Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
spärlich bewaldeten Hügelkamm über den Mayenern verschiedene Aufgaben. Auf diese Entfernung schienen die weiß gekleideten Gestalten harmlos, die Augen gesenkt und sanftmütig. Aus der Nähe betrachtet, würden sie ebenso wirken, aber die meisten waren Shaido. Die Weisen Frauen behaupteten, Gai’chain seien Gai’chain . Perrin traute keinem Shaido außer Sichtweite. An einer Seite des Hangs knieten unter einem kümmerlichen Tupelobaum ungefähr ein Dutzend Töchter des Speers im Cadin’sor in einem Kreis um Sulin, die trotz ihres weißen Haars die Zäheste unter ihnen war. Sie hatte ebenfalls Kundschafter ausgesandt, Frauen, die zu Fuß ebenso schnell waren wie die Mayener zu Pferde und wahrscheinlich weitaus weniger Aufmerksamkeit erregen würden. Keine der Weisen Frauen dort oben zeigte sich, nur eine schlanke Frau, die in einem großen Kessel den Eintopf umrührte, richtete sich auf und rieb sich den Rücken, während sie Perrin und die anderen vorüberziehen sah. Eine Frau in einem grünen Seidenreitgewand.
Er konnte den düsteren Ausdruck auf Masuris Gesicht erkennen. Aes Sedai rührten nicht in Kesseln, noch vollführten sie zwanzig weitere Aufgaben, welche die Weisen Frauen ihr und Seonid aufgetragen hatten. Masuri tat es für Rand, aber Rand war nicht hier, doch Perrin war hier. Bekäme sie auch nur halbwegs die Gelegenheit dazu, würde sie ihm das Fell über die Ohren ziehen.
Edarra und Nevarin tauchten aus jener Richtung auf und wirbelten selbst in ihren bauschigen Gewändern kaum die Schichten toten Laubs auf, die den Boden bedeckten. Seonid folgte ihnen, den Knebel noch immer im Mund. Sie wandte sich in ihrem Sattel um und blickte zu Perrin. Wenn er hätte glauben können, dass eine Aes Sedai ängstlich wirken konnte, hätte er dies bei ihr vermutet. Furen und Teryl ritten mit finsteren Mienen hinter ihr her.
Masuri sah sie näher kommen und beugte sich hastig wieder über den schwarzen Kessel, rührte mit neuerlicher Energie darin herum und versuchte den Eindruck zu erwecken, sie hätte niemals damit aufgehört. Solange Masuri den Weisen Frauen diente, glaubte Perrin keine Befürchtung um sein Fell hegen zu müssen. Die Weisen Frauen hielten sie anscheinend sehr kurz.
Nevarin schaute über die Schulter zu ihm zurück, ein weiterer dieser düsteren Blicke, die ihm von ihr und Edarra zugedacht wurden, seit er seine Warnung – seine Drohung – über den stoppelbärtigen Burschen ausgesprochen hatte. Perrin stieß verärgert den Atem aus. Er musste sich so lange nicht um sein Fell sorgen, bis die Weisen Frauen beschlossen, dass sie es wollten . Zu viele Persönlichkeiten. Zu viele Ziele.
Maighdin ritt neben Faile und beachtete scheinbar nicht, woran sie vorüberritten, aber er hätte keine Kupfermünze darauf verwettet. Ihre Augen hatten sich kaum merklich geweitet, als sie die mayenischen Wachen gesehen hatte. Sie wusste ebenso gewiss, was rote Brustharnische und Helme, die wie mit einem Rand versehene Töpfe aussahen, bedeuteten, wie sie ein Aes-Sedai-Gesicht erkannt hatte. Die meisten Menschen hätten beides nicht vermocht, besonders nicht Menschen, die wie sie gekleidet waren. Diese Maighdin war ein Rätsel. Sie schien ihm aus einem unbestimmten Grund vage vertraut.
Lini und Tallanvor – so hatte er Maighdin den Burschen nennen hören, der hinter ihr hergeritten war, der ›junge‹ Tallanvor, obwohl ihr Altersunterschied höchstens vier oder fünf Jahre betragen konnte – blieben so dicht hinter Maighdin wie möglich, während Aram Perrin dichtauf zu folgen versuchte. Ebenso ein hartnäckiger kleiner Bursche namens Balwer, der noch weniger auf ihre Umgebung zu achten schien, als Maighdin vorgab. Dennoch glaubte Perrin, dass Balwer mehr sah als sie. Er konnte nicht genau sagen warum, aber die wenigen Male, als er den Geruch des hageren kleinen Mannes erhaschte, wurde er an einen in der Luft schnuppernden Wolf erinnert. Seltsamerweise war Balwer nicht ängstlich, ihn durchströmte lediglich eine wellenförmig schnell unterdrückte Verärgerung, begleitet vom zitternden Geruch der Ungeduld. Die dritte Frau, Breane, flüsterte heftig mit einem ungeschlachten Burschen, der die Augen gesenkt hielt, manchmal schweigend nickte und manchmal den Kopf schüttelte. Wenn es jemals einen rauen Burschen gegeben hatte, dann war er es, aber die kleine Frau strahlte ebenfalls Zähigkeit aus. Der letzte Mann verbarg sich hinter diesen beiden, ein gedrungener Bursche mit einem ramponierten, tief ins Gesicht
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