Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Rücken gerade durchgedrückt, die freie Hand locker auf der geschnitzten Lehne. Es reicht nicht, wie eine Königin auszusehen, hatte ihre Mutter oft gesagt, und ein scharfer Verstand, die geschickte Handhabung der Staatsangelegenheiten und ein tapferes Herz werden dir nichts nützen, wenn die Leute dich nicht als Königin betrachten. Birgitte beobachtete sie, beinahe schon misstrauisch. Manchmal war der Bund entschieden lästig! Dyelin hob den Weinbecher an die Lippen.
Elayne holte tief Luft. Sie war diese Frage aus jeder Richtung angegangen, die ihr eingefallen war, und sie sah keinen anderen Ausweg. »Birgitte, ich will, dass die Garde im Frühling eine Armee darstellt, die allem gleichkommt, was zehn Häuser zusammen ins Feld führen können.« Vermutlich unmöglich zu schaffen, allein der Versuch bedeutete, die Söldner, die sich jetzt eingeschrieben hatten, auch zu halten und noch mehr zu finden, jeden Mann aufzunehmen, der die geringste Neigung dazu zeigte. Licht, was für ein übler Schlamassel!
Dyelin verschluckte sich, ihre Augen traten hervor, dunkler Wein schoss aus ihrem Mund. Noch immer spuckend zog sie ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Ärmel und tupfte sich das Kinn ab.
Über den Bund mit Birgitte schoss eine Woge der Panik zu ihr herüber. »Verdammt, Elayne, das kann nicht dein Ernst sein …! Ich bin eine Bogenschützin, kein General! Das ist alles, was ich jemals war, hast du das noch immer nicht begriffen? Ich habe einfach nur das getan, zu dem mich die Umstände gezwungen haben! Aber wie dem auch sei, ich bin nicht sie , jedenfalls nicht mehr; ich bin nur noch ich und …!« Sie brach ab, als ihr klar wurde, dass sie womöglich zu viel gesagt hatte. Nicht zum ersten Mal. Ihr Gesicht lief rot an, als Dyelin sie neugierig betrachtete.
Sie hatten über Birgitte verbreitet, dass sie aus Kandor kam, wo die Landfrauen ähnliche Bekleidung wie sie trugen, aber Dyelin roch offensichtlich die Lüge. Und mit jedem Mal, das sich Birgitte versprach, kam sie näher daran, ihr Geheimnis zu offenbaren. Elayne warf ihr einen Blick zu, der ihr versprach, dass sie später noch reden würden.
Sie hätte nicht gedacht, dass Birgittes Wangen noch heftiger glühen konnten. Demütigung überlagerte alles andere in dem Bund, bis Elayne spürte, dass ihr das Blut selbst in die Wangen schoss. Schnell nahm sie einen strengen Ausdruck an und hoffte, dass ihre roten Wangen etwas anderes vermuten ließen als das tiefe Verlangen, sich wegen Birgittes Demütigung auf ihrem Stuhl zu winden. Der Spiegeleffekt konnte mehr als nur lästig sein!
Dyelin verschwendete nur einen Augenblick an Birgitte. Sie stopfte das Taschentuch zurück an seinen Platz, stellte sorgfältig den Becher zurück aufs Tablett und stemmte dann die Hände in die Hüften. Auch ihre Miene war jetzt finster. »Die Garde war immer das Herz von Andors Armee, Elayne, aber das hier … Das Licht erbarme sich unser, das ist Wahnsinn! Ihr könntet jeden vom Fluss Erinin bis zu den Verschleierten Bergen gegen Euch aufbringen!«
Elayne konzentrierte sich auf ihre innere Ruhe. Falls sie sich irrte, würde Andor zu einem weiteren Cairhien werden, ein weiteres blutgetränktes Land, in dem das Chaos regierte. Und sie würde natürlich sterben, ein Preis, der nicht zu hoch war. Es war undenkbar, den Versuch nicht zu wagen, davon abgesehen würde ein Fehlschlag für Andor das Gleiche bedeuten, als wenn sie nichts tat. Kühl, beherrscht, von stählerner Ruhe erfüllt. Eine Königin durfte sich nicht ängstlich zeigen, selbst wenn sie es war. Vor allem nicht, wenn sie es war. Ihre Mutter hatte stets gesagt, man sollte Entscheidungen so selten wie möglich erklären; je öfter man etwas erklärte, umso mehr zusätzliche Erklärungen wurden nötig, bis man schließlich zu nichts anderem mehr Zeit hatte. Gareth Bryne hingegen vertrat die Meinung, man sollte die Dinge erklären, wenn es möglich war; die Leute arbeiteten besser, wenn sie auch den Grund kannten. Heute würde sie Gareth Bryne folgen. Viele Siege waren errungen worden, weil man ihm gefolgt war.
»Ich habe drei offizielle Herausforderinnen.« Und vielleicht eine, die es nicht öffentlich verkündet hatte. Sie zwang sich dazu, Dyelins Blick zu erwidern. Nicht wütend; es war einfach nur ein offener Blick. Aber vielleicht hielt es Dyelin für Wut, hatte sie doch die Zähne zusammengebissen, und ihre Wangen waren gerötet. Nun, wenn es so war, konnte sie es auch nicht ändern. »Arymilla kann man
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