Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
das Zaumzeug schließlich los. »Dort wärt Ihr vor … Banditen sicher.« Er erwartete halbwegs, dass Maighdin zum nächstgelegenen Waldrand flüchten würde, aber sie wendete ihr Pferd ebenso wie er und ritt mit zum Ziegenpferch zurück. Sie roch … resigniert.
Dennoch sagte sie: »Ich danke Euch für das Angebot, aber ich … wir … müssen unsere Reise fortsetzen. Wir werden weiterziehen, Lini«, fügte sie fester hinzu, und die ältere Frau sah sie so starr an, dass Perrin sich fragte, ob sie Mutter und Tochter waren, obwohl sie die Frau mit ihrem Namen ansprach. Sie sahen sich gewiss in keiner Weise ähnlich. Lini hatte ein schmales Gesicht und pergamentene Haut, ganz sehnig, während Maighdin unter dem Staub vielleicht wunderschön war. Wenn man helles Haar mochte.
Perrin schaute über die Schulter zu dem hinter ihnen reitenden Mann. Ein hart wirkender Bursche, der eine Rasur nötig gehabt hätte. Vielleicht mochte er helles Haar. Vielleicht mochte er es zu sehr. Männer hatten sich und andere aus diesem Grund schon häufiger in Schwierigkeiten gebracht.
Vor ihnen ritt Faile auf Schwalbe und spähte über die Mauer des Pferchs zu den darin befindlichen Leuten. Vielleicht war einer von ihnen verletzt worden. Seonid und die Weisen Frauen waren nirgendwo zu sehen, Aram hatte offensichtlich verstanden. Er hielt sich nahe bei Faile auf, obwohl er ungeduldig zu Perrin blickte. Die Gefahr war jedoch eindeutig vorüber.
Bevor Perrin die Hälfte des Wegs zum Pferch zurückgelegt hatte, erschien Teryl mit einem Mann mit schmalen Augen und stoppeligen Wangen, der neben seinem Rotgrauen herstolperte und dessen Kragen der Behüter fest im Griff hatte. »Ich dachte, wir sollten einen von ihnen gefangen nehmen«, sagte Teryl mit hartem Lächeln. »Es ist stets besser, beide Seiten zu hören, was man auch gesehen zu haben glaubt, hat mein alter Vater immer gesagt.« Perrin war überrascht. Er hatte gedacht, Teryl könnte nicht über seine Schwertspitze hinausdenken.
Obwohl der stoppelbärtige Bursche am Kragen hochgehalten wurde, war der abgetragene Mantel eindeutig noch immer zu groß für ihn. Perrin bezweifelte, dass noch jemand anders auf die Entfernung genug hatte sehen können, aber er erkannte auch die hervorstehende Nase. Dieser Mann war als Letzter davongelaufen, und er war auch jetzt nicht eingeschüchtert. Sein höhnisches Grinsen schloss sie alle mit ein. »Ihr steckt wegen dieser Geschichte alle tief in der Klemme«, sagte er mit rauer Stimme. »Wir haben auf Befehl des Propheten gehandelt. Der Prophet sagt, wenn ein Mann eine Frau belästigt, die ihn nicht will, muss er sterben. Diese Burschen haben sie gejagt …«, er reckte sein Kinn in Maighdins Richtung, »und sie lief davon. Der Prophet wird dafür Eure Ohren fordern!« Er spie bekräftigend aus.
»Das ist lächerlich«, verkündete Maighdin mit klarer Stimme. »Diese Leute sind meine Freunde. Der Mann hat vollkommen missverstanden, was er gesehen hat.«
Perrin nickte, und wenn sie glaubte, er stimme mit ihr überein, war es auch gut. Aber wenn man das, was dieser Bursche behauptete, dem hinzufügte, was Lini gesagt hatte … Es war überhaupt nicht einfach.
Faile und die anderen schlossen sich ihnen an, gefolgt von den übrigen Reisebegleitern Maighdins, drei weitere Männer und eine weitere Frau, die alle vollkommen heruntergekommene Pferde mit sich führten. Perrin konnte sich nicht erinnern, jemals eine gelungenere Ansammlung von krummen Knien, gebogenen Fesselgelenken, Spat und Senkrücken gesehen zu haben. Sein Blick wanderte, wie stets, zuerst zu Faile – seine Nasenflügel streckten sich nach ihrem Geruch aus –, aber Seonid behinderte seine Sicht. Im Sattel zusammengesunken und zutiefst errötet, blickte sie mürrisch drein; ihr Gesicht wirkte seltsam, die Wangen waren aufgedunsen und der Mund leicht geöffnet. Da war etwas, etwas Rot-Blaues … Perrin blinzelte. Wenn er nicht inzwischen halluzinierte, hatte man ihr ein zusammengerolltes Tuch in den Mund gestopft! Wenn Weise Frauen einem Neuling den Mund zu halten befahlen, selbst einem Aes-Sedai-Neuling, dann meinten sie es offensichtlich auch so.
Perrin war nicht der Einzige, der ein scharfes Auge besaß. Maighdins Kinn sank herab, als sie Seonid sah, und sie warf Perrin einen langen, nachdenklichen Blick zu, als wäre er für das Tuch verantwortlich. Also erkannte sie eine Aes Sedai auf den ersten Blick? Das war für eine Frau vom Lande ungewöhnlich. Sie klang jedoch auch nicht
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