Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
nach einer Frau vom Lande.
Furen, der hinter Seonid ritt, machte ein sehr finsteres Gesicht, aber Teryl komplizierte alles noch mehr, indem er etwas zu Boden warf. »Das habe ich hinter ihm gefunden«, sagte er, »wo er es vielleicht auf der Flucht fallen gelassen hat.«
Zuerst wusste Perrin nicht, was es war: eine lange Schlinge aus ungegerbtem Leder, die fest mit anscheinend aus brüchigem Leder bestehenden Bändern umwickelt war. Dann erkannte er es und bleckte knurrend die Zähne. »Ihr sagtet, der Prophet fordere unsere Ohren.«
Der stoppelbärtige Mann hörte auf, Seonid anzustarren, und leckte sich die Lippen. »Das … das ist Haris Werk!«, protestierte er. »Hari ist schlecht. Er behält gern alles im Auge, erringt gern Trophäen, und er …« Er zuckte die Achseln und sank in sich zusammen wie ein in die Enge getriebener Hund. »Das könnt Ihr mir nicht anhängen! Der Prophet wird Euch aufknüpfen, wenn Ihr mich anrührt! Er hat schon früher Adlige gehängt, edle Herren und Damen. Ich wandele im Licht des gesegneten Lord Drache!«
Perrin führte Traber zu dem Mann und achtete dabei darauf, dass die Hufe seines Pferdes das … Ding … auf dem Boden nicht berührten. Er wollte nichts weniger, als den Geruch des Burschen zu riechen, aber er beugte sich herab und näherte sein Gesicht dem des Mannes. Scharfer Schweiß rang mit Angst, Entsetzen und einer Spur Zorn. Schade, dass er keine Schuld erkennen konnte. ›Vielleicht fallen gelassen‹ bedeutete nicht ›fallen gelassen‹. Die dicht zusammenstehenden Augen weiteten sich, und der Mann presste den Rücken an Teryls Wallach. Gelbe Augen hatten ihren Nutzen.
»Wenn ich Euch das anhängen könnte , würdet Ihr am nächsten Baum aufgeknüpft«, grollte er. Der Bursche blinzelte und begann zu strahlen, als er begriff, was das bedeutete, aber Perrin ließ ihm keine Zeit, seine Überheblichkeit zurückzugewinnen. »Ich bin Perrin Aybara, und Euer kostbarer Lord Drache hat mich hierhergesandt. Er hat mich gesandt, und wenn ich einen Mann mit … Trophäen … finde, hängt er! Wenn ich einen Mann finde, der einen Bauernhof anzündet, hängt er! Wenn mich einer von Euch schief ansieht, hängt er! Und Ihr könnt Masema auch berichten, dass ich das gesagt habe!« Perrin richtete sich angewidert auf. »Lasst ihn gehen, Teryl. Wenn er nicht in zwei Sekunden verschwunden ist …!«
Teryl ließ den Mantelkragen los, und der Bursche schoss auf die nächststehenden Bäume zu, ohne auch nur einmal zurückzublicken. Ein Teil von Perrins Abscheu galt ihm selbst. Zu drohen! Wenn ihn einer von ihnen schief ansah? Aber wenn der namenlose Mann nicht selbst Ohren abgeschnitten hatte, so hatte er doch zumindest dabei zugesehen und nichts dagegen unternommen.
Faile lächelte, und Stolz schimmerte durch den Schweiß auf ihrem Gesicht. Ihr Blick vertrieb einiges von Perrins Abscheu. Für diesen Blick wäre er barfuß durch Feuer gelaufen.
Aber es hatte natürlich nicht allen gefallen. Seonid presste die Augen zusammen, und ihre behandschuhten Fäuste zitterten an den Zügeln, als wollte sie verzweifelt dieses Tuch aus ihrem Mund zerren und ihm sagen, was sie dachte. Er konnte es ohnehin vermuten. Edarra und Nevarin hatten ihre Schultertücher um sich geschlungen und betrachteten ihn düster. O ja, er konnte es vermuten.
»Ich dachte, es sollte alles geheim bleiben«, sagte Teryl beiläufig, während sie beobachtete, wie der stoppelbärtige Mann davonlief. »Ich dachte, Masema sollte nicht wissen, dass Ihr hier seid, bis Ihr es ihm selbst in sein rosafarbenes Ohr flüstert.«
So war es geplant gewesen. Rand hatte es als Vorsichtsmaßnahme vorgeschlagen, worauf Seonid und Masuri bei jeder möglichen Gelegenheit beharrt hatten. Aber ob Prophet des Lord Drache oder nicht – vielleicht wollte Masema niemandem von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, den Rand gesandt hatte, wenn man das bedachte, was er angeblich erlaubt hatte. Edarra und die anderen Weisen Frauen sahen Masema als möglichen Feind an, den man in einen Hinterhalt locken sollte, ehe er selbst eine Falle errichten könnte.
»Ich soll … das aufhalten«, sagte Perrin und deutete verärgert auf die Schlinge aus ungegerbtem Leder auf dem Boden. Er hatte die Gerüchte gehört und nichts getan. Jetzt hatte er es erkannt. »Ich könnte ebenso gut jetzt damit beginnen.« Und wenn Masema beschloss, dass er ein Feind war? Wie viele Tausende folgten dem Propheten, aus Glaubensgründen oder aus Angst? Es war
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