wenn sie auch unbehaglich blinzelte und ihre Lippen benetzte, aber Kirstian stand zitternd und schweigend da, während Garenia die Augen fest zupresste. Elayne sprach dennoch leise. Dies ging niemanden sonst etwas an.
    »Du hast niemanden enttäuscht, mich am allerwenigsten, Aviendha. Nichts, was du jemals getan hast, hat mich beschämt , und nichts, was du tun wirst, könnte mich jemals beschämen.« Aviendha sah sie zweifelnd an. »Und du bist ungefähr so schwach und verweichlicht wie ein Fels.« Das musste das seltsamste Kompliment sein, das sie jemals jemandem gemacht hatte, und doch wirkte Aviendha aufrichtig erfreut. »Ich wette, dass sich selbst das Meervolk vor dir zu Tode ängstigt.« Noch ein seltsames Kompliment, aber es ließ Aviendha lächeln, wenn auch nur schwach. Elayne atmete tief durch. »Was Ispan betrifft …« Es gefiel ihr nicht, hierüber auch nur nachzudenken. »Ich dachte ebenfalls, ich könnte tun, was nötig ist, aber nur daran zu denken lässt meine Hände schwitzen und meinen Magen rumoren. Ich würde es verderben, selbst wenn ich es versuchte. Das haben wir also gemeinsam.«
    Aviendha vollführte die Geste in der Zeichensprache der Töchter des Speers, die ›du erstaunst mich‹ bedeutete. Sie hatte begonnen, Elayne einige Gesten der Zeichensprache

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