Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
gegeben, nicht wahr?«, fragte sie mit Nachdruck. »Nun, sie ist gewiss vertrauenswürdig. Schade, dass wir dem Meervolk eines überlassen müssen. Ich wette, dass sie anschließend versuchen werden, es zu behalten! Nun, sollen sie es versuchen! Welches ist meines?«
Elayne reichte ihr seufzend das Armband mit den damit verbundenen Ringen, und Nynaeve schritt davon, während sie das Schmuckstück an ihre linke Hand anlegte und allen Frauen laut zurief, sie sollten ihre Plätze einnehmen. Manchmal war es schwer, die Anführerin Nynaeve von der Tyrannin Nynaeve zu unterscheiden. Zumindest, solange sie tatsächlich anführte.
Die Schale der Winde stand inmitten der Felsplatte auf ihrer abgewickelten weißen Umhüllung, eine nahezu flache, schwere Scheibe aus reinem Kristall von zwei Fuß Durchmesser, auf deren Innenseite dicht umherwirbelnde Wolken eingearbeitet waren. Ein reich verziertes Stück und doch schlicht, wenn man bedachte, was sie – hoffentlich – zu bewirken vermochte. Nynaeve nahm ihren Platz in der Nähe der Schale ein, das Angreal um ihr Handgelenk geschlossen. Sie bewegte die Hand und wirkte überrascht, dass die Ketten ihr anscheinend kein Unbehagen bereiteten. Das Angreal schien wie für sie gemacht. Die drei Kusinen waren bereits da, Kirstian und Garenia hinter Reanne zusammengedrängt und anscheinend verängstigter denn je, wenn das noch möglich war. Die Windsucherinnen standen fast zwanzig Schritte entfernt hinter Renaile aufgereiht.
Elayne raffte ihre geteilten Röcke, trat zu Aviendha, die nahe der Schale stand, und betrachtete das Meervolk misstrauisch. Beabsichtigten sie, ein Aufhebens zu machen? Genau das hatte sie befürchtet, seit das erste Mal erwähnt wurde, dass sich Frauen auf dem Bauernhof befänden, die vielleicht ausreichend stark waren, sich der Verbindung anzuschließen. Die Atha’an Miere beharrten so auf ihren Rängen, dass es die Weiße Burg beschämte, und Garenias Anwesenheit bedeutete, dass Renaile din Calon Blauer Stern, Windsucherin der Herrin der Schiffe der Atha’an Miere, nicht Teil des Zirkels sein würde. Nicht sein sollte.
Renaile betrachtete forschend die Frauen um die Schale. Sie schien sie abzuschätzen, ihre Fähigkeiten zu beurteilen. »Talaan din Gelyn«, rief sie plötzlich barsch, »nehmt Euren Platz ein!« Es klang wie ein Peitschenhieb! Sogar Nynaeve zuckte zusammen.
Talaan verbeugte sich tief, berührte ihre Brust und lief dann zu der Schale. Sobald sie sich bewegte, rief Renaile erneut barsch: »Metarra din Junalle, nehmt Euren Platz ein!« Metarra, rundlich, aber doch kräftig, eilte hinter Talaan her. Beide waren noch zu jung, um sich den vom Meervolk sogenannten ›Salznamen‹ verdient zu haben.
Einmal begonnen, ratterte Renaile alle Namen rasch herunter; sie setzte auch Rainyn und die beiden anderen Windsucherinnen in Bewegung, die alle schnell reagierten, wenn auch nicht so hastig wie die Neulinge. Der Anzahl ihrer Medaillons nach zu urteilen, standen Naime und Rysael rangmäßig höher als Rainyn, würdevolle Frauen mit einer ruhigen Befehlshaltung, aber merklich schwächer im Gebrauch der Macht. Dann hielt Renaile nur einen Herzschlag lang inne, und doch stach dieser Moment aus der raschen Aufzählung hervor. »Tebreille din Gelyn Südwind, nehmt Euren Platz ein! Caire din Gelyn Fließende Woge, übernehmt das Kommando!«
Elayne empfand einen Moment der Erleichterung, dass Renaile nicht auch sie selbst genannt hatte, aber dieser Moment dauerte nur so lange, wie Renailes Innehalten gedauert hatte. Tebreille und Caire wechselten einen Blick, Tebreille grimmig und Caire selbstgefällig, bevor sie zur Schale traten. Acht Ohrringe und eine Vielzahl von einander überlappenden Medaillons wiesen die Windsucherinnen als Wogenherrinnen der Clans aus. Allein Renaile stand über ihnen. Nur Dorile unter den auf der Felsplatte befindlichen Meervolk-Leuten kam ihnen gleich. In mit Brokat versehene gelbe Seide gehüllt, war Caire ein wenig größer. Tebreille, in ebenfalls mit Brokat verbrämter grüner Seide, hatte das etwas strengere Gesicht, aber beide waren überaus hübsche Frauen, und man musste nicht ihre Namen wissen, um zu erkennen, dass sie blutsverwandt waren. Sie hatten dieselben großen, fast schwarzen Augen, dieselbe gerade Nase, das gleiche kräftige Kinn. Caire deutete schweigend auf den Platz zu ihrer Rechten. Tebreille sagte ebenfalls nichts; noch zögerte sie, den ihr von ihrer Schwester angewiesenen Platz einzunehmen, aber ihr
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