Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
mehr Zeit im Aiel-Lager als außerhalb.
»Keine Strafe, Cadsuane Melaidhrin.« Sorilea machte eine abwehrende Geste, die die Armreifen aus Gold und Elfenbein wieder klirren ließ. »Sie versuchen ein Toh zu erfüllen, das nicht erfüllt werden kann. Auf seine Weise ist das so albern wie unser Bemühen, sie als Da’tsang zu bezeichnen, aber wenn sie es versuchen wollen, besteht vielleicht noch die Möglichkeit, dass sie sich wieder bewähren«, gestand sie widerstrebend ein. Sorilea konnte die neunzehn Schwestern nicht ausstehen. Sie lächelte schmal. »Wir werden ihnen auf jeden Fall vieles beibringen, was sie noch lernen müssen.« Die Frau schien der Überzeugung zu sein, dass alle Aes Sedai davon profitieren könnten, bei den Weisen Frauen in die Lehre zu gehen.
»Ich hoffe, Ihr werdet sie auch weiterhin im Auge behalten«, sagte Cadsuane. »Vor allem diese letzten vier.« Sie glaubte schon, dass sie sich an diesen lächerlichen Eid halten würden, wenn auch nicht immer auf eine Art und Weise, die dem Jungen gefallen würde, aber es bestand immer die Möglichkeit, dass eine oder zwei von ihnen zur Schwarzen Ajah gehörten. Sie hatte einmal geglaubt, kurz davorzustehen, die Schwarzen auszurotten, nur um zusehen zu müssen, wie ihre Beute ihr wie Rauch durch die Finger schlüpfte; es war ihre bitterste Niederlage, wenn sie einmal davon absah, Jahre zu spät in Erfahrung gebracht zu haben, was Caraline Damodreds Cousine in den Grenzländern getan hatte, sodass ihr dieses Wissen dann nichts mehr nutzen konnte. Jetzt erschien selbst die Schwarze Ajah nur eine Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen.
»Lehrlinge behält man immer genau im Auge«, erwiderte die von den Elementen gezeichnete Frau. »Ich glaube, ich muss die anderen daran erinnern, dankbar dafür zu sein, dass man ihnen erlaubt, wie Clanhäuptlinge herumzulungern.«
Die restlichen vier Schwestern vor dem Kamin erhoben sich bei ihrem Näherkommen eilfertig, machten tiefe Knickse und hörten sorgfältig auf das, was sie ihnen mit leiser Stimme und ohne viel Fingerwedeln sagte. Sorilea mochte glauben, ihnen viel beibringen zu müssen, aber sie hatten bereits begriffen, dass die Stola der Aes Sedai für die Schülerin einer Weisen Frau nicht den geringsten Schutz bot. Cadsuane hatte den Eindruck, dass Toh eine große Ähnlichkeit mit einer Strafe hatte.
»Sie ist … beachtlich«, murmelte Verin. »Ich bin sehr froh, dass sie auf unserer Seite steht. Wenn dem tatsächlich so ist.«
Cadsuane warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ihr erweckt den Anschein einer Frau, die etwas zu sagen hat, was sie nicht sagen will. Über Sorilea?« Diese Allianz war sehr vage definiert. Freundschaft oder nicht, es war noch immer möglich, dass sie und die Weise Frau verschiedene Ziele verfolgten.
»Das ist es nicht«, sagte die stämmige kleine Frau. Sie legte den Kopf auf die Seite, was sie trotz ihres kantigen Gesichts wie einen dicken Spatz aussehen ließ. »Ich weiß, dass es mich nichts anging, Cadsuane, aber Bera und Kiruna machten mit unseren Gästen keinerlei Fortschritte, also habe ich unter vier Augen mit Shalon gesprochen. Nach ein paar sanften Fragen ist sie mit der ganzen Geschichte herausgerückt, und Ailil hat alles bestätigt, nachdem ihr klar wurde, dass ich bereits alles wusste. Kurz nach der Ankunft des Meervolks ist Ailil in der Hoffnung zu Shalon gegangen, herausfinden zu können, was sie mit dem jungen al’Thor vorhatten. Shalon wiederum wollte alles über ihn und die hiesigen Verhältnisse erfahren, was sie nur konnte. Das führte zu weiteren Treffen, die führten zu Freundschaft, und die führten wiederum zu einer Kopfkissenfreundschaft. Ich vermute, genauso sehr aus Einsamkeit wie wegen allem anderen. Auf jeden Fall war es das, was sie viel hartnäckiger als ihr gemeinsames Herumschnüffeln verbargen.«
»Sie haben Tage unter der Befragung erduldet, um das zu verbergen?«, sagte Cadsuane ungläubig. Bera und Kiruna hatten die beiden kreischen lassen!
In Verins Augen funkelte unterdrückte Heiterkeit. »Cairhiener sind steif und prüde, Cadsuane, zumindest in der Öffentlichkeit. Wenn die Vorhänge zugezogen sind, treiben sie es wie die Kaninchen, aber vor Zeugen würden sie nicht mal zugeben, den eigenen Ehemann angefasst zu haben! Und das Meervolk ist fast genauso zugeknöpft. Immerhin ist Shalon mit einem Mann verheiratet, der anderswo seinen Pflichten nachgeht, und der Bruch des Ehegelübdes ist ein sehr ernstes Vergehen. Anscheinend eine
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