Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Gesicht war starr. Mit ihr umgab jetzt ein Kreis von dreizehn Frauen fast Schulter an Schulter die Schale. Caires Augen funkelten beinahe. Tebreilles Augen wirkten trüb. Elayne wurde an ein weiteres Sprichwort Linis erinnert. Kein Dolch ist schärfer als der Hass einer Schwester.
Caire sah sich in dem Kreis der Frauen um die Schale um, der noch kein geschlossener Kreis war, als versuche sie, sich jedes Gesicht zu merken. Elayne kam zu sich, übergab Talaan hastig das letzte Angreal , die kleine Elfenbeinschildkröte, und erklärte, wie es benutzt wurde. Die Erklärung war einfach, und doch konnte jedermann, der es ohne Erklärung zu benutzen versuchte, Stunden damit vergeuden. Sie konnte jedoch keine fünf Worte äußern.
»Ruhe!«, brüllte Caire. Die tätowierten Fäuste in die Hüften gestemmt und die bloßen Füße auseinanderstehend, hätte sie an Deck eines in die Schlacht segelnden Schiffes gehört. »Niemand hier wird ohne meine Erlaubnis sprechen. Talaan, Ihr erstattet sofort Bericht, wenn Ihr auf Euer Schiff zurückgekehrt seid.« Nichts an Caires Tonfall ließ vermuten, dass sie zu ihrer eigenen Tochter sprach. Talaan verbeugte sich tief, berührte ihre Brust und murmelte etwas Unhörbares. Caire schnaubte verächtlich – sie funkelte Elayne auf eine Art und Weise an, die ihren Wunsch vermuten ließ, sie könnte sie auch zur Berichterstattung verpflichten –, bevor sie mit einer Stimme fortfuhr, die man sicherlich noch am Fuße des Hügels hören konnte. »Heute werden wir tun, was seit der Zerstörung der Welt nicht mehr getan worden ist, als unsere Vorfahren gegen die entfesselte Natur gekämpft haben. Sie haben durch die Schale der Winde und die Gnade des Lichts überlebt. Heute werden wir die Schale der Winde benutzen, die uns mehr als zweitausend Jahre lang verloren war und uns jetzt zurückgegeben wurde. Ich habe das alte Wissen studiert, die Aufzeichnungen aus der Zeit, als unsere Vorfahren zum ersten Mal das Meer und das Weben der Winde kennenlernten und unserem Blut das Salz zugeführt wurde. Ich weiß alles, was über die Schale der Winde bekannt ist, mehr als jede andere.« Sie blickte zu ihrer Schwester, ein zufriedener Blick, den Tebreille ignorierte, was Caire noch mehr zufriedenzustellen schien. »Ich werde, wenn es dem Licht gefällt, heute tun, wozu die Aes Sedai nicht imstande sind. Ich erwarte, dass Ihr alle bis zuletzt standhaltet. Ich werde kein Versagen dulden.«
Die übrigen Atha’an Miere hatten diese Ansprache anscheinend erwartet und fanden sie angemessen, aber die Kusinen sahen Caire erstaunt an. Elaynes Ansicht nach war Anmaßung nicht annähernd die richtige Bezeichnung. Caire erwartete allen Ernstes, dass es dem Licht gefiele, und es ihr zutiefst missfallen würde, wenn dem nicht so wäre! Nynaeve blickte gen Himmel und öffnete den Mund. Caire kam ihr zuvor. »Nynaeve«, verkündete die Windsucherin laut, »Ihr werdet jetzt Eure Fähigkeit im Verknüpfen unter Beweis stellen. Macht Euch an die Arbeit, Frau, schnell!«
Nynaeve schloss fest die Augen. Ihr Mund … verzerrte sich. Sie wirkte, als stünde sie vor einem Zusammenbruch. »Vermutlich bedeutet das, dass ich die Erlaubnis zu sprechen habe!«, murmelte sie – glücklicherweise zu leise, als dass Caire auf der anderen Seite des Kreises es hätte hören können. Sie öffnete die Augen wieder und setzte ein schwaches Lächeln auf, das sich auf grausige Weise von ihrem übrigen Gesichtsausdruck unterschied. Sie war das pure Unbehagen.
»Als Erstes muss die Wahre Quelle umarmt werden, Caire.« Das Licht Saidars schien plötzlich hell um Nynaeve. Elayne spürte, dass sie das Angreal in ihrer Hand bereits benutzte. »Ihr wisst vermutlich, wie man dies tun muss.« Nynaeve ignorierte, dass Caire jäh die Lippen zusammenpresste, und fuhr fort. »Elayne wird mir jetzt bei der Demonstration helfen. Wenn wir Eure Erlaubnis haben?«
»Ich bereite mich darauf vor, die Quelle zu umarmen«, warf Elayne schnell ein, bevor Caire sie unterbrechen konnte, »aber ich umarme sie noch nicht wirklich.« Sie hielt inne; die Windsucherinnen beugten sich vor und beobachteten sie, obwohl in Wirklichkeit noch nichts zu sehen war. Selbst Kirstian und Garenia vergaßen ihre Angst so weit, dass sie Interesse zeigten. »Während ich in diesem Stadium verharre, vollführt Nynaeve den Rest.«
»Jetzt werde ich mich nach ihr ausstrecken …« Nynaeve hielt inne und sah Talaan an. Elayne hatte keine Gelegenheit gehabt, ihr etwas Wesentliches
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