Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Gedämpft.
»Wunderbare Neuigkeiten«, sagte Cadsuane tonlos. Das waren sie auch. Tief in ihrem Inneren trug jede Schwester die Furcht mit sich herum, man könnte sie von der Macht abschneiden. Und jetzt war eine Möglichkeit gefunden worden, das zu Heilen, was man nicht Heilen konnte. Von einem Mann. Bevor dies seinen Abschluss gefunden hatte, würde es Tränen und Beschuldigungen geben. Aber davon einmal abgesehen würde jede Schwester, die davon hörte, es als eine weltbewegende Entdeckung betrachten – in mehr als nur einer Weise: ein Mann! –, aber verglichen mit Rand al’Thor war es nur ein Sturm in einer Teetasse. »Ich nehme an, sie bietet an, sich wie die anderen auch auspeitschen zu lassen?«
»Das braucht sie nicht«, sagte Verin gedankenverloren. Sie betrachtete stirnrunzelnd einen Tintenfleck auf ihrem Finger, schien aber etwas zu untersuchen, das sich jenseits davon befand. »Die Weisen Frauen haben offensichtlich entschieden, dass Rand Irgain und die anderen beiden ausreichend bestraft hat, als er … tat, was er tat. Während sie die anderen wie wertlose Tiere behandelten, haben sie darum gekämpft, diese drei am Leben zu erhalten. Wie ich hörte, wurde davon gesprochen, für Ronaille einen Ehemann zu finden.«
»Irgain weiß über die Eide Bescheid, die die anderen geschworen haben.« Corele klang erstaunt. »Als Damer mit ihr fertig war, fing sie schluchzend an, den Verlust ihrer Behüter zu beklagen, doch auch sie ist zu dem Eid bereit. Aber die Sache ist die: Damer will es auch bei Sashalle und Ronaille versuchen.« Überraschenderweise nahm sie fast trotzig die Schultern zurück. Sie war immer so arrogant wie die meisten Gelben gewesen, aber sie hatte stets genau gewusst, welche Stellung sie bei Cadsuane einnahm. »Cadsuane, ich kann nicht zusehen, wie eine Schwester in diesem Zustand verbleibt, wenn es einen Ausweg gibt. Ich möchte es Damer versuchen lassen.«
»Natürlich, Corele.« Anscheinend war etwas von Damers Beharrlichkeit auf sie abgefärbt. Cadsuane war bereit, es durchgehen zu lassen, solange es nicht zu weit ging. An dem Tag, an dem sie von den seltsamen Vorgängen in Shienar erfuhr, hatte sie damit angefangen, Schwestern um sich zu scharen, denen sie vertraute, jene, die sie begleiteten und andere – ihre Augen-und-Ohren, die jahrelang Siuan Sanche und Moiraine Damodred beobachtet hatten, ohne je etwas Nützliches erfahren zu haben –, aber nur, weil sie ihnen vertraute, bedeutete das nicht, dass sie sie ihre eigenen Wege gehen ließ. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Aber davon abgesehen, konnte auch sie keine Schwester in diesem Zustand lassen.
Die Tür flog auf und Jahar kam mit klirrenden Silberglöckchen an den Enden seiner Zöpfe hereingestürzt. Köpfe drehten sich, um den Jungen in dem gut sitzenden blauen Mantel, den Merise für ihn ausgewählt hatte, anzusehen – sogar Sorilea und Sarene starrten ihn an –, aber die Worte, die aus seinem Mund sprudelten, verscheuchten jeden Gedanken daran, wie hübsch sein sonnengebräuntes Gesicht doch war.
»Cadsuane, Alanna ist bewusstlos. Sie ist gerade im Korridor zusammengebrochen. Merise hat sie in ein Schlafgemach bringen lassen und mich zu Euch geschickt.«
Cadsuane verbannte jede entsetzte Gefühlsregung aus ihrer Miene, gab Corele und Sorilea – die man hierbei nicht ausschließen konnte – ein Zeichen und befahl Jahar vorauszugehen. Verin schloss sich ihnen ebenfalls an und Cadsuane hielt sie nicht davon ab. Verin hatte die Gabe, Dinge zu bemerken, die anderen entgingen.
Die schwarz livrierten Diener hatten keine Ahnung, wer oder was Jahar war, aber sie beeilten sich, Cadsuane aus dem Weg zu gehen, als sie mit raschen Schritten hinter ihm herging. Sie hätte ihm gern befohlen, schneller zu gehen, aber dann hätte sie laufen müssen. Sie waren noch nicht sehr weit gekommen, als ein kleinwüchsiger Mann, dessen Kopf an der Vorderseite kahl geschoren war und der einen dunklen Mantel mit waagrechten bunten Streifen auf der Vorderseite trug, ihnen den Weg vertrat und sich tief verbeugte. Sie musste stehen bleiben.
»Die Gnade sei mit Euch, Cadsuane Sedai«, sagte er glatt. »Vergebt mir, dass ich Euch belästige, da Ihr doch in solcher Eile seid, aber ich fand, ich sollte Euch mitteilen, dass sich Lady Caraline und der Hochlord Darlin nicht länger in Lady Arilyns Palast befinden. Sie sind auf einem Flussschiff auf dem Weg nach Tear. Ich fürchte, mittlerweile sind sie außerhalb Eurer Reichweite.«
»Ihr
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