Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
zu springen hatten, wenn sie ihre Stimme erhoben, aber es war mehr als Gewohnheit, dass sie auch für sie sprangen. Eine Legende zu sein brachte wahrlich seine Vorteile mit sich, vor allem, wenn man eine unberechenbare Legende war.
»Begleitet die beiden zu Ihren Räumen«, befahl Cadsuane. »Sie möchten fasten und über Höflichkeit nachdenken. Sorgt dafür, dass sie es auch tun. Und sollten sie auch nur ein unfreundliches Wort von sich geben, lasst beiden ein paar Hiebe verpassen. Aber macht es auf diplomatische Weise.«
Sarene setzte zu einer Erwiderung an. Sie öffnete den Mund, als wollte sie wegen der Unlogik des Letzteren protestieren, aber ein Blick in Cadsuanes Gesicht reichte aus, um sich den Frauen des Atha’an Miere zuzuwenden und ihnen mit einer Geste verstehen zu geben, dass sie aufstehen sollten.
Harine sprang auf die Füße, ihr dunkles Gesicht war wie erstarrt. Bevor sie jedoch ein Wort ihrer zweifellos wütenden Tirade loswerden konnte, berührte Derah sie am Arm und beugte sich vor, um ihr hinter einer vorgelegten, mit dunklen Tätowierungen bedeckten Hand etwas in das mit Ringen übersäte Ohr zu flüstern. Was auch immer die Segelherrin zu sagen hatte, jedenfalls schloss Harine den Mund. Ihr Gesichtsausdruck hellte sich nicht auf, aber sie warf den Schwestern am anderen Ende des Raumes einen Blick zu und bedeutete Sarene nach einem kurzen Moment mit einer knappen Geste vorauszugehen. Harine konnte so tun, als wäre es ihre Entscheidung, jetzt zu gehen, aber Derah folgte ihr so dichtauf, dass es den Anschein hatte, sie würde sie vor sich hertreiben. Sie warf einen unbehaglichen Blick über die Schulter, bevor sich die Tür hinter ihr schloss.
Beinahe bedauerte Cadsuane, diesen leichtfertigen Befehl gegeben zu haben. Sarene würde ihn buchstabengetreu erfüllen. Die Frauen des Meervolks waren ein Ärgernis, davon abgesehen waren sie bisher obendrein nutzlos gewesen. Das Ärgernis musste beseitigt werden, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte, und falls sie doch einen Nutzen für sie finden würde … Werkzeuge mussten geformt werden, egal auf welche Weise. Sie war viel zu wütend auf sie, um sich Sorgen zu machen, wie dies geschah, und sie konnte genauso gut auch jetzt damit anfangen. Nein, sie war auf den Jungen wütend, aber an ihn kam sie noch nicht heran.
Mit einem lauten Räuspern hörte Sorilea auf, Sarene und den Atha’an Miere nachzusehen, und richtete ihre finstere Miene auf die Schwestern, die am Ende des Raums standen. Armreifen klirrten an ihren Handgelenken, als sie das Schultertuch richtete. Noch eine Frau, die nicht in der besten Stimmung war. Die Frauen des Meervolks hatten seltsame Vorstellungen von den ›Aiel-Wilden‹ – obwohl sie eigentlich nicht viel seltsamer waren als jene, die Cadsuane selbst gehabt hatte, bevor sie Sorilea kennengelernt hatte –, und die Weise Frau konnte sie nicht im Mindesten ausstehen.
Cadsuane ging ihr mit einem Lächeln entgegen, um sie zu begrüßen. Sorilea war keine Frau, die man dazu bringen konnte, zu einem zu kommen. Alle glaubten, sie würden sich anfreunden – was tatsächlich möglich war, wie sie überrascht feststellte –, aber niemand wusste von ihrem Bündnis. Eben kam mit seinem Tablett an und schien erleichtert zu sein, als sie ihren zur Hälfte geleerten Pokal darauf abstellte.
»Gestern am späten Abend hat Chisaine Nurbaya darum gebeten, dem Car’a’carn dienen zu dürfen«, sagte Sorilea, als der rot gekleidete Junge zu Daigian zurückeilte. Ihre Stimme war voller Missbilligung. »Vor dem ersten Tageslicht fragte Janine Pavlara, dann Innina Darenhold, dann Vayelle Kamsa. Ihnen war jeder Kontakt untereinander verboten. Sie konnten sich nicht absprechen. Ich habe ihre Bitten akzeptiert.«
Cadsuane gab einen verdrießlichen Laut von sich. »Ich nehme an, Ihr lasst sie bereits dafür büßen«, murmelte sie und dachte angestrengt nach. Neunzehn Schwestern waren Gefangene im Lager der Aiel gewesen. Diese Närrin Elaida hatte neunzehn Schwestern ausgesandt, um den Jungen zu fangen, und jetzt hatten sie alle den Eid geschworen, ihm zu folgen! Diese letzten waren die Schlimmsten. »Was könnte Schwestern der Roten dazu bringen, einem Mann Gehorsam zu schwören, der die Macht lenken kann?«
Verin setzte zu einer Bemerkung an, verstummte dann aber, um der Aiel nicht zuvorzukommen. Seltsamerweise hatte sich Verin auf ihre erzwungene Schülerinnenzeit gestürzt wie ein Reiher auf den Sumpf. Sie verbrachte
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