Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
beizubringen, obwohl sie sagte, es sei verboten. Anscheinend änderte sich das bei Nächstschwestern, die noch mehr werden wollten. Aber nicht wirklich. Aviendha dachte anscheinend, ihre Erklärung sei vollkommen eindeutig gewesen. »Ich meinte nicht, dass ich es nicht kann«, sagte sie laut, »nur dass ich nicht weiß, wie ich es anstellen soll. Wahrscheinlich hätte ich sie getötet, wenn ich es versucht hätte.« Plötzlich lächelte sie stärker und herzlicher als zuvor und berührte leicht Elaynes Wange. »Wir haben beide unsere Schwächen«, flüsterte sie, »aber das ist keine Schande, solange nur wir beide davon wissen.«
»Nein«, sagte Elayne kraftlos. Sie wusste einfach nicht wie ! »Natürlich nicht.« Diese Frau barg mehr Überraschungen als jeder fahrende Sänger. »Hier«, sagte sie und drückte Aviendha die von ihrem Haar umhüllte Frauenfigur in die Hand. »Benutze sie im Zirkel.« Es war nicht leicht, das Angreal aus der Hand zu geben. Sie hatte es selbst benutzen wollen, aber Aviendha, ihre Freundin, ihre Nächstschwester, benötigte trotz ihres Lächelns Ermunterung. Aviendha wandte die kleine Elfenbeinfigur in ihren Händen um. Elayne konnte fast sehen, wie sie zu entscheiden versuchte, auf welchem Wege sie die Figur zurückgeben könnte. »Aviendha, du weißt, wie es sich anfühlt, wenn du so viel Saidar festhältst wie möglich? Stell dir vor, doppelt so viel festzuhalten. Stell es dir wirklich vor. Ich möchte, dass du sie benutzt. Einverstanden?«
Aiel zeigten vielleicht kaum Empfindungen, aber jetzt weiteten sich Aviendhas grüne Augen. Sie hatten bei ihrer Suche über Angreale gesprochen, aber sie hatte zuvor wahrscheinlich niemals daran gedacht, wie es wäre, eines zu benutzen. »Doppelt so viel«, murmelte sie. »So viel festzuhalten. Das kann ich mir nicht einmal vorstellen. Dies ist ein sehr großes Geschenk, Elayne.« Sie berührte erneut Elaynes Wange und drückte ihre Fingerspitzen daran. Das war die Aiel-Entsprechung eines Kusses und einer Umarmung.
Was auch immer Nynaeve dem Meervolk zu sagen hatte, es dauerte nicht lange. Sie verließ sie schon bald wieder, wobei sie heftig an ihren Röcken zerrte. Als sie sich Elayne näherte, sah sie Aviendha und den Rand des Abgrunds gleichermaßen grimmig an. Normalerweise leugnete sie, dass sie nicht schwindelfrei war, aber nun achtete sie darauf, dass die beiden anderen Frauen zwischen ihr und dem Abgrund blieben. »Ich muss mit dir reden«, murrte sie und führte Elayne ein kleines Stück auf dem Hügelkamm entlang und weiter vom Rand fort. Nur ein kleines Stück, aber weit genug von allen anderen entfernt, sodass niemand sie belauschen konnte. Sie atmete mehrere Male tief durch, bevor sie leise zu sprechen begann, wobei sie Elayne nicht ansah.
»Ich … ich habe mich wie eine Närrin benommen. Daran ist dieser verdammte Mann schuld! Wenn er nicht bei mir ist, kann ich an kaum etwas anderes denken, und wenn er da ist, kann ich überhaupt nicht denken! Du … du musst mir sagen, wenn ich … wenn ich mich töricht verhalte. Ich verlasse mich auf dich, Elayne.« Sie sprach weiterhin leise, aber ihr Tonfall wurde fast klagend. »Ich kann es mir nicht leisten, meinen Verstand wegen eines Mannes zu verlieren, nicht jetzt.«
Elayne war so erschrocken, dass sie einen Moment nichts sagen konnte. Nynaeve gab zu, töricht gewesen zu sein? Sie hätte beinahe nachgesehen, ob die Sonne grün geworden war! »Es ist nicht Lans Fehler, und das weißt du, Nynaeve«, sagte sie schließlich. Sie verdrängte die Erinnerungen an ihre eigenen, kürzlich gehegten Gedanken an Rand. Dies war nicht dasselbe. Doch die Gelegenheit war ein Geschenk des Lichts. Morgen würde Nynaeve sie wahrscheinlich ohrfeigen, wenn sie behauptete, Nynaeve sei töricht. »Beherrsche dich, Nynaeve. Hör auf, dich wie ein albernes Kind zu verhalten.« Bestimmt keine Gedanken an Rand! Sie hatte Rand nicht so sehr angehimmelt! »Du bist eine Aes Sedai, und du sollst uns anführen. Anführen! Und nachdenken!«
Nynaeve faltete die Hände über der Taille und ließ den Kopf hängen. »Ich werde es versuchen«, murmelte sie. »Ich werde es wirklich versuchen. Aber du weißt nicht, wie das ist. Ich … es tut mir leid.«
Elayne hätte fast ihre Zunge verschluckt. Nynaeve entschuldigte sich noch zusätzlich? Nynaeve war beschämt ? Vielleicht war sie krank?
Es hielt natürlich nicht an. Nynaeve betrachtete plötzlich stirnrunzelnd das Angreal und räusperte sich. »Du hast Aviendha eines
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